Wyatt Earp Box 15 – Western. William Mark D.
werde ich mich an dein Hundegesicht bestimmt auch noch erinnern, Brother.«
Da geschah es.
Eine Frau schrie auf.
Ein heiserer Schrei aus mehreren Männerkehlen erfüllte die Straße.
Reaktionsschnell wich Wyatt dem Hieb aus, konnte aber den blitzartig nachgeschickten Haken nicht ganz vermeiden und wurde zurückgeschleudert.
An der Vorbautreppe stolperte er.
Der Mann mit dem Hundeschädel war sofort bei ihm und wollte den vermeintlich geschlagenen Gegner hochreißen.
Da wuchtete ihm der Missourier einen krachenden Rechtshänder an die Kinnlade, dem er augenblicklich einen fürchterlichen linken Haken folgen ließ.
Aber der Quadratschädel des anderen flog nur hin und her.
Der Mann blieb stehen.
Ein widerliches, höhnisches Grinsen kroch über sein breitflächiges Bullbeißergesicht.
Dann hob er den Kopf an. »Da, schlag noch einmal zu!«
Er hatte sich in seiner Nehmerkraft verrechnet.
Wyatt sah den angehobenen Kinnwinkel, den empfindlichsten Punkt, den ein Mann im Faustkampf überhaupt hatte – und schon riß er einen Uppercut hoch, der genau an dieser Stelle detonierte.
Die umstehenden Männer zuckten zusammen und verzogen die Gesichter.
Der Bullbeißer-Mann hatte den Hieb durch den ganzen Körper wie einen Blitzschlag gespürt. Aber er fiel nicht. Er stand auf seinen breiten Elefantenfüßen und stierte den Marshal aus wässerigen Augen an.
Wyatt fixierte ihn scharf, dann rief er plötzlich:
»Zur Seite, Doc – er kommt!«
Holliday wich sofort einen Schritt zur Seite – und zur namenlosen Verwunderung der Zuschauer kippte der menschliche Koloß plötzlich wie ein gefällter Urwaldriese über die Absatzkanten nach hinten, um der Länge nach auf die Straße zu schlagen.
Der Marshal war schon wieder bei Clowsterfield.
»Und jetzt zu dir, Percy! Hast du noch irgend etwas zu sagen?«
Der Bandit war im Grunde seiner Seele ein Feigling.
»Flynn hat mich gewarnt…«, stotterte er. »Er sagte: Wyatt Earp ist in der Stadt. Er ist bestimmt deinetwegen hier.«
»Flynn, das ist der Penner da?«
Clowsterfield nickte.
»Well, er wird ins Jail geschafft!«
Plötzlich war auch ein Mann mit einem Stern da.
»Sie sind Wyatt Earp?« fragte er.
Wyatt packte Clowsterfield am Arm. »Ja, ich bin Wyatt Earp. Wecken Sie das Gorilla-Baby da, und schleppen Sie es ins Jail. Und diesen Mann hier nehme ich mit.«
Flynn wurde weggeschafft, und mit weichen Knien torkelte er zwischen dem Sheriff und den anderen Männern zum Jail; er wußte immer noch nicht, was eigentlich passiert war.
Schließlich standen nur noch Wyatt Earp und Doc Holliday mit dem Tramp Percy Clowsterfield auf der Straße.
Die anderen hatten sich auf den Vorbau verzogen, wie es im Westen üblich war, weil man von da aus die beste Aussicht auf weitere Geschehnisse hatte, die sich auf der Straße abspielten, und man vor Schlägen und Kugeln da wenigstens einigermaßen sicher war.
Was geschah mit diesem stoppelbärtigen Banditen, der in Santa Fé eine Frau erschossen haben sollte? Was würde der Marshal mit ihm anstellen?
Wyatt zog ihn mit sich in die Schenke und preßte ihn da auf einen Stuhl.
