Mythos - Wesen der Seele. Kim Fohlenstein

Mythos - Wesen der Seele - Kim Fohlenstein


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       Ammit - Fresserin

      Verbitterung

      Die Ammit ist ein altägyptisches dämonisches Wesen aus der Unterwelt. Sie hat ein Krokodilsgesicht, einen Löwenoberkörper und einen Nilpferdunterkörper. Damit vereinigt sie die drei gefährlichsten Tiere der Pharaonenzeit in sich. Ihr Name bedeutet Fresserin oder Verschlingerin der Toten. Sie wurde nicht angebetet, im Gegenteil. Sie wurde gefürchtet. Ihre Aufgabe war es, die Herzen jener zu fressen, die das Totengericht nicht bestanden.

      Das Totengericht fand an einer Waage statt. Das Herz des Toten wurde gegen eine Feder der Maat aufgewogen.

      Die Maat symbolisiert eine Summe aus Gerechtigkeit, Wahrheit und Weltordnung. War also das Herz des Verstorbenen schwerer als die (Straußen-)Feder der Maat, fraß es die Ammit auf. Dadurch wurde der weitere Weg der Seele beendet, es bedeutete den endgültigen, zweiten Tod.

      Ammit hatte also einen sehr undankbaren „Job“.

      Sie arbeitete inmitten von Göttern und galt selbst nur als Dämon. Ihre Arbeit diente als eine Art Müllabfuhr, für die sich die Götter offenbar zu schade waren. Jede Tat von ihr war begleitet von Schreck und Weh eines Menschen, der den endgültigen Tod erleidet. Da kommt keine Fröhlichkeit auf! Selbst wenn diese Arbeit zu Beginn befriedigend für Ammit war, wird doch mit der Zeit ein Gefühl von Benachteiligung entstehen.

      Es gibt kein Wachstum, keine Veränderung in diesem Tun. Es bleibt stets, was es ist: unappetitlich. Von allen wird sie verabscheut und gefürchtet. Sie ist die Summe aller Ängste, denn sie vernichtet Leben.

      Warum löst sich Ammit nicht aus diesem Zustand? Ist sie verpflichtet worden? Hat sie sich durch diese Arbeit etwas Anderes „vom Leib gehalten“? Es fehlt ihr jedenfalls die Entschlusskraft und ein Grund, mit dieser Arbeit aufzuhören. Gab es früher etwas Anderes - erinnert sie sich daran?

      Nein, das kann eigentlich nicht sein - oder doch? Niemandem geht es wie ihr, sie ist ganz allein. Sie hat schon so viele fremde Herzen vernichtet, sie kann sie nicht mehr zählen. Wie geht es ihrem eigenen Herzen? Hat sie überhaupt eines? - Oh ja!

      Das Herz der Ammit wohnt schliesslich in einem prächtigen Löwenkörper. Und es hat wie alle anderen Herzen seine Aufgabe…

       Was bedeutet die Ammit für die Ahnenmedizin?

      Wenn die Seelenaufgabe sich im Bild der Ammit entfalten soll, entsteht leicht ein trübes, endgültiges Gefühl. Alle anderen können strahlen und werden „angebetet“, man selbst ist für den Abfall, die Entsorgung des Mülls zuständig. Man kann sich nicht erinnern, dass das jemals anders war.

      Scheinbar taugt man nicht für andere Aufgaben, jedenfalls meinen das offenbar die Anderen. Beinahe ist es schon eine Gnade, sich in ihren „heiligen Hallen“ aufhalten zu dürfen.

      Mit der Zeit ist aus der Dankbarkeit, überhaupt dabei sein zu dürfen, ein bitteres Gefühl geworden.

      „Warum werde ich vom Schicksal benachteiligt? Was ist an mir falsch?“ Ein ununterbrochenes Selbstgespräch begleitet die Arbeit, eine latente Aggression bricht sich immer wieder Bahn. Da geht dann schon mal etwas kaputt bzw. schleichen sich Fehler ein, scheinbar völlig aus Versehen. Sollen die da oben doch mal merken, was passiert, wenn man hier nicht alles richtig macht.

      Die Verbitterung über die Verhältnisse schlägt sich im eigenen Wesen nieder. Man wird mit der Zeit „hässlich“, das Herz ist verhärtet. Warum ändert man daran nichts? Weil man sich nicht vorstellen kann, wie man selbst anders sein könnte. Die Zauberkraft - die Imaginationskraft / Einbildungskraft - ist verloren gegangen.

