Irlands Göttinnen und Götter. Morgan Daimler
Zaubertrank besaß Goibniu eine magische Kuh, die in der Lage war, unendlich viel Milch zu geben.8
In den Sankt-Gallus-Zaubersprüchen wird auch Goibniu angerufen, was auf seine heilkräftigen Fähigkeiten hinweist. Er wird dort angerufen, um einen Dorn zu entfernen, was eine Metapher für die Behandlung einer im Kampf erlittenen Verwundung sein könnte: »… rogarg fiss goibnen aird goibnenn renaird goibnenn ceingeth ass«,9 übersetzt: »Goibnius gewaltiges Wissen, Goibnius Aufmerksamkeit, Goibnius machtvolle Aufmerksamkeit überwindet es!«
Es gibt mehrere frühe irische Zaubersprüche, in denen Goibniu um Heilung gebeten wird.10 Das könnte mit der Vorstellung zusammenhängen, dass ein Wesen, das eine Verletzung verursachte oder eine Waffe schuf, Macht über diese Verletzung hat, was sich auch in Zaubersprüchen zeigt, bei denen es um den bösen Blick und den Elfenschuss geht.
Goibniu wird eine besondere Verbindung zu Cork zugeschrieben, und zwar vor allem zu Aolbach (Crow Island) auf der Beara-Halbinsel.11 Man sagt, dort hätte sich seine Schmiede befunden und in dem Gebiet hätte seine magische Kuh gegrast. In anderen Erzählungen wird er mit dem County Cavan und den dortigen Iron Mountains assoziiert.12 In der späteren irischen Mythologie wurde Goibniu zu Gobhan Saer, einem Schmied und Baumeister der Feen.13
Ein Grund für moderne Heiden, Goibniu anzurufen, kann eine Beschäftigung mit der Schmiedekunst oder anderen Formen der Metallverarbeitung sein oder der Wunsch, eine durch Klingen oder andere geschmiedete Waffen verursachte Verletzung zu heilen. Auch können wir ihn bitten, Waffen zu segnen.
Als Opfergaben für Goibniu kommen Waffen, Metalle, Bier oder Met in Frage, aber auch alles andere, das für diesen Gott angemessen erscheint. Seine Symbole können zum Beispiel Amboss und Schmiedehammer sein.
Quellenverweise
1Ó hÓgáin, 2006
2Ellis, 1987
3Macalister, 1941
4Ebd.
5Stokes, 1926
6Ó hÓgáin, 2006
7Monaghan, 2004
8Ó hÓgáin, 2006
9Stokes, 1901
10Ó hÓgáin, 2006
11Ebd.
12Monaghan, 2004
13Ellis, 1987
LUCHTA
Auch Luchtain, Luchtaine, Luchtine oder Luchtar genannt. Er ist der Meister-Tischler der Túatha Dé Danann. Mit seinen Brüdern Goibniu und Credne bildet er die Gruppe der drei Handwerks-Götter. Er ist besonders für seine Speerschäfte und Schilde berühmt.1 In der Mythologie ist uns über Luchta nur wenig überliefert. Meistens tritt er zusammen mit einem seiner Brüder oder auch beiden Brüdern auf, wenn sie die Götter für eine Schlacht mit Waffen ausrüsten.
Zu seinen Symbolen gehören Tischlerwerkzeuge und die Arbeitsmaterialien dieses Handwerks. Als Opfergaben bieten sich Milch, Bier und aus Holz gefertigte Gegenstände an.
