TRANSFORMATION (Euphoria Z 2). Luke Ahearn

TRANSFORMATION (Euphoria Z 2) - Luke Ahearn


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Seine Stimme war so leise, dass er praktisch nur den Mund bewegte: »Scheiße.« Er fing an zu zittern und ging dann in die Knie. Die Untoten drängten weiter vorwärts.

      »Taffer!«, fuhr Ellen auf. Er riss seinen Kopf hoch und strengte sich an, um wieder geradezustehen. Die Zombies stöhnten und drängten sich aneinander, als sie den Ruf hörten.

      »Bleib auf den Beinen«, fuhr sie fort. »Kannst du rückwärtsgehen? Ich glaube, sie fürchten dich entweder oder folgen dir.«

      »Nein«, flüsterte er mit einem starren Blick und schüttelte seinen Kopf. »Gott, nein.«

      Karen, die ganz hinten stand, stieß nun einen gellenden Schrei aus. Ein Untoter hatte sie ergriffen und zog sie an sich. Cooper reagierte, so schnell er konnte: Er hob eine Pistole, beugte sich nach vorne und zielte sorgfältig. So fällte er die Leiche mit einem einzigen Kopfschuss. Leider waren noch viele weitere hinter ihr … viel zu viele.

      »Du musst versuchen, uns hier rauszubringen«, verlangte er von Taffer.

      »Geht es Tom gut?«, fragte Karen, bevor sie rasch hinterherschob: »Und Hector?«

      Taffer schüttelte nur wieder den Kopf. Daraufhin schluchzte Karen los. Cooper musste schnell handeln, also baute er sich vor Taffer auf, packte eine seiner Schultern und drehte ihn so herum, dass er auf die Zombies schaute. Sie wichen tatsächlich langsam zurück. Entkräftet durch den Nahrungs- und Flüssigkeitsentzug wankte Taffer vorwärts, während Cooper ihn durch den Gang schob. Die Untoten fauchten, gingen aber immer weiter nach hinten. Sie wirkten eher verwirrt als wütend, so als könnten sie tatsächlich Gefühle zeigen. Cooper wurde bewusst, dass sie ihm eigentlich immerzu wütend vorkamen – was aber wohl daran lag, dass sie stets versuchten, ihn zu fressen.

      Taffer geriet plötzlich ins Taumeln und machte offenbar endgültig schlapp. Cooper, dessen Knie ein wenig einknickten, hätte ihn beinahe fallen lassen, gewann aber sein Gleichgewicht wieder und verhinderte es. Dann zuckte er allerdings wieder zusammen, weil Karen erneut schrie. Er schnellte herum und war aufs Neue entsetzt, als er von hinten eine Masse Untoter kommen sah. Die erste Reihe beeilte sich nun sichtlich. Hastig zückte er eine Kanone und gab zwei schallgedämpfte Schüsse ab. Eine Leiche ging daraufhin in die Knie und fiel mit einem dumpfen Knall auf ihr Gesicht. Als sich Cooper umdrehte, hatten ihn die anderen schon fast erreicht. Ihm blieb also nur ein kurzer Augenblick, um Taffer zum Aufstehen zu bewegen, oder er würde ihn liegen lassen müssen, und sich daran machen, die Untoten im Dunkeln zu bekämpfen.

      Letzten Endes hielt er den reglosen Leib mit dem linken Arm um seinen Hals hoch, wobei er zwar befürchtete, ihn zu erwürgen, sich aber trotzdem nicht traute, ihn loszulassen. Taffer wieder aufzurichten würde ihm nämlich niemals gelingen. Er schlug ihm mit der rechten Hand ins Gesicht, doch nichts geschah. Die Untoten hielten sich zwar zurück, obwohl sie weiterhin nach dem Körper langten, um ihn von Cooper wegzuziehen.

      Taffer musste unbedingt wieder zu sich kommen. Cooper war verzweifelt. Er ließ den Schlagstock aus seinem rechten Ärmel in seine Finger gleiten und fuhr ihn mit einer schwungvollen Bewegung aus. Im Geiste entschuldigte er sich, bevor er ihn Taffer genau in den Schritt rammte. Die Reaktion erfolgte allerdings prompt: Taffer riss die Augen auf und brüllte, als sei ihm … als sei ihm ein Teleskoprohr mitten in die Eier gestoßen worden. Auch die Toten reagierten sofort und konnten sich gar nicht schnell genug wieder zurückziehen. Viele stürzten, standen hastig wieder auf und schwirrten ab.

      Cooper war also wieder im Rennen. Er hätte schwören können, dass Taffer nun schluchzte. Die Frauen folgten ihm dicht. Ellen war so umsichtig gewesen, auf dem Weg hinaus, so viele Waren mitzunehmen, wie sie tragen konnte, und rief nun nach hinten: »Karen, schnapp dir, was du in die Finger kriegst!«

      Der Eingang war ein weißes Loch: Ein schmerzhaft greller Lichtfleck, der sie blendete, nachdem sie sich zuvor durch die Dunkelheit geschlagen hatten.

