Wyatt Earp Box 15 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Box 15 – Western - William Mark D.


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das zeigte die Sicherheit, mit der er vorging.

      Er stand im Hausgang und lauschte wieder.

      Nichts rührte sich.

      Damned, sollte ihm das Glück so zuwinken wollen, sollte etwa der ganze Laden leer und alle Bewohner ausgeflogen sein?

      Ausgeflogen? Sie waren mit wilder Neugier zum Galgenhügel gelaufen, um den Mann sterben zu sehen.

      Den Mann, von dem nur er – Oregon Jack Duncer – mit Sicherheit wußte, daß er am Tod der Saloonerin unschuldig war.

      Er nahm ein Geldstück aus der Tasche und warf es auf die Flurfliesen.

      Die Münze klimperte durch den Gang und blieb dann still vor der Haustür liegen.

      Nichts rührte sich.

      Duncer hatte den Revolver in der Linken und verließ die Türnische der Küche, huschte weiter durch den Korridor und warf von weitem einen Blick durch die mit Schmiedeeisen verzierten Türfenster nach draußen.

      Die Straße war menschenleer.

      Da – der Mörder zuckte zusammen.

      Ein Geräusch war an sein Ohr gedrungen.

      Ein Geräusch, das ihm einen heißen Stich durch die Brust jagte: Irgendwo wurden große metallene Geldstücke aufeinandergelegt.

      Geld wurde gezählt!

      Duncer rieb sich mit dem Handrücken über den Mund und prüfte seinen Revolver.

      Er sah vorn links neben dem Eingang die breite Tür zum Schalterraum.

      Sie stand nur angelehnt.

      Mit unendlicher Vorsicht näherte er sich ihr und stieß sie auf.

      Hinter den Gittern stand ein Mann und zählte Geld. Ein Mann im weißen Hemd, mit brauner Weste bekleidet, den grünen Marienglasschirm auf der Stirn. An den Ärmeln schwarze lange Hemdschoner.

      Duncer duckte sich tief nieder und öffnete die Tür so weit, daß er eintreten konnte.

      Wenn jemand auf dem Vorbau stand, konnte er ihn unmöglich sehen, da er sich tief auf den Boden gekauert hatte.

      Langsam bewegte er sich vorwärts.

      *

      Doc Holliday hatte in der Spalte zwischen den beiden Häusern, dem Bankhaus und dem nebenanliegenden Clothing Shop Bery Andersons, hinter den drei die Lücke verschließenden Brettern gestanden.

      Da sich auf der Mainstreet nichts rührte, verließ er sein Versteck, schob die nur angelehnten Bretter zur Seite und blieb an der Vorbauecke stehen.

      Zu diesem Zeitpunkt war der Desperado schon im Bankraum.

      Holliday blickte die Straße hinunter und zündete sich eine Zigarette an, dann nahm er eine uralte Zeitung aus der Tasche, die ihm der Barbier für diesen Fall aus seinen Vorräten gegeben hatte.

      Aber was dem Ohr des Spielers entgehen konnte, da es in fast absoluter Lautlosigkeit geschah, vermochte seinem scharfen Auge nicht zu entgehen.

      Er hatte die drei Fenster des Schalterraumes im Auge. Die untere Hälfte dieser Fenster war milchig mattiert – dennoch hätte man selbst ein Kind sehen müssen, wenn es den Schalterraum betreten hätte, so niedrig lagen die Fenster.

      War es ein Zufall, daß der Georgier gerade in diesem Augenblick das erste Fenster streifte, als sich drinnen die Tür bewegte?

      Sicher nicht. Niemand war auf solchem Posten wachsamer als er, der ewig mißtrauische, argwöhnische Mann, der es gewohnt war, fast ständig von Feinden umgeben zu sein, von Menschen, die ihn haßten oder fürchteten und ihn deshalb töten wollten.

      Er sah, wie sich die Tür bewegte.

