Gottesdienst-Handbuch. Detlev Reich
Einleitung Brainstorming
Allgemein
Optimal ist es, mit einer Gruppe aus fünf bis zehn Personen zusammen zu „brainstormen“. Eine klare Aufgabenstellung mit einer Zielvorgabe ist wichtig. Es ist hilfreich, vorab einen klaren zeitlichen Beginn- und Endpunkt zu definieren. In dieser Zeit gilt: keine Störungen und Unterbrechungen. Denn diese behindern einen kreativen Prozess.
Vier grundsätzliche Regeln gelten beim Brainstorming:
• Kombinieren und Aufgreifen von bereits geäußerten Ideen.
• Kommentare, Korrekturen, Kritik sind verboten (1.Phase).
• Viele Ideen in kürzester Zeit (Zeitrahmen ca. 5-30 min).
• Freies Assoziieren und Phantasieren ist erlaubt.
Phase Eins: Ideen finden
In dieser Phase gelten folgende Grundregeln:
• Keine Kritik an anderen Beiträgen, Ideen oder Lösungsvorschlägen.
• Keine Wertung oder Beurteilung der Ideen.
• Jeder soll seine Gedanken frei äußern können.
• Keine Totschlagargumente.
• Je kühner und phantasievoller, desto besser.
Phase Zwei: Ergebnisse sortieren und bewerten
Hier geht es um die Bewertung und Sortierung der Ideen:
• Ideen werden sortiert.
• Ideen werden bewertet und auf ihre Umsetzbarkeit hin geprüft.
• Ergebnisse und Ideen werden schriftlich fixiert.
Diese Regeln gelten allgemein für fast jede Art von Brainstorming. Darüber hinaus gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Ideenfindungsprozess konkret zu gestalten. Im Weiteren werden einige dieser Varianten vorgestellt.
Storyboard
Die Ideen werden mit einem bis drei Worten umrissen und auf eine Karte geschrieben. Diese wird dann an eine Tafel gehängt. Dabei sollte diese Idee mit eigenen Worten der Gruppe kurz beschrieben werden. Man kann die Karte bereits bestehenden Überbegriffen, die an der Tafel hängen, zuweisen (z. B. Theater, Moderation, Video). Dies ist die Phase Eins.
Beispiel:
Keymessage: Durch Jesus haben wir eine Beziehung zu Gott und können mit ihm kommunizieren.
Innerhalb dieser Hauptaussage wird auf der Karte geschrieben: „Theater mit Verbindungsstörungen“. Erklärung des Teilnehmers dazu für die Gruppe: Wir entwickeln ein Theaterstück/Videoclip, bei dem sich zwei Leute per Telefon unterhalten. Aber ständig gibt es Unterbrechungen, die man aber übergeht. Dadurch entsteht auf Grund der Missverständnisse eine witzige Situation. Ziel: Auf lockere Art aufzeigen, was bei fehlender Verbindung passieren kann.
Anschließend beginnt die Phase Zwei: Die Ideen werden gegliedert und gleiches wenn möglich zusammengefasst. Was ist ähnlich, ergänzend oder widerspricht sich? Was kann man aufgrund der gegebenen Rahmenbedingungen umsetzen? Welche Kritikpunkte gibt es zu den Ideen? Welche Idee findet keine Verwendung?
Kopfstandtechnik
Hier wird die ursprüngliche Aufgabenstellung ins komplette Gegenteil verkehrt. Diese Technik macht sich die Eigenart des Menschen zu Nutze, Negatives schneller zu erfassen als Positives.
Das Problem wird um 180° umformuliert. Ein hilfreicher Gedanke dabei ist: „Was müssen wir tun, um genau das Gegenteil zu erreichen?“
Die Ergebnisse können nun entweder als Hilfestellung für die weitere Entwicklung der Elemente genutzt werden oder man kann die negierte Umformulierung nutzen, um das Ziel des Gottesdienstes zu erreichen.
Diese Technik kann man auch in anderen Brainstorming-Variationen mit einfließen lassen.
Beispiel:
Thema/Keymessage: Vertraue Gott, indem du dich in Gottes Nähe begibst und dort gesegnet wirst.
Bei der Kopfstandtechnik wird dies umformuliert: Vertraue Gott nicht, suche nicht seine Nähe und du wirst auch nicht gesegnet. Mit dieser neuen Vorgabe geht man weiter ins Brainstorming. Wie kann man kreativ ausdrücken, wenn man jemand nicht vertraut? Wie sieht es aus, wenn man das Weite von einer Person sucht?
Mind Mapping
Begrifflich und als Arbeitsmittel wurde das Mind Mapping von dem britischen Psychologen Tony Buzan eingeführt.
Bei dieser Technik wird das Thema auf einen großen Bogen Papier geschrieben. Anschließend werden Ideen und Themen, die damit in Verbindung stehen, gesucht, aufgeschrieben und Verbindungen dazu gezeichnet. So können die von dem Thema ableitenden Hauptgedanken auf dickeren Hauptlinien gezeichnet werden. Aus diesen wiederum gehen weitere Ideen und Gedanken hervor. Diese Vorgehensweise entspricht dem natürlichen Denkmuster.
Durch die visualisierte Darstellung der Ideen und den jeweiligen Bezug erhält man eine gute Übersicht und gleichzeitig eine Gliederung des Themas.
Beispiel:
Thema Vergebung.
Abzweigung: Familie, Vater, Mutter, Freunde, Kollegen usw. Abzweigung: sich selbst, warum, Annahme usw.
635-Methode/Brainwriting Pool
Bei Anwendung der Methode 635 erhalten sechs Teilnehmer ein jeweils gleich großes Blatt Papier. Dieses wird mit drei Spalten und sechs Zeilen in 18 Kästchen aufgeteilt. Jeder Teilnehmer wird aufgefordert, in der ersten Zeile drei Ideen (je Spalte eine) zu formulieren. Jedes Blatt wird nach angemessener Zeit – je nach Schwierigkeitsgrad der Problemstellung etwa drei bis fünf Minuten – von allen gleichzeitig, im Uhrzeigersinn weitergereicht. Der Nächste soll versuchen, die bereits genannten Ideen aufzugreifen, zu ergänzen und weiterzuentwickeln. Man kann diese Methode auch mit weniger Personen durchführen. Anschließend werden die Ideen besprochen, sortiert und auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüft.
Eine Variante ist das „Brainwriting-Pool“. Dazu liegen Karten auf dem Tisch, auf denen die Teilnehmer jeweils eine Idee vermerken. Anschließend geben sie diese Karte an ihren rechten Nachbarn, der diese ergänzt, erweitert oder, aufgrund des Schreibens seiner eigenen Karte, ungelesen weiter reicht. Erhält man seine Karte zurück, wird diese auf einen Stapel gesammelt. So erhält man einen Ideen-Pool, den man anschließend auswerten kann. Vertiefend können noch Karten aus dem Pool gezogen und diese ergänzt werden.
Morphologischer Kasten
Der morphologische Kasten ist eine systematisch heuristische Kreativitätstechnik nach dem Schweizer Astrophysiker Fritz Zwicky (1898–1974).
Vorgehensweise