TRANSFORMATION (Euphoria Z 2). Luke Ahearn

TRANSFORMATION (Euphoria Z 2) - Luke Ahearn


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und Rachael mit reuigen Blicken. Viele von ihnen jammerten, und die meisten trauten sich nur zu einem tonlosen »Tut mir leid.«

      Das war's. Wir sind geliefert, dachte die junge Frau.

      »Ihr zwei seid hier offenbar unerwünscht.« Ben fing nun an, Befehle zu bellen, und wandte sich den beiden Ausgestoßenen zu, die komplett fassungslos waren. »Verschwindet sofort! Geht weg! Sonst überlege ich es mir doch noch anders.«

       Er wollte einfach nicht auf nett machen. Dass sich seine Gefangenen Hoffnung machten, entging ihm genauso wenig wir ihre Bereitschaft, gegen ihn aufbegehren zu wollen, also begnügte er sich damit, das Paar zu vertreiben, statt einen Doppelmord zu begehen, solange sie von allen umringt waren. Sie zu einem anderen Zeitpunkt zu beseitigen genügte ihm voll und ganz.

      Mit vorgehaltener Schusswaffe befahl Ben seinem Gefolge, sich wieder auf die Gewänder zu legen. Zamfir lief voraus und stolperte fast über seine eigenen Füße, weil er es so eilig hatte. Das konnte ihm Rachael nicht verübeln, denn dass er überhaupt mit ihr zurückgekehrt war, erstaunte sie immer noch. Ihn dazu zu bewegen hatte einige Überzeugungsarbeit und der Drohung bedurft, sie werde ihn verlassen. Jetzt fühlte sie sich allerdings schlecht, weil sie die anderen in Stich lassen musste. Sie raffte ihr Gewand und machte langsame und bemessene Schritte, womit sie aber trotzdem zügiger und schneller vorankam, als Zamfir in seiner Panik. Sie hätte gar nicht sagen können, wo genau sie sich in der weitläufigen Wildnis von Big Sur befanden, sorgte sich aber auch nicht wirklich darum. Später würde sie noch genug Zeit haben, es herauszufinden, während sie jetzt erst einmal froh darüber war, am Leben zu sein, und Ben deshalb schleunigst entkommen wollte. Als sie zurückschaute, sah sie ihn zwischen den Bäumen auf der Lichtung hin und her schreiten und wünschte sich, ihn einfach umbringen zu können.

      Sie marschierten fast eine Stunde lang, so schnell sie konnten, allerdings nicht ohne sich gelegentlich umzudrehen und sich zu vergewissern, dass sie nicht verfolgt wurden. Schließlich blieb Rachael stehen und streifte ihre Robe ab. Darunter trug sie Jeans und ein T-Shirt, sodass sie mit einem Mal wie ein typischer Twen aussah. Das Gewand hängte sie sich einfach über eine Schulter. Zamfir tat nun das Gleiche und entledigte sich außerdem noch seines Oberteils. Er hatte ein weißes T-Shirt und eine schwarze Jogginghose an. Das Medaillon zog er ebenfalls aus.

      »Bloß weg mit dem Mist«, sagte er zu Rachael.

      Sie kicherte. »Hi, Everet.« Dann ließ sie den dicken, schwarzen Stoff ebenfalls fallen. Gleich darauf fasste sie sich an den Rücken und holte die Pistole hervor. Diese sah aus wie eine Beretta, aber nicht dass sie oder er das gewusst hätten. Sie richtete sie auf Everet und drückte mehrmals ab.

      Klick, klick, klack. Kein Schuss löste sich, nur ein paar Funken sprühten aus dem Lauf.

      »Funktioniert immer noch nicht.« Sie lächelte, als sie den Scherzartikel – ein Feuerzeug – zur Seite warf.

      »Wäre aber hilfreich gewesen«, erwiderte Everet, als er auf den Boden schaute. Er ärgerte sich, weil das Feuerzeug, das er ausgesucht hatte, nichts taugte.

      »Na ja, eigentlich hat es doch funktioniert«, fuhr Rachael fort. »Es hat Ben davon abgehalten, uns zu töten. Jetzt wo ich es mir genauer überlege …« Sie bückte sich und hob die Pistolenattrappe wieder auf.

      Everet, der mit Nachnamen Lewis hieß, lächelte mit einem nach unten gerichteten Blick. »Wir müssen einfach in Bewegung bleiben. Ich dachte, vielleicht finden wir irgendwann ein Haus, bevor die Sonne untergeht.«

      Rachael sperrte den Mund weit auf. »Sollten wir nicht lieber umkehren und den anderen helfen?« Obwohl sie den alten Mann gut kannte, stieß sie sein Wunsch, sich einfach so aus der Affäre zu ziehen, vor den Kopf.