      Und da er nicht den mindesten Schatten hinter dem Fenster sah, schrillte es in seinem Hirn Alarm.

      Sofort verließ er seinen Platz und ging ein Stück die Straße hinunter.

      Wyatt Earp hielt sich in Barkers Goldnuggett Saloon auf, der größten Schenke Santa Fés.

      Da der Verbrecher bei seinem ersten Besuch keine Bank, sondern eine Schenke heimgesucht hatte, hielt der Missourier es für durchaus möglich, daß er auch jetzt wieder eine Schenke besuchen würde, um zu »seinem« Geld zu kommen.

      Hollliday stieß die Tür auf.

      »Wyatt!«

      Der Salooner nickte.

      »Er ist im Hof! Ich sag ihm Bescheid.«

      »Lassen Sie, ich gehe zu ihm.«

      Holliday lief durch den Schankraum, den kleinen Flur und öffnete die Korridortür.

      Wyatt Earp kam hinter einem Kistenstapel hervor.

      »Doc? Was gibt’s?«

      »Ich will keine Gespenster an die Wand malen – aber es ist jemand im Schalterraum der Bank.«

      »Stimmt, Ton Hancorver, einer der Kassierer. Er zählt Geld. Ich war vor einer Viertelstunde noch bei ihm.«

      »Wie groß ist der Mann?«

      »Na, einsfünfundsiebzig wenigstens.«

      Der Spieler schüttelte den Kopf.

      »Well, dann hat er eine merkwürdige Vorliebe. Er geht nämlich nicht aufrecht wie ein normaler Mensch, sondern kriecht über den Boden. Weshalb eigentlich nicht, ist mal was anderes.«

      Wyatt Earp war sofort neben Holliday auf der Hoftreppe.

      Und jetzt berichtete der Spieler, was er beobachtet hatte.

      »Damned, dann ist er also schon in der Bank – wenn es wirklich Duncer sein sollte.«

      »Wir werden es erleben.«

      Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, marschierten die beiden davon. Wyatt Earp auf die Straßenfront des Bankhauses zu, Holliday durch einen Häuserspalt, über die Nordmauer des Hofes zur Rückfront.

      Wyatt hatte sich tief niedergeduckt und unter das erste Fenster geschlichen.

      Angestrengt lauschte er – aber es blieb alles still.

      Sollte der Tramp etwa schon gehandelt haben?

      Mit größter Vorsicht kroch der Marshal zurück und kam dann aufrecht gehend wieder.

      Er hielt den Kopf leicht gesenkt und tat, als blicke er auf die Vorbaubohlen.

      Dabei aber streifte er blitzschnell mit einem Blick den Teil des Schalterraumes, der von draußen zu sehen war.

      Er bemerkte den Schatten sofort, der vorn vor der Schalterbank niederzuckte.

      Doc Holliday hatte sich also nicht geirrt: Duncer war da!

      Zumindest war ein Bandit in der Bank, denn wer hätte sich sonst durch den Schalterraum in dieser Stellung schleichen sollen.

      Wyatt ging weiter – und kam lautlos zurück, duckte sich tief nieder und blieb unter dem zweiten Fenster am Boden knien.

      Drinnen war immer noch alles still.

      Und der Clerk zählte sein Geld.

      Er stand allerdings so, daß Duncer ihn wohl sehen konnte, aber schlecht einen Schuß auf ihn anbringen konnte, da hinter den Gitterstäben noch Glas war.

      Duncer hatte alles genau bedacht.

      Da waren die Gitter und dahinter das Glas.

      Er mußte dicht vor der Schalterklappe mit dem Colt hochschnellen.

      Wenn er dann wirklich auf den Mann schoß, war es sinnlos. Er mußte ihn zunächst mit dem Colt bedrohen, da der Clerk ja das Geld erst an den Schalter zu bringen hatte!

      Jetzt war er unter dem Schalterbrett, nahm den Colt fest in den Griff und schnellte hoch.

      »Hände hoch!«

      Der


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