      Darum machten sie ihre ersten Schritte, als sie draußen waren, ohne viel zu sehen. Sie stürzten einfach durch die Tür, getrieben von dem Wunsch, sich den Untoten in der Finsternis zu entziehen, und standen plötzlich unerwartet vor einer neuen Bedrohung. Als sie vorübergehend von der Sonne geblendet innehielten, brach einer Welle gleich ein Stöhnen über sie herein. Sie hielten sich die Hände über die Augen und erblickten nun etwas, das sogar noch entmutigender war als die Zombies im Dunkeln. Sie verharrten auf einmal am Rande eines Meeres aus toten Leibern, und von Tom, Hector und dem SUV fehlte jede Spur.

      »Der Wichser hat mich einfach rausgeworfen und ist weggefahren«, keuchte Taffer, bevor er auf den Asphalt niedersank.

      Die Untoten kreisten die drei Überlebenden, deren Gefährte nun ohnmächtig am Boden lag, erschreckend schnell ein.

      Kapitel 2

      Die einst malerische Lichtung mitten im Redwood-Nationalpark war jetzt ein unansehnlicher Fleck geworden, vollkommen verschandelt nach mehreren Wochen als menschliches Gefangenenlager. Es wimmelte dort vor Fliegen, stank nach Körperausdünstungen, Fäkalien und nach Verwesung. Dies war Verelendung mit Kalkül … ein Versuch, die Moral zu brechen und sie auszuräumen … und es funktionierte ganz offensichtlich.

      Nachdem Cooper Willow überwältigt und die Flucht ergriffen hatte, war es ihnen allen übel ergangen. Ben hatte die übrigen Angehörigen des Zirkels hungern lassen, damit sie nicht wieder zu Kräften kamen und sich in ihrem kümmerlichen Zustand erst gar keine Hoffnungen machten, geschweige denn erfuhren, dass sie tief in den Wäldern steckten. Sie alle waren nachts im Frachtraum von Bens Kleinbus hergebracht worden. Nur er und Willow wussten, wo genau sie sich zurzeit befanden.

      Alle Mitglieder lagen nackt und auf dem Bauch auf ihren Kleidern, während sie darauf warteten, dass sich etwas änderte – irgendetwas! Sie waren mittlerweile dem Zusammenbruch nahe und hätten alles für einen Bissen Nahrung, einen Schluck Wasser oder eine kleine Gefälligkeit getan … beziehungsweise für eine umso begehrtere Pille aus Willows Tasche. Das Mittel raubte ihnen nämlich die Sinne und machte sie schmerzunempfindlich, aber eben leider auch zunehmend abhängig von Ben. Sie hatten sich an die Aussicht auf Schmerzen und Todesdrohungen bereits gewöhnt, und darin eine neue Normalität gefunden. Sie durften nur noch darauf hoffen, in die Gunst ihres Peinigers zu gelangen, indem sie ihm schmeichelten.

      Ben, ein Kerl Mitte zwanzig mit Dreadlocks und äußerst kriminell, war ein drogensüchtiger Vergewaltiger und Mörder. Er hatte die Kontrolle über den Zirkel an sich gerissen und im Zuge des Angriffs eines geplanten Opfers, das daraufhin entwischt war – Cooper hatte der Typ geheißen – grausame Regeln über die verbliebenen Mitglieder verhängt.

      Nach diesem Zwischenfall hatte Ben den Knaben, der dabei verletzt worden war, in die Mitte der Lichtung gezerrt und einfach dessen Kehle aufgeschlitzt. Anschließend hatte er sich ein Mädchen geschnappt, eines der hässlichen, und es auf die gleiche Art umgebracht. Er kommandierte die Mitglieder herum und zwang alle dazu, sich auszuziehen und auf ihre Kleider zu legen. Als sich eine junge Frau geweigert hatte, hatte er sich lächelnd vor sie gestellt, eine Pistole gezückt und ihr in den Bauch geschossen. Sie war zusammengebrochen und hatte vor Schmerzen geheult, während sie langsam vor den Augen der anderen verblutet war. Dies schien den Rest sofort unterwürfiger zu machen. Alle waren fortan still, nur die Verwundete nicht. Sie bettelte mit schwindenden Kräften um Hilfe, bis sie schließlich röchelnd ihren letzten Atemzug tat.

      Drei Leichen verwesten nun mitten auf dem Platz und neun nackte Gefangene lagen im Kreis ringsherum. Zwei von ihnen waren entkommen, und das ließ Ben einfach keine Ruhe. Es machte ihn sogar noch zorniger, als er sowieso schon war. Er hatte Pillen geschmissen und seit Tagen schon kein Auge mehr zugetan.

      Wenige Tage nach diesen Vorfällen waren direkt an der Baumgrenze am Rande der Lichtung zwei Gestalten erschienen. Sie hatten eine ganze Zeit lang unbemerkt und still dagestanden, bis sie schließlich vorgetreten waren, damit Ben sie sah. Der Platz glich einer Insektenkolonie, und bei dem Gedröhne hätte man sogar schon nach wenigen Minuten wahnsinnig werden können.

      Als das Paar Ben endlich auffiel, hielt er sofort inne. Er blieb schwankend stehen, während sein benebelter Geist unentschlossen war: War dies nur eine Sinnestäuschung und spielte


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