Niemand hatte gewagt, ihm zu folgen. Aber an der Tür standen sie, an den Fenstern und hinten am Hofausgang. Mit angehaltenem Atem lauschten sie den Worten des Missouriers.
»Hör zu, Clowsterfield, du weißt, wessen du beschuldigt wirst…«
Der Tramp keuchte: »Ich habe es gehört, Marshal, aber es ist doch nicht die Wahrheit!«
»Ach, dein Partner Abbot war anderer Ansicht.«
Ein eisiger Schlag durchzuckte den Tramp.
Der Marshal hatte Roy Abbot gefaßt!
Damned, dann konnte er diese Hoffnung also begraben: Abbot würde ihn nicht befreien.
Und was war mit Duncer? Nein, diesem Kerl traute Clowsterfield nicht so viel Kameradschaft zu.
Was hatte der Marshal gesagt? Abbot sei anderer Ansicht? Sollte das etwa bedeuten, daß der Halunke dem Marshal erzählt hatte, er, Clowsterfield, hätte die Frau erschossen?
Das wäre ja ungeheuerlich.
Der Tramp sank noch mehr in sich zusammen.
»Wo steckt Duncer?« traf da die metallene Stimme des Marshals an sein Ohr.
»Ich weiß es nicht.«
Wyatt riß ihn aus dem Stuhl hoch.
»Du weißt es. Du bildest dir nur ein, daß er dich raushauen würde!«
»Nein, der bestimmt nicht«, gab der Bandit zu. »Der ganz bestimmt nicht.«
Der Missourier stieß ihn wieder in den Stuhl.
»Wo ist er?«
Clowsterfield hob die Arme und ließ sie wieder sinken.
»Sie können mich auseinandernehmen, Marshal – ich weiß es nicht.«
»Ihr seid doch zusammen geritten.«
»Nein, nur bis zum Stadtrand. Dann verschwand Roy irgendwo nach Westen…« Er brach ab.
»Weiter!«
Im Schädel des Banditen war ein neuer Gedanke aufgetaucht! Nein, Duncer würde ihn sicher nicht befreien, aber wenn er, Clowsterfield, ihn verriet, mußte er damit rechnen, daß Oregon Jack ihn töten würde, aus Rache.
Und außerdem, was gab es denn schon zu verraten?
Was wußte er denn schon von ihm?
Er wußte ja tatsächlich nicht, wohin er geritten war.
»Sprechen Sie weiter!« mahnte ihn die Stimme des Marshals.
»Weiter…?« stammelte er.
Wieder riß Wyatt ihn hoch. Er mußte rauh und hart mit diesen Menschen umgehen, denn zu was sie fähig waren, hatten sie ja bewiesen. Und jede Stunde, die Duncer gewann, bedeutete einen bedeutenden Vorsprung.
»Ich weiß es nicht!«
Der Blick der stahlblauen Augen des Marshals bohrte sich in die tückischen Augen des Verbrechers.
»Rede, Bursche, sonst lernst du den gröbsten Mann des Westens kennen, das verspreche ich dir!«
Clowsterfield schluckte.
»Well, er… ritt weiter…, ich meine…, ich ritt hierher nach Nordwesten… und er…«
»Und er!?«
»Er ritt zurück.«
Wyatt ließ ihn so plötzlich los, daß er vor dem Stuhl auf den Boden fiel.
»Was…? Zurück?«
»Ja.«
»Wohin?«
Der Outlaw rappelte sich hoch.
»Ich weiß es nicht. Er sagte: Ich habe die Kasse vergessen! Dann war er verschwunden.«
Wyatt kam ganz dicht an den Banditen heran.
»Gib acht, Mann, wenn du dir jetzt eine Story ausgedacht hast, war es das Dümmste, was du dir in deinem sinnlosen Leben geleistet hast. Denn du kannst ihm keinen Vorsprung verschaffen, deinem Boß, weil ich ihn jagen werde, bis