Voller Geilheit und 12 andere erotische Erzählungen. B. J. Hermansson
ich will dein Sperma über meinem Gesicht spüren.
Also machst du weiter. Hörst zu. Lässt dich leiten. Von mir. Du bist jetzt so nah davor und du spürst die Gefahr, dass wir in jedem Augenblick entdeckt werden können, dass deine Frau vielleicht in ein paar wenigen Minuten das Auto direkt hier vor der Veranda parkt und dann dich und mich hier entdeckt. Vollkommen nackt und verschwitzt, dein Penis tief in mir drinnen und deine Zunge und deine Küsse über meinem Nacken, meinem Rücken und meinen Armen.
Wir kommen gleichzeitig.
Lange, lange kommen wir.
Andreas
Mein Hunger vermisst Gnade und Sättigung und ich suche und will und finde und nehme ihn und ihn und ihn, einen nach dem anderen und zwei werden zu drei und fünf werden zu mehr.
Andreas, er ist nicht einer wie alle.
Andreas ist ein Wesen, ein Gott, der all das ist, nach dem ich so lange verlangt, geschmachtet und mich gesehnt habe. Plötzlich ist er einfach da. Und er will nichts lieber, als dass er mich will.
Andreas offenbart sich bereits am ersten Tag der Oberstufe an meinem neuen Gymnasium. Sein Blick ist intensiv, immer konzentriert. Er lacht selten und es liegt meistens eine Ernsthaftigkeit in seinem Tonfall. Aber es gibt dort auch anderes, Lachen und Lachgrübchen. Aber man muss nah herankommen, um daran Teil zu haben.
Er macht ein anderes Gymnasialprofil als ich und sitzt immer allein in einem Gruppenraum, mit schiefgelegtem Kopf. Er ist ein Jahr älter als ich. Er kommt von einem anderen Ort und mietet eine kleine Wohnung in dem gelben Haus genau zwischen Schule und Innenstadt. Er hat eine Freundin und ich finde bereits, bevor ich sie getroffen habe, dass sie Andreas gegenüber undankbar wirkt.
Er verdient etwas Besseres.
Meine Eifersucht weiß es.
Andreas tritt seit vielen Jahren bei Wettkämpfen auf Spitzenniveau an. Er setzt alles darauf. Und wenn man alles gibt, dann bekommt man auch zurück. Vermutlich ist sein Blick deswegen oft so fokussiert.
Mit der Zeit lernen wir uns kennen. Und er wird meiner, nur meiner.
Er kann ohne mich nicht sein, sagt er.
Während der Oberstufe entwickelt sich zwischen uns eine Beziehung, die gekleidet wird in Liebe, Erotik, Stabilität und Harmonie. Andreas beendet seine Beziehung meinetwegen. Um ausschließlich mit mir sein zu können. Wir haben eine Beziehung, in der wir dafür stehen, was wir haben. Eine Beziehung, die einschließt, dass wir in seiner kleinen Bude frühstücken, mit dem Fenster weit geöffnet und dem Sommer, der sich in der Luft ausbreitet, und das Radio spielt im Hintergrund. Jeden, jeden Tag. Wir haben es gut, Andreas und ich. Zu gut, sagen die, sie uns aus dem Abstand betrachten.
Mehrere Jahre lang ist er meine große Liebe.
Mehr als ein fantastischer Liebhaber.
Christian
Er ist unsentimental. Er schert sich nicht um Konsequenzen, nie. Und er liebt nicht. Er küsst nicht mit langsamen Lippen, vorsichtig. Er streichelt nicht. Er fragt nicht, ob es auf eine andere Weise besser wäre, oder ob das Vorspiel länger sein sollte.
Er fickt.
Hart.
Lange.
Brutal.
Er wirft seinen Körper gegen meinen und hält mein Haar und meine Schenkel und lässt den Schweiß über die Reibung rinnen, die zwischen mir und ihm entsteht. Seine Stimme brüllt und die Erregung explodiert. Die Atemzüge haben keinen Platz in seinem Körper, der dabei ist, in tausend Geschosse zu zerspringen. Er nimmt mich tief, bereits bei den ersten Stößen. Wärmt nicht auf. Dehnt nicht. Drückt nur, bricht. Und es ist so schön, so verdammt schön.
Er mag es, wenn ich rittlings auf ihm sitze und mein Körpergewicht ihn so weit wie möglich in mich drückt. Er packt mich fest um die Taille. Bewegt mich. Führt mich. Leitet mich genau in den schnellen, harten, tiefen Takt, den er mag. Er, er, er. Und ich, ich falle für seine unbändige Lust und werde verschlungen von der Spannung, die er ist.
