Seewölfe - Piraten der Weltmeere 697. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 697 - Fred McMason


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      Das waren sie alle, aber trotzdem mußten sie auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Mit überhasteter Arbeit ging hier gar nichts.

      Sie hoben die Trümmer auf und setzten sie ein Stückchen weiter auf dem Sand provisorisch zusammen. Selbst das war eine mühselige und schweißtreibende Arbeit, die sie fast an den Rand der Erschöpfung brachte.

      Eine Weile standen sie nur da, atmeten nach und sahen auf das seltsam verzerrte Gebilde im Sand.

      Plötzlich schnupperte Belmonte angewidert und rümpfte die Nase.

      Im Landesinnern war Staub zu sehen, und sie glaubten auch, ein feines Grollen im Boden zu spüren. Der Untergrund zitterte einmal unruhig.

      Gleichzeitig stand in der Luft ein ekelerregender Geruch. Vorläufer einer Staubwolke legten sich beklemmend auf ihre Lungen.

      Der Stückmeister hustete und würgte, bis er rot anlief.

      „Schwefel“, sagte er heiser. „Die Pest der Hölle. Offenbar sprengen sie in den Minen mit Schießpulver, und wir kriegen jedesmal den verfluchten Gestank ab.“

      „Sei froh, daß du nicht in den Minen arbeiten mußt“, entgegnete der Erste. „Gegen die Engländer haben wir das Paradies auf Erden.“

      „Die haben es auch nicht besser verdient. Sollen sie schuften, bis sie tot umfallen oder vom Schwefel zerfressen werden. Wo liegen eigentlich diese Minen?“

      „Irgendwo landeinwärts, wo der Staub aufsteigt. So genau hat Shastri das nicht gesagt. Ist mir aber auch völlig egal.“

      „Mir ist auch alles egal!“ schrie de Xira in aufsteigender Wut. „Ich will weg aus dieser Hölle! Ich kann dieses verdammte Land nicht mehr sehen! Los, an die Arbeit! Und haltet hier keine Reden!“

      Es hatte ganz den Anschein, als gingen dem Kapitän die Nerven durch.

       2.

      Belmonte und der Stückmeister sahen sich befremdet an. Bisher war de Xira immer ruhig geblieben, wenn man von seiner ständigen Flucherei und den vielen Wiederholungen absah.

      Jetzt aber lag Spannung in der Luft, und es würde von nun an keine Ruhe mehr geben.

      Belmonte enterte auf und ließ die Stimmung des Kapitäns gleich auf die anderen überspringen, die dösend an Deck hockten.

      „Hoffentlich seid ihr bald auf den Beinen!“ brüllte er die zusammenzuckenden Männer an. „Vom Faulenzen kriegen wir kein neues Ruder und gelangen hier auch nicht weg. Holt Werkzeuge und geht an die Arbeit. Drüben werden Bäume gefällt und geschnitten. Drei Mann bleiben an Bord und wässern die Planken von oben bis unten.“

      Die noch halbdösigen Männer sprangen auf. Sie kannten diesen Ton, und wenn sie nicht gleich spurten, würde es eine Menge Ärger geben.

      Sie suchten Werkzeuge zusammen – Äxte, Beile, Sägen. Zum Glück war an Bord alles reichlich vorhanden und auch sauber aufgeklart.

      Belmonte ging mit, während de Xira übellaunig an Bord zurückblieb und die anderen Kerle beim Wässern antrieb.

      Der Erste scheuchte sie in den Dschungel, der sich tief ins Land zog. Er wählte ein paar Bäume aus, die dicht am Dschungelrand standen und etwas trockener schienen als die anderen.

      Er riß sich das Hemd vom Körper und arbeitete mit, um den müden Kerlen ein gutes Beispiel zu geben.

      „Den da – und den da!“ rief er. „Umlegen, runter damit!“

      Die unheimliche Stille wurde gleich darauf durch dröhnende Axthiebe unterbrochen. Es war das einzige Geräusch, das weit und breit zu hören war.

      Die Äxte wühlten sich ins Holz. Den Männern lief der Schweiß in Sturzbächen von den Körpern. Sie trugen nur Hosen, weiter nichts.

      Es dauerte auch nicht lange, da krachte mit fürchterlichem Donnern der erste Baum in die anderen, riß eine Bresche und stürzte zu Boden, wobei die Äste zersplitterten.