Quellenverweis
1MacKillop, 1998
LUGH
Lugh, altirisch Lug, ist einer der bekanntesten irischen Götter. Zu seinen Beinamen zählen Lamhfada (langer Arm), Ildanach (der Vielbegabte) und Samildanach (viele sich ergänzende Fähigkeiten). Manchmal wird er auch Mac Céin, Sohn des Cian, oder Mac Ethlenn, Sohn des Eithne, genannt.1 Lugh war einer der Hochkönige der Túatha Dé Danann und herrschte nach Nuada. Ihm gelang es ganz allein, in der zweiten Schlacht von Maige Tuired seinen Großvater, den Formoren Balor, zu besiegen. In dieser Schlacht sehen wir, wie Lugh seinem Beinamen Samildanach alle Ehre macht, denn er verschafft sich Zutritt zum Thronsaal des Hochkönigs, indem er unter Beweis stellt, dass er über mehr Fähigkeiten als alle anderen Götter verfügt. Auch setzt er aktiv seine magischen Künste ein, als es gilt, seine Krieger um sich zu scharen und vor der Schlacht den Gegner zu verfluchen.2
Lugh war der Sohn des Dé Danann Cian und der Formorin Eithne. Sein Großvater väterlicherseits war der Heilgott Dian Cécht und sein Großvater mütterlicherseits der gefährliche Formore Balor, der mit einem Blick seines bösen Auges jeden töten konnte, den er anschaute. Es gab eine Prophezeiung, wonach Balor von seinem Enkel getötet werden würde. Also hielt Balor seine Tochter in einem Turm gefangen. Doch Cian schlich sich in den Turm und schwängerte Eithne, die bald darauf Drillinge gebar. Als Balor die Säuglinge entdeckte, warf er sie ins Meer. Zwei von ihnen ertranken oder wurden in Robben verwandelt. Lugh aber wurde gerettet und entweder von Manannán oder Tailtiu großgezogen.3
Im Ulster-Zyklus heißt es, er sei der Vater des Helden Cú Chulainn, dessen Mutter eine Sterbliche war. Doch hat Cú Chulainn gleichzeitig auch einen sterblichen Vater. Im Táin Bó Cúailnge kommt Lugh Cú Chulainn zu Hilfe, als der Held schwer verletzt ist. Lugh bringt ihn in den Síd, in die Anderswelt, damit Cú dort geheilt wird.
Der Sage nach hatte Lugh vier Ehefrauen: Buí (besser bekannt als die Cailleach Bhéirre), Nás, Echtach und Englic.4 Eine dieser Frauen war untreu und hatte eine Affäre mit Cermait, einem Sohn des Dagda. Aus Rache wurde Cermait daraufhin von Lugh ermordet, was dazu führte, dass Cermaits drei Söhne den Tod des Vaters rächten und Lugh töteten.
Lugh hat eine besonders starke Verbindung zum Fest Lúnasa, das seinen Namen trägt, obgleich es eher dem Gedenken an seine Ziehmutter Tailtiu gewidmet ist. Im Altirischen lautet der Name des Festes Lughnasadh, ›Beisetzungsfeier des Lugh‹, während die moderne Bezeichnung Lúnasa ›Fest des Lugh‹ bedeutet. Im Lebor Gabala Erenn wird berichtet, dass Lugh das Fest zum Gedenken an seine Ziehmutter begründete, nachdem sie bei der Urbarmachung der Ebene gestorben war, die ihren Namen trug.5 Das Fest selbst konzentriert sich auf die Feier des Erntebeginns mit einem Schmücken der heiligen Quellen, Pferderennen, Sportwettkämpfen und der Zubereitung spezieller Speisen. Heute kreisen viele Lúnasa-Feiern um Saint Patrick als göttlichem Beschützer der Ernte, aber sehr wahrscheinlich kam ursprünglich Lugh diese Rolle zu. Erst nach der Christianisierung wurde er durch den Heiligen ersetzt.6
Lugh kann als einer der Könige der Anderswelt angesehen werden, wobei er besonders mit Teamhair (Tara) verbunden ist, wie in der Geschichte Baile in Scáil dargestellt.7 Auch hat er offenbar beim Ursprung mehrerer sterblicher Adelsgeschlechter eine Rolle gespielt, und einige Stämme sind nach ihm benannt.8 Für einige Zeit regierte Lugh als König der Götter. Dass er eine wichtige Rolle gespielt haben muss, kann man an der großen Zahl von Geschichten und Sagen ablesen, in denen er in Erscheinung tritt.