      »Was könnten wir denn schon für sie tun? Tagelang haben wir im Wald gewartet, und Ben zur Rede zu stellen war unser ach so toller Plan. Wir hätten dabei draufgehen können, ganz ohne Weiteres.«

      Rachael starrte auf seine kahle Schädelplatte. Dies nahm ihrem Gesichtsausdruck sofort die Strenge, denn ihr fiel wieder ein, wie nachgiebig er sein konnte. »Wir überlegen uns etwas, aber du hast recht: Heute Nacht müssen wir uns wirklich erst einmal ausruhen. Ich habe schon seit Tagen nicht mehr anständig geschlafen.«

      »Oder gegessen«, fügte er hinzu.

      »Oder auf einer richtigen Toilette gesessen.«

      »Oder geduscht.«

      Beide spürten, dass sich ihre Stimmung verbesserte, je weiter sie von Ben fortkamen und sich jedem anderen beliebigen Ort auf der Welt näherten.

      »Oder gelacht.«

      »Geschweige denn gelächelt.«

      So spielten sie einander noch mehrere Augenblicke lang die Bälle zu, verstummten aber relativ bald wieder.

      Der Hohepriester des Bösen, wie er sich genannt hatte, war jetzt ein Biedermann mittleren Alters. Ohne Verkleidung und Motivation verschwand Zamfir, und Everet trat wieder hervor.

      Schon seltsam, dachte er. Anscheinend brachte niemand den Namen mit dem bekannten Panflötisten in Verbindung. Dieser ging ja auch kaum als Bösewicht durch, andererseits hängt das aber vielleicht auch davon ab, was man von diesem Instrument hält.

      »Everet, sieh doch nur.« Rachael blieb stehen und hielt sich eine Hand an die Stirn, um ihre Augen vor der untergehenden Sonne zu schützen, die bereits ganz niedrig am Himmel stand. »Was hältst du davon?«

      An der Spitze eines steilen Hangs über ihnen stand ein Haus. Es sah nach etwas Gehobenerem aus und war nicht eingezäunt. Rachael war sich sicher, dass sie nun einen Platz gefunden hatten, wo sie vieles, was sie brauchten, und noch dazu einen Weg zurück in die Zivilisation finden würden. Everet strahlte ebenfalls. Er machte sich sofort an den Aufstieg. Es war ein ebenerdiges Gebäude, nahm aber eine große Fläche ein. Die Aussicht war gewiss atemberaubend, egal durch welches Fenster. Es verfügte sogar über Solarzellen auf dem Dach und einen großen Gastank, der hinter einigen Hecken versteckt an der Einfahrt stand. Solche Immobilien konnten sich nur sehr wohlhabende Menschen leisten, womit sie automatisch zu Selbstversorgern wurden. Anders ging es auch gar nicht, denn zumindest dieses Grundstück lag durchaus weitab vom Schlag, also galt es, sich aus eigenen Stücken um fließendes Wasser und Elektrizität kümmern zu können.

      Auf dem Weg nach oben gerieten sie ins Schwitzen, wovon sie sich aber eine Menge versprachen. Das Beste an diesem Haus war allerdings der Umstand, dass es sich offenbar wie meistens in solchen Fällen um einen Zweitwohnsitz handelte, der fast das ganze Jahr über unbenutzt blieb.

      »Oh mein Gott!«, jubelte Rachael. »Die Leitungen funktionieren noch, und das Wasser ist tatsächlich warm. Das darf doch nicht wahr sein – warmes Wasser!« Sie schaute zuerst in die Badezimmer. Everet steckte ebenfalls seinen Kopf hinein. Er trank gerade eine Cola ohne Zucker. »Strom haben sie auch hier. Der Kühlschrank ist kalt und … Ich mach uns mal was zum Abendessen, während du dich wäschst.«

      Später schnitt sich Everet den Kinnbart fast komplett ab, wozu er eine Schere aus der Küche verwendete. Den Rest ließ er ordentlich von Rachael trimmen. Einen Teil wollte er aber stehen lassen, damit sein Kinn fülliger wirkte.

      In jener Nacht konnten sie zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder tief und fest schlafen. Der Gedanke, diesen Ort je wieder verlassen zu müssen, war ihnen zuwider, doch sie mussten den anderen helfen, und konnten leider nicht allzu lange damit warten, so lange Ben dort draußen weiterhin freie Hand hatte. Sie wollten zwar bei Sonnenaufgang zur Lichtung zurückkehren, wussten aber nicht einmal ansatzweise, was sie tun sollten, wenn sie dort ankamen.

      ***

      Ben stand nun vor seinen nackten Schäfchen.

      Der alte Zamfir hat wirklich Geschmack bewiesen, dachte er, während er einige der weiblichen Körper betrachtete, die auf der Erde lagen. Zur Gruppe zählten nur wenige junge Männer, doch nicht Zamfir hatte darüber bestimmt, wer Mitglied werden sollte, sondern Rachael. Die Aufnahme war komplett ihr Bereich gewesen, und die Mädchen hatten niemals annähernd so viel Ärger gemacht wie die Kerle.

      Alle neun lagen nun nackt


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