Karins neuer Vater. Alrun von Berneck

Karins neuer Vater - Alrun von Berneck


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      Und Elsbeth ging hin zum Telefon, während Margot im Zimmer der Kleinen zurückblieb. Das ging ja besser, als sie geglaubt hatte! Elsbeth hatte gewiß nichts gemerkt. Hoffentlich war auch Frau Jakobsen klug genug, sich nichts anmerken zu lassen. Denn wenn Elsbeth das Komplott aufdeckte, würde es mit ihrem Vertrauen ein für alle Mal vorbei sein.

      Schon nach wenigen Minuten kam Elsbeth jubelnd ins Zimmer zurückgelaufen.

      „Denk dir, Margot, es hat geklappt! Mutter fährt mit Karin nach Titisee!“

      „Da hast du doch sicher deine ganze Überredungskunst angewandt, nicht wahr?“ fragte die Ärztin harmlos.

      „Im Gegenteil, Mutter war sogleich Feuer und Flamme! Es schien fast so, als habe sie direkt darauf gewartet, daß ich sie darum bitten würde!“

      O ja, Elsbeth Haurand war ein kluges Menschenkind, dem man so leicht nichts vormachen konnte! Margot wußte das und war auf der Hut. Um jeden Verdacht zu zerstreuen, sagte sie:

      „Das ist doch ausgeschlossen. Schließlich kann doch deine Mutetr nicht hellsehen. Woher sollte sie denn wissen, daß wir soeben beschlossen haben, Karin ein paar Wochen Erholung zu verordnen?“

      „Das hat sie sich bestimmt gedacht, Margot! Wenn ich früher krank war, ist sie auch nach meiner Genesung mit mir fortgefahren. Ich erinnere mich noch recht deutlich daran.“

      „Und wann will sie fahren?“

      „Das möchte ich bestimmen, hat sie gesagt. Am liebsten führe sie gleich morgen!“

      „Na schön, dann wollen wir dafür sorgen, daß Karin sobald wie möglich fahren kann! Deiner Mutter geben wir die Arznei mit, die Karin unterwegs noch nehmen muß.“

      Elsbeth war es zufrieden, und dann wurden alle Vorbereitungen für die Reise getroffen. Dazu war es erforderlich, daß die beiden Frauen noch einmal in Elsbeths Wohnung nach Harvestehude fuhren. Auf dem Rückweg machten sie in Uhlenhorst halt, weil Elsbeth ihre Mutter noch zu sprechen wünschte.

      „Ich bleibe so lange im Wagen, Elsbeth“, sagte die Ärztin. „Es wird ja wohl nicht zu lange dauern!“

      „Komm doch mit herein!“ bat die Freundin. „Meine Mutter wird sich gewiß freuen!“

      „Ein anderes Mal, Elsbeth! Sonst halten wir uns bestimmt zu lange auf!“

      Margot wollte auf jeden Fall ein Zusammentreffen mit der alten Dame in Elsbeths Gegenwart vermeiden, damit die Freundin nicht dahinter kam, daß die beiden miteinander konspirierten. Margot befürchtete nämlich, daß sich die alte Dame durch ein unbedachtes Wort oder eine Geste verraten könnte.

      Es dauerte auch nicht lange, da kam Elsbeth wieder heraus. Ihre Mutter kam mit ihr an die Haustür, aber sie schaute nicht auf die Straße hinaus. Offenbar respektierte sie Margots Wunsch und tat nun auch von sich aus das einzig Richtige, sie hielt die Distanz, die notwendig war, um bei ihrer Tochter keinen Verdacht aufkommen zu lassen.

      „Das hast du ja sehr schön in die Wege geleitet!“ lobte Margot, als sie wieder im Wagen saßen und nach Hause fuhren.

