Bomba bei den Pygmäen. Roy Rockwood

Bomba bei den Pygmäen - Roy Rockwood


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er.

      „Das ist ein guter Mann“, erklärte das Kind mit seinem schrillen Stimmchen. „Er hat den Orang getötet — dieses häßliche große Tier, das auf mich losgestürzt ist und dabei so schrecklich gebrüllt hat.“

      „Ja“, stimmte Azande zu. „Bomba ist gut und tapfer. Er hat Azandes Neffen das Leben gerettet.“

      Gibo und Wafi schauten einander vielsagend an. Wenn dieser kleine Junge der Neffe des Häuptlings war, dann änderte das natürlich die ganze Situation. In diesem Falle war zu erwarten, dass der Häuptling sein Versprechen halten und ihnen Schutz und Beistand gewähren würde, bis Bomba wieder gesund war.

      Der Marsch durch den Dschungel verlief ohne Zwischenfälle, und die Weiber und Kinder im Dorf, die den Fremden zuerst feindselig entgegenblickten, änderten ihre Haltung sofort, als sie hörten, was geschehen war. Verwundert starrten Gibo und Wafi auf die dreißig oder vierzig bienenkorbartig geformten, kleinen Hütten, die auf der Lichtung standen. Die Eingänge waren so niedrig, dass große Männer wie Wafi selbst auf Händen und Füßen nur mit Mühe ins Innere gekommen wären.

      Kaum waren sie eine halbe Stunde im Dorf, als der Häuptling auch schon seinen Medizinmann und die Krieger zusammenrief. Die Bahre mit dem noch immer bewusstlosen Bomba stand auf dem freien Platz vor dem Häuptlingshaus, und hier sollte auch jene eigentümliche Zeremonie vonstatten gehen, die zur Heilung des Kranken vorgenommen wurde.

      Zuerst beugte sich Momku über den Ohnmächtigen und bewegte beschwörend die Arme. Seine Stammesangehörigen hatten sich inzwischen in einer langen Schlangenreihe formiert und begannen jetzt in einem seltsamen Hüpf- und Schreittanz um die Bahre herumzugehen, um die bösen Geister zu vertreiben, die angeblich im Innern von Bomba ihr Unwesen trieben.

      Jetzt mischte sich Trommelschlag in das Scharren der Schritte. Die Krieger stampften und tanzten vor der Hütte ihres Häuptlings umher, und ihre Bewegungen wurden wilder und ekstatischer. Noch lauter wurde der Trommelwirbel — noch schneller der Takt, den die Füße schlugen. Die Männer hoben ihre Waffen und ließen sie klappernd gegeneinanderschlagen.

      Vier der kräftigsten Krieger hatten inzwischen die Bahre aufgehoben, und jetzt eilten sie im Laufschritt zu einer großen Hütte hin, die ziemlich am Ende des Dorfes stand.

      „Wohin wollen sie unseren Bomba bringen?“ fragte Gibo misstrauisch.

      „Ich weiß es nicht“, erwiderte Wafi.

      Auch ihm kam die Sache nicht ganz geheuer vor. Doch in diesem Augenblick trat Azande auf sie zu und sagte:

      „Kommt mit, ich werde euch zu Bomba führen.“

      Er führte sie zu der Hütte des Medizinmannes, die etwa fünf Fuß hoch und zehn Fuß lang war. Auf einem Lager aus Gras und Laub lag Bomba im Innern der Hütte, und zu seinen Füßen kauerte Momku, der verhutzelte, alte Medizinmann, der jetzt mehr denn je einem haarigen Affen glich.

      Als die beiden eintraten, öffnete Bomba zum ersten Male die Augen, und ein Jubelruf drang über Gibos Lippen.

      „Bomba ist erwacht!“, rief er. „Den Dschungelgöttern sei Lob und Dank!“

      „Was ist geschehen?“ fragte Bomba mit schwacher Stimme.

      Gibo erklärte mit fliegender Hast, was sich inzwischen ereignet hatte, und Bomba schüttelte verwundert den Kopf, als könnte er die Fülle von Ereignissen in seinem umnebelten Gehirn noch nicht unterbringen.

      Jetzt trat Azande ebenfalls in die Hütte und wandte sich an den Medizinmann.

      „Wird der Fremde wieder gesund werden?“, fragte er.

      „Das Feuer des Fiebers brennt in seinen Adern“, erklärte der Medizinmann. „Aber er wird am Leben bleiben.“

      Der Häuptling wandte sich jetzt an Gibo und Wafi.