      Trotzdem gibt es natürlich Impulse von außen. Der gute Ratschlag, doch mal „etwas ganz anderes zu machen“ verhallt unter spöttischem Schnauben. Die vage Erinnerung, dass man immer eine freie Wahl hat, sein Leben grundsätzlich anders auszurichten, findet keinen Platz im Herzen.

      Zuviel Starre verhindert das.

      Dabei wäre es eigentlich nicht schwer: der Weg ins eigene Herz ist niemals weit. Aber natürlich setzt das voraus, an eine Veränderung überhaupt glauben zu können.

      Diese Veränderung muss nun leider auch noch ganz in einem selbst vonstatten gehen. Von außen wird nichts passieren, denn jeder hat das Recht - und die Pflicht - sich selbst zu verwirklichen.

      Auch das Herz der Ammit-Seele wird ständig gewogen, man könnte sagen, mindestens jede Nacht. Der kleine Tod Schlaf trägt uns jede Nacht in die Hallen der Wahrheit.

      Ist das Herz dann frei und leicht, wird man in Gefilde getragen, die für den nächsten Tag Inspirationen schenken, um den Lebensweg in neue Bahnen lenken können. Ist das Herz schwer, wird der Schlaf bekräftigen und fixieren, was schon immer der Lebenszustand war.

      Wer sich von gescheiterten Herzen ernähren muss, benötigt gute Verdauungsenzyme, um sein eigenes Herz daraus wachsen und blühen zu lassen.

      Es dreht sich alles um einen uralten Kampf: um die Ehre von Seele und Körper.

       In der Seelenebene:

      Deine Frage hat dich zur Ammit gebracht. In deiner Seele sieht es bei diesem Thema eher düster aus.

      Woran ist deine Seelenerinnerung gebunden? Welche Aufräumarbeiten waren oder sind der Ammit aufgetragen worden? Der Ammit-Aspekt deiner eigenen Seele ist damit beschäftigt, unwürdige Anteile des eigenen Wesens zu fressen/ zu vernichten. Und zwar endgültig!

      Eine wichtige Arbeit, wahrscheinlich auch anstrengend. Man wird nicht geliebt dafür, der Henker zu sein.

      Deine Frage aktiviert also einen Reinigungsprozess. Sei dankbar dafür, auch wenn es sich nicht besonders gut anfühlt. Übersetzt soll das heißen: fürchte dich nicht vor grimmigen und kompromisslosen Anteilen deiner Seele. Getraue dich, Werturteile auszusprechen - wohlgemerkt nur für Aspekte deiner eigenen Person und all ihren Erinnerungen.

      Bleibe aber niemals dabei stehen, bei dir selbst Unwürdiges entdeckt zu haben. Wie allzu menschlich ist das denn? Was verderbt ist, wird gefressen und verdaut. Auf diesem Kompost wächst neues Leben und die Fresserin wird damit zur Alchemistin.

      Dein inneres Seelentribunal ordnet seine Erinnerungen.

      Wie schön, wenn etwas Hässliches endgültig verschwinden darf.

       Auf der Torwächter-Position:

      Es geht nur weiter, wenn du dich traust, dein Thema auf die Seelenwaage zu legen. Dein Herz sollte in diesem Thema leicht wie eine Vogelfeder sein, damit du frei bist, in die Sphäre der Inspirationen zu fliegen.

      Wenn Teile deines Themas gegen Gerechtigkeit, Wahrheit oder Weltordnung (die Werte der Waage) verstoßen, wird dein Ammit-Anteil alles vernichten, was du mit deinem Tagesbewusstsein aufgebaut hast.

      Du scheinst das bereits zu befürchten?

      Es ist besser, wenn du rechtzeitig bedenkst, ob wirklich alles seine Richtigkeit hat.

      Richte alle Teile aus deiner Frage an den Maßstäben der Waage aus und deine innere Ammit kann dir nichts anhaben.

      Es ist ein wunderbarer Maßstab, du kannst nur entweder gewinnen und wachsen oder du fängst eben von vorn an. Davon solltest du dich nicht verbittern lassen. Das Ergebnis deiner Arbeit wird am Ende besonders gut sein.

       In der Ahnenebene:

      Führungskraft oder Versorgungskraft in dir tragen bei diesem Thema Erinnerungen an eine untergeordnete Position, in der ungeliebte Arbeit geleistet werden musste.

      Es gab auch scheinbar keine Handlungsfreiheit, um sich zu verändern.

      Es gilt jetzt, diese bitteren


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