Und wenn die Welt voll Teufel wär .... Heinrich Christian Rust

Und wenn die Welt voll Teufel wär ... - Heinrich Christian Rust


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Aufgabe der Theologie sein, Basissätze für ein biblisch begründetes Weltbild zu formulieren. Diese Basissätze müssten übertragbar und interpretierbar in jede Kultur und in jedes Zeitalter sein. Ein solches Vorgehen setzt voraus, dass die Bibel selbst auch einem solchen Anspruch gerecht werden will, d. h. dass in dem biblisch dargelegten Wort Grundlagen eines Weltbildes gegeben werden, die für alle Menschen zu allen Zeiten Geltung haben.

      Folgende Basissätze für ein derartig biblisch begründetes Weltbild sind meines Erachtens unverzichtbar:

       a) Es gibt (nur) einen Gott

      Die Verfasser der biblischen Schriften setzen voraus, dass es nur einen wahren Gott gibt. Er hat sich vorgestellt, geoffenbart als Gott-Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiliger Geist und ist doch einer (Mt. 28,19; 2. Kor. 13,13); er ist der Heilige, der Liebende, der Ewige. Dadurch, dass Gott sich offenbart mit Namen, macht er sich erkennbar für den Menschen (2. Mo. 33,19). Wohl ist seine Existenz auch in der Existenz der Welt im Sinne einer natürlichen Gotteserkenntnis zu erahnen (Röm. 1,19); aber dieses Wissenkönnen um Gott ist nicht hinreichend, um sein Wesen auszumachen. Dazu bedarf es der Selbstkundwerdung durch sein Wort, seinen Geist und schließlich durch Jesus Christus (Hebr. 1,1–2).

       b) Gott ist der Schöpfer der sichtbaren und unsichtbaren Welt

      Ohne Zweifel belegt die Bibel von der ersten bis zur letzten Seite, dass diese Welt als eine Schöpfung Gottes zu verstehen ist. Sie ist nicht aus sich selber entstanden, sondern entspringt dem Willen und Wort Gottes (1. Mo. 1–2). Das bedeutet, dass diese Welt einen ganz konkreten Anfang genommen hat. Die Schöpfung geschieht durch den Gott, wie er sich in der Bibel offenbart, als Gott-Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiliger Geist. Im Zentrum der Schöpfung steht Jesus Christus. »Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung. Denn in ihm ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte: alles ist durch ihn und zu ihm hin geschaffen; und er ist vor allem, und alles besteht durch ihn« (Kol. 1,15–17). Der Schöpfungsakt Gottes beinhaltet also nicht nur die sichtbare Welt, nicht nur die kosmische Dimension, sondern auch die unsichtbare Wirklichkeit. Dabei handelt es sich nicht nur um die unterschiedlichen Äonen der Wirklichkeit, wie sie etwa in Hebräer 1,2 beschrieben werden. Das biblische Zeugnis verpflichtet, das Sichtbare von den unsichtbaren Wirklichkeitssphären zu unterscheiden. Die unsichtbare Welt geistlicher Realitäten ist genauso wirklich wie die Welt der empirischen Wissenschaften. Beide Sphären der Wirklichkeit finden ihre Bestimmung und Deutung in Jesus Christus. In ihm werden sie erkannt, unterschieden und aufeinander bezogen. Die Wirklichkeit wird wahrgenommen in ihrer Beziehung zwischen unsichtbarer und sichtbarer, gegenständlicher und unanschaulicher, zeitlicher und ewiger Perspektive.

       c) Die Realität des Bösen wird als antigöttliche Macht bezeugt

      Die Bibel geht von der antigöttlichen Macht des Bösen aus. Sie wird unterschiedlich beschrieben. Jesus spricht vom Diabolos, dem Durcheinanderbringer, oder auch dem Satan, dem Ankläger. Der Satan ist der Feind Gottes, der sich gegen Gott und seinen Heilswillen auflehnt. Über den Ursprung dieser Macht wird in der Bibel nur andeutungsweise gesprochen (Hes. 28,1–17; Jes. 14,12–21); das Ende des Bösen wird hingegen in der Offenbarung des Johannes ausführlich dargelegt. Diese Macht des Bösen wirkt in unterschiedlicher Weise auf die Schöpfung Gottes ein. Die Aussagen der Bibel legen die Annahme nahe, dass dem Reich Gottes ein ganzes satanisches Machtsystem gegenübersteht (Eph. 6,1–10). Das Ausmaß dieser Einwirkung ist nicht zu unterschätzen, so dass der Satan auch als »Gott dieses Äons« dargestellt wird (2. Kor. 4,4). Primär versucht Satan, Menschen in seinen Machtbereich zu ziehen und für sich einzunehmen. Sein Machtanspruch wächst durch das Ausmaß der Sünde des Menschen. Erst durch die erlösende Macht Jesu Christi werden die Werke des Satans zerstört (1. Joh. 3,8). Die Macht Satans wird im biblischen Verständnis der Wirklichkeit niemals zu lösen sein von der Macht Gottes. Satan kann also nicht in einem für Gott unverfügbaren Machtvakuum agieren, sondern immer nur unter den »Augen« Gottes. Das Festhalten an der biblischen Sicht von Satan ist also nicht ein Zurückfallen in eine dualistische Weltsicht, die sich in gut und böse, in eine Welt Gottes und eine Welt Satans aufteilt, sondern sie bezeugt die souveräne Alleinherrschaft Gottes, der auch seinen letzten Feind überwunden hat.

