TRANSFORMATION (Euphoria Z 2). Luke Ahearn

TRANSFORMATION (Euphoria Z 2) - Luke Ahearn


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die eines Schweins erinnerten, schnellten aufmerksam hin und her, während der Wind seine langen, schwarzen Haare zerzauste. Abgesehen von der großkalibrigen Jagdflinte, die er auf den Boden gerichtet hielt, hatte er nichts Markantes an sich. Die anderen beiden Männer wirkten ängstlich, während sie zwischen Cooper und Schweineauge hin und her schauten. Ersterer spürte offenbar, dass dies ein Kräftemessen sein sollte, leidlich kaschiert als freundliche Bekanntmachung. Aber ihm fiel immer noch nichts ein, was er hätte sagen können.

      »Bist du allein?«, fragte Schweineauge nun, während er an Cooper vorbei auf den SUV schaute, um eine mögliche Gefahr einschätzen zu können.

      Cooper warf einen Blick zurück über seine Schulter. Die Sonnenstrahlen, die von der Scheibe reflektiert wurden, schmerzten in seinen Augen, weshalb er sie hastig zusammenkniff. Etwas im Inneren des Autos zu sehen war unmöglich. Als er sich Schweineauge wieder zuwandte, lächelte er abermals.

      »Nein, nein, ich habe ein paar Kumpels dabei.«

      »Na, dann stell sie uns doch vor!«, verlangte der Anführer laut. Er grinste und wies mit einer Handbewegung auf den SUV, während er versuchte, an Cooper vorbeizugehen. Dieser aber machte einen Schritt zur Seite, um sich ihm in den Weg zu stellen. Schweineauge trat zurück und schloss seine Augen halb – ein äußerst misstrauischer Blick.

      »Das würde ich an deiner Stelle lieber bleiben lassen«, drohte ihm Cooper, ohne genau zu wissen, was er darauf folgen lassen konnte. Er sah dem Mann intensiv in die Augen. Denn hätte er weggeschaut, wäre sein Bluff sofort aufgeflogen.

      Der Anführer starrte zurück und überlegte dabei zweifelsohne, was er als Nächstes tun sollte. Cooper würde seine Schwester bestimmt nicht bei diesen drei Bewaffneten zurücklassen. Er wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser und hätte sich am liebsten direkt auf den Kerl gestürzt, ihn vermöbelt und vielleicht auch seine Kanonen gezogen. Allerdings sah er ein, dass er sich durch so ein überhastetes Handeln nur selbst umbringen könnte.

      »Hört zu, Leute.« Während er die Arme verschränkte, ruhte sein Blick weiterhin auf Schweineauge. Er zwang sich zu einem breiten Grinsen, so als könne er kein Wässerchen trüben.

      »Hinten im Wagen sitzen zwei Typen mit Schnellfeuergewehren.« Cooper war froh um den böigen Wind, weil dieser verhehlte, dass er unbeherrscht zitterte. Zuletzt entzog er sich der verfahrenen Situation, indem er ein paar Schritte rückwärts ging. Dann zeigte er auf die anderen beiden Männer.

      »Falls einer von euch mit der Waffe auf mich zielen sollte, platzt sein Kopf wie eine reife Melone.«

      Nun wichen die beiden Handlanger langsam zurück.

      »Steht euren Mann, ihr Feiglinge!«, rief der Anführer wütend. »Der bläst doch nur heiße Luft!«

      Als er nun sein Gewehr anheben wollte, schnellte blitzartig etwas Silbernes über sein Gesicht. Er fasste sich an die Kehle und taumelte rückwärts, wobei die Waffe auf die Erde fiel. Die anderen beiden Männer warfen ihre eigenen Waffen ebenfalls zu Boden und liefen davon, während Schweineauge nach hinten gezerrt wurde. Cooper zog daraufhin die Pistolen aus seiner Jacke.

      Ellen war dem Mann ins Kreuz gefallen und würgte ihn nun, was das Zeug hielt, mit der Kette, doch er war stark und wehrte sich natürlich. Während er versuchte, sie mit den Ellbogen wegzustoßen, und ihr anschließend den Hinterkopf ins Gesicht knallen wollte, hielt sie ihn weiterhin fest und vereitelte alle Angriffe. Er wurde nun immer röter im Gesicht und ruderte kraftlos mit seinen Armen. Aber Ellen ließ immer noch nicht locker. Cooper zog seinen Schlagstock und schlug Schweineauge damit auf den Kopf. Dieser fiel um, wie ein nasser Sack Zement, bloß rotgefleckt statt Grau. Am Hals, wo die Kette seine Haut aufgerissen hatte, blutete er. Da Cooper eine Delle in seinem Schädel sah, befürchtete er nun, ihn getötet zu haben. Als er sich umdrehte, waren die zwei anderen Männer immer noch auf der Flucht, als gehe es um ihr Leben. Er half seiner Schwester auf und umarmte sie fest. Zugleich spürte er, dass er sich nicht mehr beherrschen konnte, und kam nicht umhin, zu lächeln. Er wollte sie gar nicht mehr loslassen. Die Erleichterung überwältigte ihn einfach. Egal unter welchen Umständen: Mit seiner großen Schwester fühlte er sich stets viel sicherer. Nach einer kleinen Weile drückte er sie ein Stück weit von sich weg, um sie genauer anzusehen, und bemerkte erst jetzt, dass die Kette mit einem Kabelbinder an ihrem Arm befestigt war. Und die Hand lief bereits blau an.

