Chefarzt Dr. Norden 1165 – Arztroman. Jenny Pergelt

Chefarzt Dr. Norden 1165 – Arztroman - Jenny Pergelt


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sie sich bestimmt schnell.«

      Daniel fand das seltsam. Von der überängstlichen, besorgten Mutter fehlte nun jede Spur. Nadja war ruhig und beherrscht, während sie die Männer anwies, ihre Tochter in die Garderobe zu bringen. In Daniel kam ein Verdacht auf. »Leidet Sophie öfter an Ohnmachtsanfällen?«, fragte er ihre Mutter so leise, dass andere ihn nicht hören konnte.

      Unter seiner Frage zuckte Nadja wie ertappt zusammen.

      »Nein … ja … aber ganz selten. Das war immer völlig harmlos gewesen.«

      »Harmlos? Ich halte es nicht für harmlos, wenn man wiederholt in Ohnmacht fällt. Wurde die Ursache denn dafür herausgefunden?«

      Nadja nagte an ihrer Unterlippe und erwiderte dann ausweichend: »Wie ich schon sagte, es ist nichts Ernstes. Das kommt schon wieder in Ordnung.«

      Bevor Daniel weiter nachfragen konnte, rief jemand: »Der Rettungswagen ist gleich hier!«

      »Rettungswagen?«, empörte sich Nadja. »Wieso wurde der gerufen? Das ist doch wohl unnötig!«

      »Frau Dannehl, Ihre Tochter ist immer noch bewusstlos. Das ist eine sehr ernste Angelegenheit. Natürlich musste da der Rettungsdienst gerufen werden.«

      Es gefiel Daniel überhaupt nicht, wie sich Sophies Mutter benahm. Sie zeigte wenig Mitgefühl, tat nichts, um zur Klärung der Ohnmacht beizutragen, und schimpfte nun auch noch darüber, dass jemand so umsichtig gewesen war, einen Krankenwagen zu rufen. Verhielt sich so eine fürsorgliche Mutter?

      »Bitte bringen Sie Sophie Dannehl nach draußen, damit sie gleich in den Rettungswagen kann«, bestimmte er.

      »Aber, aber … das ist keine gute Idee!«, rief Nadja aus. »Können wir nicht etwas diskreter damit umgehen? Wenn die Presse nun davon erfährt!«

      »Im Moment mache ich mir mehr Sorgen um Ihre Tochter als um die Presse«, erwiderte Daniel leicht verstimmt. »Und im Übrigen wird den Journalisten der Vorfall nicht entgangen sein. Schließlich saßen sie unter den Zuschauern.«

      In diesem Augenblick schlug Sophie die Augen auf. Verwirrt blickte sie in die Gesichter der vielen fremden Leute, die sie umringten.

      »Hallo, Sophie, schön, dass Sie wieder unter uns weilen«, sagte Daniel warm. »Wissen Sie, wer ich bin?«

      Sophie brauchte einen Moment, bis sie antworten konnte: »Ja … ja, natürlich! Dr. Norden! Wieso … was ist passiert?«

      »Sie sind nach Ihrem Auftritt ohnmächtig geworden.«

      »Nach dem Auftritt?« Sophie wirkte erleichtert, als Daniel nickte. Dann überlegte sie. »War … war ich schon hinter der Bühne?«

      »Nein, Sophie, du hast es nicht mehr von der Bühne geschafft«, übernahm Nadja das Antworten.

      Unter ihren anklagenden Worten zuckte Sophie zusammen. Sie schloss die Augen und stöhnte gequält auf. »O nein! Das ist ja schrecklich. Es tut mir so leid.«

      »Das muss Ihnen nicht leidtun«, erwiderte Daniel verwundert. »Niemand verliert absichtlich das Bewusstsein. Es zeigt vielmehr, dass leider irgendetwas nicht in Ordnung ist.«

      »Sophie leidet nur unter Jetlag«, mischte sich Nadja wieder ein. »Also kein Grund zur Sorge.«

      Daniel beachtete sie nicht. Inzwischen waren sie durch den Bühneneingang nach draußen gelangt, wo der Rettungswagen gerade eintraf. Daniel begrüßte die beiden Sanitäter, die er bereits von früheren Einsätzen kannte. Mit knappen, präzisen Worten informierte er sie über das, was vorgefallen war. Ohne dass weitere Anweisungen nötig waren, machten sich die beiden Rettungskräfte sofort an die Arbeit und schlossen Sophie an diverse medizinische Gerätschaften an. Die Tür des Rettungswagens hatten sie zugezogen, sodass sie mit ihrer Patientin und Daniel Norden allein waren.

      »Hundert zu sechzig«, sagte ein Sanitäter nach der Blutdruckmessung. »Puls bei neunzig.«

      »Haben wir schon ein EKG?«

      »Kommt sofort.«

      Ruhig und routiniert tat Daniel Norden das, was er am liebsten tat und wofür er geboren wurde: Menschen in ihrer Not zu helfen. Und dass Sophie seine Hilfe brauchte, daran hatte er keinen Zweifel.

