Vision und Wirklichkeit. Группа авторов
glauben, dass unser Land in naher Zukunft mit weniger finanziellen Ressourcen auskommen muss. Dies wird eine Auswirkung auf die Gemeindelandschaft haben. In naher Zukunft wird es in vielen Gemeinden plötzlich (endlich?!) Sinn machen, Gebäude, personelle und andere Ressourcen zusammenzulegen oder gar Gemeinden zu fusionieren. Wir engagieren uns deshalb in einem Netzwerk von fünf Chrischona-Gemeinden hier in der Region: Aadorf, Felben-Pfyn, Frauenfeld (wir), Steckborn und Weingarten. Unsere gemeinsame Vision ist es, diese Gegend mit dem Evangelium zu durchtränken und sinnvolle Ressourcen zu teilen. Konkret bedeutet dies, dass wir gemeinsame evangelistische Schulungen und Kampagnen umsetzen. Ehe- und Ehevorbereitungs-Seminare und weitere Schulungsangebote führen wir gemeinsam durch. Dies stärkt einerseits unsere gemeinsame Vision und bereitet uns andererseits besser auf finanziell anspruchsvollere Zeiten vor.
Auf der großen politischen Bühne finden zurzeit Verschiebungen statt, die dazu führen, dass viele Flüchtlinge nach Europa kommen, auch in die Schweiz. Gleichzeitig sind wir ein Land mit einem sowieso schon hohen Anteil an Ausländern. Eine weitere Beobachtung ist, dass Freikirchen tendenziell alle im selben sozialen Milieu agieren, nämlich der Schweizer Mittelschicht. Wir reagieren aktuell auf diese Beobachtungen mit zwei Projekten. Das SALEM-Flüchtlingsprojekt hilft asylsuchenden Menschen, die hier bleiben dürfen, sich in unserem Land zu integrieren. Dieses Projekt führen wir lokal mit Kirchen aus anderen Verbänden durch. Parallel dazu starten wir verbandsintern mit den vier Chrischonas des erwähnten Netzwerks die Internationale Kirche Thurgau. Diese neue Kirche ist nicht auf Flüchtlinge ausgerichtet, sondern soll ausländischen Geschäftsleuten, Studenten oder Menschen, die eine Schweizer Person heiraten, geistlich dienen und sie bei der Integration unterstützen.
Der Sozialstaat Schweiz steht vor großen und größer werdenden Herausforderungen. Darum haben Michael Hodel und Stefan Eggimann 2007 aus unserer Gemeinde heraus die Sozialfirma Wetterbaum gegründet, welche heute bis zu 50 Langzeitarbeitslosen die Chance auf eine Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt ermöglicht. Der Wetterbaum hilft auch bei der beruflichen Integration von Flüchtlingen.
Unsere Herausforderungen: Jüngerschaft, Sexualethik und Gemeindewachstum
Unsere größte Herausforderung ist, Menschen von heute zu Jüngern zu machen. Wir meinen, dass wir noch zu wenig Menschen erreichen! Unsere Herausforderung ist: Wie erreichen wir mehr Menschen? Die Herausforderung ist aber auch, wie wir die Menschen, die wir erreichen, von Stuhl-Wärmern im Gottesdienst zu mutigen Jüngern von Jesus machen. Viele Christen machen in den Programmen ihrer Gemeinden mit, teilweise mit großem persönlichen Engagement. Aber das macht sie lange nicht zu Jüngern! In dem Moment, wo der Glaube eine Entscheidung fordert, die etwas kostet, wählen viele den Weg der Bequemlichkeit und Lust. Unsere größte Herausforderung ist: Wie machen wir Menschen von heute zu Jüngern?
Ein Bereich, der uns herausfordert, ist die große Bandbreite an Fragen der Familien- und Sexualethik. Unser ehemaliger Chrischona-Direktor Markus Müller sagte einmal sinngemäß, früher wäre das Konkubinat erklärungsbedürftig gewesen, heute sei es die Ehe. Heute müssen wir vieles erklären oder sogar neu andenken, das früher nicht erklärt werden musste oder uns als Christen einfach klar war. So haben wir uns als Gemeinde intensiv mit dem Thema Homosexualität befasst, weil wir Menschen in der Gemeinde haben, die homoerotisch empfinden. Diese Geschwister sind bei uns herzlich willkommen und ich freue mich, sie als Teil der Gemeinde und aktive Mitarbeiter zu sehen! Die theologische Auseinandersetzung ist nicht einfach, weil sie manchmal auf dem Rücken dieser Geschwister geführt wird. Uns ist klar, dass Homosexuelle in der Urgemeinde willkommen waren und es darum auch bei uns sein sollen (siehe z. B. 1Kor 6,9 in Kombination mit der wichtigen Bemerkung in Vers 11). Ausgelebte Homosexualität war damals gesellschaftlich noch viel akzeptierter als bei uns. Trotzdem erwartet Paulus wie selbstverständlich von homoerotisch empfindenden Menschen, dass sie ihre sexuelle Neigung nicht ausleben. Mir ist klar, dass diese Aussage aktuell umstritten ist und angefochten wird. Wir als Gemeinde bewegen uns aber bewusst innerhalb dieser beiden Parameter. Die Schlüsselfrage bleibt dieselbe: Was ist ein realer und lebbarer Weg der Hoffnung für diese Menschen? Diese Themen sind herausfordernd und werden es bleiben.