      „So, meinst du?“ fragte Elsbeth skeptisch. „Ich habe doch eigentlich kaum etwas dazu getan. Das ist ja gerade das Komische bei mir, und darüber ärgere ich mich oft schwarz: ich will immer etwas tun, aber wenn es dann an die Ausführung geht, versage ich stets. Ich brauche halt jemand, der mir im rechten Augenblick den Anstoß gibt!“

      „Das ist es ja, was ich sage!“ erwiderte Margot.

      Elsbeth schaute sie verständnislos an. Sie erinnerte sich nicht, daß Margot dieses Thema schon berührt hatte.

      „Nun, ich sagte dir ja heute mittag schon, daß du wieder heiraten müßtest! Dann hast du gleich deinen Vormund, der dir im rechten Augenblick den Anstoß gibt, wie du dich ausdrücktest!“

      „Aber Margot!“ protestierte Elsbeth sofort mit aller ihr zu Gebote stehenden Lebhaftigkeit. Doch die Freundin nahm diesmal keine Rücksicht auf Elsbeths Gefühle. Sie sagte:

      „Ganz im Ernst, Elsbeth, du solltest wieder heiraten!“

      „Ausgeschlossen, Margot! Völlig ausgeschlossen!“

      „Weil es so für dich bequemer ist?“ fragte Margot lauernd.

      „Wieso?“

      „Nun, du bildest dir ein, deinem verstorbenen Mann die Treue halten zu müssen, obwohl Walter bestimmt der letzte wäre, der das von dir verlangen würde. An diese Lage hast du dich gewöhnt, sie ist dir bequem. Hast du noch nie darüber nachgedacht, daß dies alles nur purer Egoismus ist?“

      „Margot, ich bitte dich!“ wehrte Elsbeth entsetzt ab. Die Ärztin aber wußte, daß sie die Freundin nur auf diesem Wege für ihren Gedanken gewinnen konnte, sie mußte sie bei der Ehre packen und ihr Motive unterschieben, die Elsbeth unter allen Umständen ablehnen mußte.

      „Ich verstehe nicht, wie du dich darüber entrüsten kannst, Elsbeth! Ich kenne dich natürlich und weiß, daß es nicht so ist, daß dich niemals egoistische Beweggründe leiten werden. Aber jeder Außenstehende muß das annehmen, das kannst du doch nicht abstreiten!“

      „Aber wieso denn?“ fragte Elsbeth fassungslos.

      „Das ist doch ganz klar, mein Kind! Jeder wird es unverantwortlich von dir finden, daß du Karin ohne Vater aufwachsen läßt! Jedes Kind braucht einen Vater, weil es das Natürlichste von der Welt ist! Aber der Gedanke daran ist dir unbequem, und darum wird jeder glauben, du handeltest aus lauter Egoismus so!“

      „Du meinst, nur wegen Karin?“

      „Ja, nur wegen Karin!“

      „Und ich? Geht es denn nicht um mich dabei?“

      „Erst in zweiter Linie, Elsbeth! Gerade du als Mutter müßtest das doch wissen! Denn wer anders als eine Mutter wäre bereit, für sein Kind jedes Opfer zu bringen!“

      Elsbeth sah schweigend vor sich hin. Schließlich sagte sie:

      „Unter diesem Gesichtswinkel habe ich die Sache aber noch nie betrachtet!“

      „Dann wird es aber allmählich Zeit, Elsbeth! Wir Menschen sind nämlich vernunftbegabte Wesen, deren Aufgabe es ist, ihren Verstand zu gebrauchen! Aber lassen wir das jetzt, Elsbeth! Wir wollen ja kein philosophisches Streitgespräch führen über den Wert und Unwert des Verstandes. Und außerdem sind wir sofort zu Hause. Ich glaube, wir haben noch einiges zu tun, wenn wir Karins Reise vorbereiten wollen.“

      Margot fühlte, daß sie das Gespräch heute nicht mehr fortführen durfte. Bei passender Gelegenheit würde sie schon darauf zurückkommen.

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