      „Ein Leben für ein anderes Leben“, sagte er mit einem Klang von freudiger Genugtuung in der Stimme. „Als Gegengeschenk für das Leben des kleinen Negongwe geben wir, die Rothaarigen Pygmäen, euch das Leben eures Bomba zurück. Momku hat gesprochen: der Junge aus dem Dschungel wird leben.“

      Azande und Momku verließen den Raum, und Gibo und Wafi hielten Wache am Bett des Jungen, der inzwischen schon wieder in erschöpften Schlaf gesunken war. Pygmäenfrauen kamen und brachten Essen, und als es Nacht wurde, lösten Gibo und Wafi einander bei der Wache ab. Sie wischten den Schweiß von Bombas Stirn und befeuchteten seine spröden, heißen Lippen mit Wasser.

      Gegen Morgen, als Wafi gerade Wache hielt, hörte er einen seltsamen Trommelklang aus dem Urwald dringen. Als er aus der Hütte schaute, sah er, dass die Krieger schon auf den Beinen waren und dass der Häuptling hastig Befehle erteilte. Unruhig eilte Wafi ins Freie und an den kleinen Bienenkorbhäusern entlang, bis er vor dem Häuptling stand.

      „Sage mir, Azande, was hat die Trommel zu bedeuten?“

      4 Ein kurzer Kampf

      „Die Trommel bedeutet Krieg und Tod“, erklärte Azande düster. „Die Schwarzhaarigen sind im Anmarsch, die Feinde unseres Stammes.“

      „Sind die Schwarzhaarigen auch Pygmäen?“, fragte Wafi.

      „Ja, es sind Pygmäen“, erwiderte der Häuptling. „Sie sind größer als wir Rothaarigen, aber nicht so stark. Sie sind auch nicht so schnell und können sich nicht wie Schatten hinter Bäumen und Büschen verbergen. Oft genug schon haben wir sie zurückgetrieben, aber noch immer machen sie mit ihren Trommeln Lärm im Dschungel. Diese Trommeln sprechen von Krieg und Tod — von spitzen Speeren und Pfeilen, die schnell wie Vögel durch die Luft gleiten. Horcht!“ Azande hob die Hand. „Das ist unsere Antwort auf die Drohung der Schwarzhaarigen.“

      Dicht bei der Stelle, an der Gibo und Wafi standen, wurde jetzt eine Trommel geschlagen. Zuerst war der Klang leise, aber er schwoll stärker und immer stärker an, bis er als drohende, dumpfe Herausforderung in den Dschungel drang.

      Besorgt lauschten Gibo und Wafi auf das dumpfe Streitgespräch zwischen der nahen und der fernen Trommel. Sie mussten immer daran denken, was im Falle eines Kampfes aus Bomba wurde, der noch hilflos und krank auf seinem Lager ruhte. Wafi äußerte seine Befürchtungen Azande gegenüber, doch dieser erklärte:

      „Wir werden für Bomba kämpfen. Du brauchst keine Furcht zu haben. Bomba wird kein Leid geschehen, solange noch ein einziger roter Pygmäe am Leben ist.“

      Diese Worte beruhigten die beiden, aber sie beschlossen doch, Bomba unablässig zu bewachen, bis jede Gefahr vorüber war. Inzwischen hatte der Häuptling sich seinen Männern zugewandt.

      „Bald werden wir zum Angriff aufbrechen!“, rief er. „Wir werden den Schwarzhaarigen in den Dschungel entgegeneilen; aber Gaku, Iga und Idani, ihr werdet mit meinem Bruder Pongi das Dorf bewachen.“

      Die genannten Krieger traten vor, und Pongi, der Vater des kleinen Negongwe setzte sich an ihre Spitze.

      „Mein Bruder, wenn uns einer der Schwarzhaarigen entkommt, dann wirst du ihn ohne Gnade erschlagen“, befahl Azande. „Du wirst den weißen Jungen mit deinem eigenen Leben schützen.“

      „Bomba wird kein Leid geschehen“, beteuerte Pongi. „Negongwes Vater vergisst nicht so schnell!“

      Kaum hatte Pongi die letzten Worte gesprochen, als alle Krieger wie durch einen Zauber plötzlich von der Lichtung verschwunden waren. Nichts war mehr von ihnen zu sehen, und kaum ein leises Knacken und Rauschen im Unterholz verriet, dass mehr als hundert Krieger in den Dschungel aufgebrochen waren.

      Als Gibo und Wafi wieder die Hütte betraten, sahen sie, dass der Medizinmann des Stammes an Bombas Lager kauerte. Der Junge war aus seinem tiefen Schlaf erwacht, und der Medizinmann hatte ihn inzwischen mit einem hölzernen Löffel aus der kleinen Schüssel gefüttert, die — mit einem wohlschmeckenden Fruchtbrei gefüllt — neben dem Kranken stand.

      Bomba begrüßte die beiden Freunde freudig. Obwohl noch das Fieber in seinen Adern brannte, hatte er


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