      »Warte, ich schneide sie dir ab.«

      »Na, hallo erst mal.« Sie streckte den Arm aus und sah sich um. »Die zwei kommen, glaube ich, nicht wieder. Sie wollten sowieso von White weg.«

      »White heißt er, ja?« Nachdem Cooper das Plastikband gekappt hatte, umarmten sie sich erneut.

      »Als der hat er sich jedenfalls ausgegeben.« Ellens Stimme brach nun ein wenig. Er konnte immer noch nicht fassen, dass er seine Schwester wirklich gefunden hatte, und haderte weiterhin mit der verbissen verdrängten Vorstellung, was ihr in der Zwischenzeit alles zugestoßen sein könnte. Als er sich eine Träne von der Wange wischte, hoffte er, dass sie es nicht sah. Tat sie aber.

      Ellen lächelte Cooper aufmunternd zu. Sie war seinetwegen genauso gerührt und weinte ebenfalls. Schließlich zog sie den Mund kraus.

      »Weichei«, flüsterte sie, ohne selber ihre Tränen zurückhalten zu können.

      Nun lachte Cooper und fuhr sich über das Gesicht, um die neuen Tränen zu trocknen, die ihm gekommen waren.

      »Ich hab nur was in den Augen. Muss an dem verdammten Wind liegen«, verteidigte er sich. »Ich hatte solche Angst, dich nie mehr wieder zu finden.«

      »Das verstehe ich.« Sie zögerte. »Ich habe mich auch davor gefürchtet, nach dir zu suchen, weil mir davor gegraut hat, was dir alles hätte passiert sein können.«

      Sie hatte sich nämlich das Gleiche vorgestellt wie Cooper – eine schmutzige, nackte Leiche anzutreffen, die vor sich hin schwankte.

      »Alles in Ordnung mit dir?«

      »Klar.« Sie bemühte sich, auf die Frage genervt zu reagieren, drückte ihren Bruder aber aufs Neue.

      Dann stieß sie ihn von sich. »Gott, was bist du für ein Jammerlappen«, empörte sie sich, obwohl sie selber auch noch weinte.

      »Halt doch die Klappe«, erwiderte Cooper. Gemeint war aber: Ich liebe dich auch.

      Sie standen auf dem Highway 1. Als eine der Hauptfernstraßen führte sie an der Monterey Bay entlang über gewaltige Sanddünen nach Norden und Süden. Stadt und Bucht lagen niedriger als die Fahrbahn, weshalb diese eine beeindruckende Aussicht bot. Der Highway zog sich über die gesamte Halbinsel.

      Die beiden stellten nun sich in den Windschatten hinter den SUV.

      Ellen legte eine Hand an die Silberkette, die Taffer um den Hals gelegt worden war. Sein Kopf steckte mit dem Bart und seinen langen Haaren komplett in dem Käfig, sodass man nur seine Augen sah, die bernsteinfarben waren, weshalb sie von innen heraus zu leuchten schienen. Wegen des Knebels in seinem Mund nuschelte er, während er Coopers Blick suchte.

      Auf einmal hörten sie Rufe. Ellen strahlte glücklich. Sie winkte den drei Gestalten, die aus der Ferne auf dem Highway näherkamen. Bis sie da waren, würden noch mehrere Minuten vergehen. Sie wandte sich wieder an ihren Bruder, dem bereits mehrere Fragen auf den Lippen brannten.

      »Was um alles in der Welt ist mit ihm passiert?« Er nickte Taffer zu, wollte aber nicht in seine merkwürdigen Augen schauen. »Wer waren diese anderen Typen … und wer sind jetzt diese dort?«

      »Von denen wurden wir vor ein paar Meilen gefangen genommen.« Sie zeigte auf den Mann, der sich White nannte, und drehte sich nach den anderen beiden um, während sie weitersprach: »Sie wollten zu einer Schlossvilla, wahrscheinlich dem Hearst Castle bei San Simeon.«

      Dieses Anwesen stand auf einem Hügel, bot einen Blick auf den Pazifik und war von dem Zeitungsverleger William Randolph Hearst erbaut worden. Ein imposantes und prachtvolles Haus und noch dazu weit abgeschieden. Ellen fragte sich, ob es sich nicht tatsächlich vortrefflich als Unterschlupf eignen würde, um dort die Apokalypse auszusitzen. Dieser Gedanke war äußerst


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