      »Wie geht es Ihnen jetzt?«, fragte er sie.

      »Besser. Ich denke, ich kann wieder aufstehen und auch zurückgehen.«

      »Bitte bleiben Sie noch einen Moment liegen, Sophie. Sie waren ein paar Minuten bewusstlos. Da sollte man nicht einfach aufstehen und weitermachen, als wäre nichts gewesen. Sie wollen doch sicher auch, dass der Grund für Ihre Ohnmacht herausgefunden wird. Ihre Mutter meinte, dies sei nicht Ihre erste gewesen.«

      Sophie nickte. »Ja, ein paar Mal kam das schon vor. Aber nie auf der Bühne. Bisher hatte ich es immer noch gerade rechtzeitig in die Garderobe geschafft, sodass niemand etwas mitbekam.«

      »Außer Ihre Mutter.«

      »Ja, natürlich. Sie ist ja immer bei mir.«

      ›Wie ein Wachhund‹, schoss es Daniel unwillkürlich ein, und sofort bedauerte er diesen Gedanken. Er kannte weder Sophie noch Nadja gut genug, um sich ein Urteil über das Verhältnis der beiden Frauen bilden zu dürfen. Wahrscheinlich schätzte er Nadja falsch ein. Sie war nicht nur Sophies Managerin, sondern auch ihre Mutter, die dafür sorgte, dass ihr in dem mitunter rauen Geschäft kein Haar gekrümmt wurde. Immerhin war Sophie noch sehr jung gewesen, als sie mit ihrer Karriere begonnen hatte. Wie schnell hätte sie unter die Räder geraten können, wenn ihre Mutter kein wachsames Auge auf sie geworfen hätte.

      »Ihr Blutdruck ist etwas niedrig, Sophie.« Daniel stutzte kurz und lächelte. »Tut mir leid, wenn ich in alte Gewohnheiten verfalle und Sie immer noch beim Vornamen nenne, Frau Dannehl.«

      »O nein! Bitte sagen Sie weiter Sophie zu mir. Sie und Ihre Frau haben mich ja quasi aufwachsen sehen. Wenn Sie jetzt Frau Dannehl zu mir sagen, komme ich mir entsetzlich alt vor. Und was den niedrigen Blutdruck angeht: Darunter leide ich schon seit einigen Jahren. Meine Mutter meint, dass das bei uns in der Familie liegt. Es ist ziemlich lästig, aber wohl nicht weiter gefährlich. Ein hoher Blutdruck soll viel schlimmer sein.«

      »Das stimmt. Allerdings kann einem der niedrige auch das Leben schwer machen. Besonders, wenn man deswegen bewusstlos wird. Obwohl …« Daniel zögerte kurz. Er wusste einfach zu wenig über Sophies Krankengeschichte, um eine abschließende Diagnose stellen zu können. »Sophie, ich bin mir nicht sicher, ob der niedrige Blutdruck der alleinige Grund für Ihre Ohnmacht ist. Dafür kann es auch viele andere, zum Teil auch sehr ernsthafte Gründe geben. Die Möglichkeiten für eine umfassende Diagnostik sind hier, im Rettungswagen, natürlich sehr beschränkt. Ich möchte Sie nicht beunruhigen, aber ich würde Sie gern in die Behnisch-Klinik bringen, damit Sie dort gründlich untersucht werden können.«

      »Sie meinen jetzt gleich?«

      Zu Daniels Verwunderung klang Sophie nicht entsetzt oder erschrocken. Nein, ganz im Gegenteil. Wenn es nicht so absurd wäre, könnte er fast annehmen, dass sie über die Aussicht, in die Klinik zu kommen, hocherfreut war.

      »Ja«, bestätigte er ihre Vermutung. »Wir sollten damit nicht bis morgen warten. Es ist wichtig, dass einige Tests zeitnah gemacht werden. Bis morgen oder übermorgen haben sich die Werte, die im Moment vielleicht auffällig sind, schon wieder normalisiert, und wir tappen dann im Dunkeln. Ich kann verstehen, dass das sehr plötzlich für Sie kommt und Sie erst mal darüber nachdenken wollen. Wahrscheinlich möchten Sie das auch erst mit Ihrer Mutter besprechen.«

      »Nein!«, warf Sophie hastig ein. »Wenn Sie sagen, dass es notwendig ist, verlasse ich mich natürlich auf Ihr Urteil als Mediziner. Von mir aus können wir sofort losfahren.«

      Daniel nickte. Er hatte sich nicht getäuscht. Sophie Dannehl schien wirklich froh zu sein, in die Klinik zu kommen. Warum das so war, konnte er nur erahnen. Um sie danach zu fragen, war jetzt nicht der richtige Moment. Jetzt wollte sie nur fort von hier, und Daniel konnte das nur recht sein.

      »Das ist eine sehr vernünftige


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