Zauberstunde. Angelika Marx
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Besinnliche Weihnachtsgans
„Bist du endlich fertig?“, nölt mein Ehemann, „die warten doch schon mit dem Essen auf uns!“
„Ach was! Wir sind wahrscheinlich wieder mal die Ersten. Omar steht jedenfalls noch in seinem Garten und staucht die Verwandtschaft zusammen. Man kann ihn bis hierher hören. Er brüllt ins Telefon und maßregelt einen seiner Brüder!“ Jedenfalls vermute ich das, verstehen kann ich seine Tiraden nicht, denn er schimpft auf Arabisch.
Omar, ein Iraker, lebt schon seit dreißig Jahren hier. Er hat eine Deutsche geheiratet und sie haben zwei Buben. Dennoch meint er, wenn er von Zuhause spricht, immer den Irak, was mich anfangs irritierte. Inzwischen weiß ich, dass die Kamele, von denen er berichtet, nicht in den Straßen Kölns zu suchen sind. Täglich ruft er also daheim an, um über Tausende von Kilometern die dortigen Angelegenheiten zu regulieren, denn seit sein Vater starb, ist Omar als ältester Sohn der Haushaltsvorstand.
„Das kann noch dauern“, stelle ich fest, „und ohne ihren Mann kommt auch Ilona nicht.“
„Aber die haben doch das Essen fertig! Ich hasse es, wenn die Gäste zu spät kommen und alles verkocht!“, ereifert sich Gert.
„Also gut“, ich lege eine letzte Locke zurecht, „gehen wir!“
Auf der Straße begegnen wir Kerstin und Rainer, die ebenfalls auf die Haustür unserer Nachbarn zusteuern. Sie hält ein rüschenverpacktes Kochlöffelsortiment in der Hand.
„Ach, das habe ich gestern auch gesehen, beim Lidl gibt’s das jetzt, nicht?“
„Nein, beim Aldi“, klärt Kerstin mich auf, „aber dass das Geschenk daher ist, merkt Daisy nicht. Sie kauft nie dort ein. Anders als ich, ich bin Aldiker.“
„Ich auch. Neulich stehe ich dort an der Kasse, die Frau vor mir dreht sich um, blickt in meinen Einkaufswagen und fragt mich: Was kosten denn die Salatgurken? Ich muss gestehen, dass