      Nachdem das Krachen verhallt war, trat abermals diese fürchterliche Stille ein, die an den Nerven zerrte.

      Zwei Mann unterkeilten den Baum an der Krone und sägten sie ab. Immer wieder mußten sie dabei eine Pause einlegen. Sie keuchten und stöhnten bei der Arbeit.

      Belmonte, der ein bedächtiger Mann war, erkannte bald darauf, daß es schlicht unmöglich war, in diesem Brutofen pausenlos zu schuften. Hin und wieder gönnte er den Männern eine Pause.

      „Darf man sich im Wasser abkühlen?“ fragte ein bärtiger Mann.

      „Nichts dagegen“, sagte der Erste. „Aber nicht zu lange, sonst bleibt die Arbeit liegen, und ihr wollt doch auch weg von hier, oder?“

      Und ob sie das wollten!

      Vier, fünf Männer liefen los und sprangen ins Wasser der Bucht. Sie tauchten unter und prusteten. Dabei fiel ihnen nicht mal auf, daß es in der Bucht keinen einzigen Fisch gab. Es gab auch nicht die heimischen kleinen und harmlosen Wasserschlangen, die sich in den Buchten tummelten, und es gab erstaunlicherweise auch keine fliegenden Plagegeister auf dem Wasser.

      Nachdem sie sich erfrischt hatten, kehrten sie wieder an die Arbeit zurück, und die nächste Gruppe durfte ein Bad nehmen.

      Die Arbeit ging weiter, stundenlang, bei glühender Hitze, dem schwefligen Geruch und fast absoluter Stille.

      Pedro Pascual, einer der Decksleute, warf die Axt zu Boden und begann sich zu kratzen.

      Anfangs grinsten sie noch darüber und rissen Witze, doch das Lachen verging ihnen ziemlich schnell, als sie selber sich auch kratzten.

      Ihre Körper brannten wie Feuer, und einer sah den anderen argwöhnisch und fast mißtrauisch an.

      „Wie seht ihr denn aus?“ fragte Belmonte entsetzt.

      Die nackten Oberkörper waren mit rötlichen Beulen übersät. Die Haut war geschwollen, als seien sie von Tausenden Moskitos überfallen und gestochen worden.

      Pedro, der so geschickt mit dem Messer umzugehen verstand, schaute ungläubig an sich hinunter.

      Er sah Feuermale auf der Haut, schillernde Flecken, Beulen und rötliche Pusteln, die immer größer wurden.

      Vor Schreck stieß er einen lauten Schrei aus.

      „Ich habe die Pest!“ kreischte er. „Die Pest ist ausgebrochen, ich werde sterben!“

      Die anderen, die ebenfalls an den unheimlichen Pusteln litten, wurden nervös und begannen ebenfalls durchzudrehen. Sie kratzten sich wie Hunde, die von Flöhen geplagt wurden.

      „Fangt nicht an zu spinnen!“ rief Belmonte, als er die tobende Meute sah. „So schnell kriegt man nicht die Pest, in einer solchen Einöde schon gar nicht. Das muß etwas anderes sein.“

      „Es ist die Pest!“ kreischte Alberto Roque, ein noch junger Mann, der sich wie verrückt gebärdete.

      Der Erste behielt die Ruhe und die Übersicht, nachdem er die Männer wild angebrüllt hatte.

      Da wurde auch de Xira auf der Schebecke mißtrauisch. Er enterte ab und schlurfte schwerfällig zu ihnen.

      „Was ist hier los?“ fragte er wild.

      „Die Kerle glauben, sie hätten die Pest“, erwiderte Belmonte. „Das ist natürlich Quatsch. Die spinnen doch.“

      De Xira sah sich die Oberkörper einiger Männer an. Die Pusteln wurden zusehends größer und verfärbten sich noch stärker ins Rötliche.

      „Das ist von dem Wasser“, sagte de Xira tonlos. „Von dem Wasser in der Bucht. Da ist Schwefel drin oder sonstwas. So was habe ich jedenfalls noch nicht gesehen.“

      Erneut wurden die Männer unruhig. Einige dachten auch gleich daran, daß sie jetzt einen bequemen Vorwand hatten, sich


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