       d) Der Mensch ist für die Gemeinschaft mit Gott und Menschen geschaffen

      Der Mensch ist nicht nur durch das Wort, sondern auch für das Wort und im Wort Gottes als ein geistleibliches Wesen geschaffen worden. Sein Personsein ist in seiner Verantwortlichkeit begründet. Seine Bestimmung ist es, sein Leben in einer Liebesbeziehung zu Gott und zu seinen Mitmenschen zu gestalten: »Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstand und deinen Nächsten wie dich selbst« (Lk. 10,27). Der Mensch soll nach den Maßstäben Gottes leben und die Welt in der Verantwortung vor ihm gestalten: »Man hat dir mitgeteilt, o Mensch, was gut ist. Und was fordert der Herr von dir, als Recht zu üben und Güte zu lieben und demütig zu gehen mit deinem Gott?« (Mi. 6,8). Das Leben auf der Erde ist für den Menschen endlich und unwiederholbar (Hebr. 9,27).

       e) Die Sünde des Menschen und ihre Auswirkungen

      Mit »Sünde« ist in der Bibel nicht etwas Moralisches gemeint, sondern der Zustand der Erlösungsbedürftigkeit des natürlichen Menschen. Jeder Mensch findet sich vor in dieser Erlösungsbedürftigkeit, egal welchen moralischen Stand er verkörpert (Römer 3). Hinter der Sünde steht die Macht der verführerischen Kraft des Bösen, die aber nie Grund für die Sünde ist. Die Sünde kommt dadurch zustande, dass Menschen sich dieser Macht geöffnet haben. Je mehr sich der Mensch mit der Sünde einlässt, desto mehr gerät er unter die Herrschaft – nicht nur der Sünde, sondern auch der dämonischen, teuflischen Mächte (Joh. 8,34). Der Bericht vom Sündenfall (1. Mo. 3) berichtet von den verheerenden Folgen der Sünde in psychologischer (Vers 3–7), sozialer (Vers 11–16) und ökologischer Hinsicht (Vers 17–19). Der Mensch als Sünder steht unter dem Zorn Gottes. Dieser Zustand wird auch als Verlorenheit des Menschen bezeichnet (Mt. 18,11; Röm. 2,12; 2. Kor. 4,3). Subjektiv erlebt er diesen Zustand im bösen Gewissen oder auch in der Angst vor Gott. Die Gottesgemeinschaft ist zerstört und mit ihr auch das von Gott gewollte Menschsein. Die menschliche Freiheit ist gebrochen und nur noch eingeschränkt gegeben. Die Auswirkungen der Sünde können nicht nur einzelne Menschen, sondern ganze Völker, ja die ganze diesseitige Welt mit ihren Systemen erfassen. Krankheiten, Katastrophen, Unfälle, sozialpolitische Unordnungen, Kriege, wirtschaftliche Zusammenbrüche und vieles andere kann als göttliches Gericht, als satanische Aktivität oder auch als Äußerung der menschlichen Sünde oder als eine Art Kombination dieser Faktoren gedeutet werden. Als letzte Folge der Sünde steht die Vernichtung des Lebens, der Tod und ein Weiterexistieren in ewiger Gottesferne (Röm. 6,23; Offb. 21,15). Der einzelne Mensch und die Verantwortungsgemeinschaft, in der er lebte, werden von Gott selbst gemäß seines Standes und seines Lebens vor Gott im »Jüngsten Gericht« beurteilt (Offb. 20,11–15; Mt. 25,32).

       f) Die Erlösung durch Jesus Christus

      Der Mensch ist nicht nur in seiner Erlösungsbedürftigkeit verloren, sondern durch das Kommen des Erlösers Jesus Christus befreit zum ursprünglichen Leben in einer Liebesbeziehung zu Gott und Menschen. Der Mensch selbst ist nicht in der Lage, sich aus der Macht der Sünde zu befreien. Gott hat einen Weg aufgetan, indem er Jesus Christus als Mensch in diese Welt sandte. Auf diesen von Gott Gesandten legte Gott stellvertretend die ganze Sünde der Menschen (Joh. 1,29; Jes. 53). Durch seinen Tod sühnte Jesus die Schuld der Menschen: »Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder


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