Gemeindewachstum ist für uns ein Zeichen, dass wir unser Christsein und unsere Gemeinschaft in einer relevanten Art und als gesunder Organismus leben. Wir glauben, dass Jesus möchte, dass wir als Gemeinde in der Beziehung zu ihm, zueinander und zu unseren Mitmenschen wachsen, was sich auch an quantitativem Wachstum zeigen wird. Wenn eine Gemeinde wächst, gibt es so etwas wie Schwellenpunkte, die schwerer zu überwinden sind. Eine solche Schwelle gibt es bei ungefähr 250 erwachsenen Gottesdienstbesuchern. Vor einigen Jahren verdoppelte sich die Größe unserer Gemeinde auf diese Zahl. Es fiel uns aber schwer, danach zahlenmäßig weiter zu wachsen. Inspiriert von Literatur bezüglich Gemeindebau und der Erfahrung größerer Gemeinden haben wir etliches verändert, unter anderem unsere Leitungsstruktur und Kultur. Zum Beispiel haben wir Uwe Knoblauch nicht als klassischen Pastor angestellt, sondern als Church Manager, der mir als leitendem Pastor in vielem den Rücken in Sachen Management freihält. Wir haben auch eine größere Diversität an Anlässen aufgebaut, und etliches mehr. Trotz der Veränderungen wachsen wir zahlenmäßig im Moment kaum. Menschen bekehren sich und werden Teil der Gemeinde, was zahlenmäßig kompensiert für jene, die wegziehen oder in die Ewigkeit abberufen werden. Wir gehen zurzeit diese Fragen nochmals an, weil wir einen Durchbruch in die nächste Gemeindegröße von etwa 300-400 Gottesdienstbesuchern erleben möchten.
Unsere Vision: Gemeinschaftszentrum
In zehn Jahren wollen wir ein neues Gemeinschaftszentrum haben, in dem in großer Selbstverständlichkeit soziales und kirchliches Dienen nebeneinander stattfinden! Das ist unser großer Wunsch, denn so kann die Vision der Jüngerschaft und das Versprühen von Hoffnung und Liebe noch viel mehr Wirkung entfalten! In diesem neuen Gemeinschaftszentrum werden unsere Sozialangebote Seite an Seite mit den Angeboten der Gemeinde gelebt. Wir teilen unsere Büros und Begegnungszonen. Die Menschen dieser Stadt erfahren die Güte Gottes ohne die Bedingung, dass sie sich religiös für den Glauben interessieren müssen. Gleichzeitig leben wir als Gemeindeglieder als Jünger von Jesus und begleiten viele in die Nachfolge von unserem Herrn. Die junge Generation gibt Vollgas für Jesus und die ältere Generation unterstützt sie dabei. Menschen, die gescheitert sind, finden neue Hoffnung, Liebe und Kraft für das Leben, das Gott ihnen gibt und zumutet. Inmitten aller sozialen und politischen Veränderungen und Unruheherden werden Menschen von Jesus angezogen, weil er das Licht der Welt ist und wiederkommt!
GEMEINDEPORTRÄT
Chrischona-Gemeinde Frauenfeld, 400 Prozent-Stellen, drei Vollzeit-Pastoren mit mehreren Teilzeit-Angestellten, Gottesdienstbesuch 250 Erwachsene und 80 Kinder, Netzwerk mit vier anderen Chrischona-Gemeinden.
Kontakt: [email protected], www.chrischona-frauenfeld.ch, www.ik-thurgau.ch, www.salemfrauenfeld.ch, www.wetterbaum.ch.
BIOGRAFISCHES
Paul Bruderer, Jahrgang 1972, ist mit Heather verheiratet. Sie haben drei Kinder im Schulalter. Paul Bruderer ist der leitende Pastor der Chrischona-Gemeinde in Frauenfeld. Nach seinem Studium zum Diplom-HTL-Ingenieur hat er in England einen Bachelor und Master in Missionstheologie absolviert.
Kontakt: [email protected].
3 »Familie und Gemeinde gemeinsam für die nächste Generation«, siehe auch www.orangeleben.ch.
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