Er fragt nicht. Er überlegt nicht. Nie, nie, nie. Er macht. Und jedes Mal verkrampft mein Körper und ich sage ja und ja und ja und ja.
Nimm mich, Christian, nimm mich, ohne aufzuhören.
Und dann tut er es und ich verliere die Welt und alles und nicht zuletzt mich selbst.
Epilog
Muss es wirklich physisch geschehen? Wenn es sich genauso stark, genauso wirklich anfühlt, in dir, auch wenn es in der Fantasie und in Gedanken geschieht – bedeutet das wirklich, dass es nicht genauso stark ist?
Viele Jahre lang wurde ich von meinen Liebhabern gerettet. Ich hatte nicht den Mut, zu wagen, so zu sein, wie ich tief in mir drin sein wollte – mit ihm. Aber meine Gedanken und Gefühle waren da, groß und intensiv. Wie als eine natürliche Folge davon erschuf ich in meiner Fantasie eine eigene Welt, die berührende Hände und lange Gespräche enthielt mit diesen Liebhabern, die ich eigentlich nur aus dem Abstand kannte.
In mir keimte die Ausdauer und die Hoffnung, dass ich es eines Tages wagen würde.
In manchen Fällen dient die Fantasie als Retterin, als eine notwendige Flucht von der Wirklichkeit. Als Ersatz für etwas, damit du aushältst, zu warten und daran zu glauben, dass eines Tages…
In meinem Fall war es so.
Eros
Es gibt solche, die sind ohne Geschlecht von Geburt an, und solche, die ihres Geschlechts beraubt wurden, und solche, die sich selbst geschlechtslos gemacht haben, um des Himmelreiches willen. Wer es erfassen kann, der erfasse es.
Matthäus 19:12
Ich bin Eros. Ein Adonis verkörpert in menschlicher Gestalt. Ich bin ein Teil der stärksten Kraft im Universum. Ich bin Bewegung, Licht und Geschwindigkeit. Alles gleichzeitig. Alles, was wahrnehmbar ist. Ich bin Sex. Ich liebe und ich ficke. Ich küsse und ich schmuse. Hart, vorsichtig. Schnell, langsam. Dein Alter ist mir egal – solang du volljährig bist. Du kannst jung sein und du kannst älter sein. Solang du deinen Verstand bei dir hast und sicher bist, deiner Lust folgen zu wollen, bist du willkommen in meinem üppigen Reich. Ich mache mir nichts aus irgendwelchen Geschlechtern, für mich gibt es keine. Du kannst Frau sein oder du kannst Mann sein. Für mich spielt es keine Rolle. Für mich bist du nämlich eine Göttlichkeit, so oder so. Für mich bist du vollkommen. Für mich bist du ein Körper, aber auch so viel mehr. Du bist all das, was es in diesem Körper gibt. Alles, was existiert und was ein Mensch, durch seine Fähigkeit zum Ja sagen, erschaffen kann. Ein lebendiges Wesen, ein Geschöpf, eine Kreatur, ein Geruch, ein Gefühl, ein Geschmack, die auf vielerlei Art nicht greifbar sind. Ich lebe, um zu versuchen, dir so nah wie möglich zu kommen. Und ich komme dir nah. Näher, als es je zuvor jemand anders getan hat.
Denn das ist mein Sinn und Zweck.
Manche verknüpfen meinen Namen mit Ausdrücken wie „der Erlöser“ und „der, der uns durch Liebe bekehrt“. Aufgrund von Unwissen verhöhnt man meine Vorhaben und meint, ich sei ketzerisch. Manche zischen mir zu, mit Schaum zwischen den Lippen, und schießen verachtende Pfeile auf mein Herz, in der Hoffnung, dass es bricht und den Rückzug antritt. Manche wenden den Blick ab, tun so, als würden sie nichts sehen, nicht einmal ahnen. Viele meinen, mein Handeln birgt sowohl Bosheit als auch Dummheit, manche meinen sogar, ich sei schädlich. Aber wie kann man schaden, wenn man wirklich liebt? Und was ist falsch daran, zu lieben und geliebt zu werden von diesem Körper, dieser Freude? Ist es Sünde, dass ich das Schöne im Leben suche? Ich würde nicht leben ohne meine Nächsten, so einfach ist diese Gleichung. Ohne die erotische Begegnung ist mein Atem ohne Sauerstoff und ich würde in kurzer Zeit tot darniederliegen, zum Vorteil von Nichts. Mein Geschlechtsorgan würde verwelken. Mein Blut würde rosten. Ich würde aufhören zu existieren, um stattdessen zu Kohle verwandelt