Oben, unten, vorne, hinten. Garrison Madden

Oben, unten, vorne, hinten - Garrison Madden


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so stark war dieses Gefühl, das durch das bisher unbekannte Geschehen in ihr ausgelöst wurde.

      „Oh, mein Gott . . . mein Gott!“ keuchte Harry.

      „Es ist mir gekommen! Oh, Baby . . . es ist mir gekommen! Da, Baby, da . . . nur ruhig jetzt! Laß dich ganz sanft von mir festhalten. Ja, so ist’s recht, Baby, so ist’s recht. . . laß dich ganz behutsam von mir festhalten!“

      Gay erwachte. Als erstes verspürte sie diesen Schmerz in ihren Lenden. Sie langte mit einer Hand zwischen ihre Beine, als wollte sie sich vergewissern, sich alles nicht nur eingebildet zu haben.

      Sie brauchte gar nicht erst nachzusehen, ob der Mann noch neben ihr lag. Sie wußte ganz instinktiv, daß sie allein gelassen worden war.

      Harry Jackson . . . dachte sie. So lautete sein Name. Und letzte Nacht hatte sie zum ersten Mal in ihrem jungen Leben Geschlechtsverkehr gehabt . . . mit einem Fremden, nicht mit Todd . . . nicht wie sie es sich als Erfüllung eines lebenslangen Traumes gedacht hatte, sondern mit einem vollkommen Fremden. Mit einem älteren Mann. Mit einem freundlichen Mann.

      Gay sah sein Gesicht wieder ganz deutlich vor sich . . . dieses gewinnende, verführerische Lächeln . . . diese massive, behaarte Brust . . . den erigierten Penis, der in der Luft hin und her gewippt war . . . bis zu dem Augenblick, in dem er in sie eingedrungen war. Dann erinnerte sie sich an den kurzen Schmerz, der sich so schnell in Lust verwandelt hatte.

      Ihr war zumute, als müßte sie auf der Stelle noch einmal beide Hände zwischen ihre Schenkel schieben, um festzustellen, ob es vielleicht nicht noch mehr zum Erinnern gab . . . etwas, das sie noch nie getan hatte.

      Aber dann dachte sie sehr rasch an die Realitäten. Sie begriff, wo sie war. Der große Wecker auf dem Nachttisch neben dem Bett zeigte 6.45 Uhr. Daneben lag ein Stück grünes Papier. Geld. Sie langte danach und konnte kaum glauben, was sie da sah. 100 Dollar!

      Oh, mein Gott . . . er hat bezahlt! dachte sie. Ich bin eine Hure!

      Dann erst sah sie die Karte mit dem Aufdruck: Harry Jackson, 6009 Mulholland Canyon, 4765342.

      3

      Gay fuhr mit einem Taxi zum Bus-Depot in Downtown von Las Vegas und verschlief fast die ganze Fahrt nach Los Angeles. Hier nahm sie wieder ein Taxi und nannte dem Fahrer die Adresse des Motels, in dem Todd abgestiegen war. Sie hatten geplant, beide dort in getrennten Zimmern zu wohnen, bis Todd zu den Freunden ziehen würde, die er in Los Angeles kannte. Gay hatte dann bei ihrer Tante Alice in einem der Vororte bleiben wollen. Sie hatte der Tante das genaue Ankunftsdatum nicht mitgeteilt, um ein paar Tage mit Todd allein verbringen zu können . . .

      Der Taxifahrer hielt vor dem Golden Star Motel an.

      „Soll ich warten, meine Dame?“ erkundigte er sich.

      „Ja, warten Sie eine Minute“, sagte Gay, dann ging sie rasch ins Motel. vorn Empfangschef erfuhr sie, daß Todd in Zimmer 9 wohnte, aber auf ihr Klopfen erhielt sie keine Antwort. Sie kehrte zum Taxi zurück.

      „Wohin jetzt?“ fragte der Fahrer.

      Gay dachte kurz nach. Tante Alice würde sie natürlich mit offenen Armen aufnehmen, aber . . . Verdammt! dachte Gay. Ich will jetzt noch nicht dorthin!

      Dann kam ihr plötzlich ein verwegener Gedanke. „Bringen Sie mich zu sechs-null-null-neun Mulholland Canyon“, sagte sie aus einem Impuls heraus.

      Gay glaubte kaum ihren Augen trauen zu dürfen, als das Taxi vor einem riesigen Herrenhaus auf einem Hügel, etwa einen Block von der Straße entfernt, anhielt. Sie bezahlte den Fahrer und ging über die lange, gewundene Auffahrt zu der großen Eichentür des Hauses. Hier läutete sie. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet.

      Harry Jackson nahm die Pfeife aus dem Mund, grinste übers ganze Gesicht und starrte Gay so durchdringend an, als wollte er sie etwas fragen.

      Er weiß, daß ich noch Jungfrau war. Jetzt möchte er wohl wissen, ob alles mit mir in Ordnung ist . . . und deshalb hat er wahrscheinlich auch das Geld zurückgelassen, dachte sie.

      „Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich dich wirklich jemals wiedersehen würde, Darling“, sagte er. „Aber komm rein. Wir haben bestimmt wichtige Dinge miteinander zu besprechen.“

      Gay betrat das üppig und elegant eingerichtete Wohnzimmer und kam sich dabei doch ein wenig zaghaft vor. Hoffentlich würde sie jetzt nichts Falsches tun oder sagen. Aber sie hatte irgendwie das unbestimmte Gefühl, daß sie nur auf Harry zu hören brauchte, dann würde schon alles in Ordnung kommen. Deshalb nahm sie sich vor, lieber nichts von diesen 100 Dollar zu erwähnen, die er zurückgelassen hatte.

      Harrys schwerem Eichenschreibtisch gegenüber saß ein junges Mädchen, dessen Alter Gay auf höchstens neunzehn Jahre schätzte.

      „Chicelet . . .“, begann Harry. „Ich möchte dir Sheila Adams vorstellen. Das heißt, Gay Adams. Sie ist Schauspielerin und eine Freundin von mir.“ „Freut mich, Sie kennenzulemen“, sagte das Mädchen.

      Gay hörte einen warmen, neckenden Tonfall aus der Stimme des Mädchens heraus.

      „Eine Freundin von Harry muß ganz einfach auch meine Freundin sein“, fuhr Chicelet lebhaft fort. „Okay . . . Gay? In Ordnung, Harry?“

      Chicelet, Gay und Harry lachten gleichzeitig sehr herzlich.

      „Chicelet und ich hatten gerade eine sehr ernsthafte Diskussion“, sagte Harry. „Sie arbeitet manchmal für mich, weißt du? Natürlich ist sie keine richtige Schauspielerin, aber sie macht ihre Sache gut. Stimmt’s, Chicelet?“

      „Und ob!“

      Wieder lachte Chicelet und strich dabei wie zufällig mit beiden Händen an ihren perfekt geformten, kleinen Brüsten vorbei am purpurfarbenen Samtkleid nach unten.

      Gay sah, daß Chicelet keinen Büstenhalter trug. Sie überlegte, ob das junge Mädchen unter dem Kleid überhaupt noch etwas anhatte.

      Chicelet schlug die Beine übereinander.

      Harry zog einen Stuhl heran und forderte Gay auf, Platz zu nehmen. Dann erkundigte er sich, ob er den Mädchen etwas anbieten könne. Anschließend erklärte er Gay, daß er mit Chicelet vorhin einen Job besprochen hatte, den sie in ein paar Tagen „vertretungsweise“ übernehmen sollte.

      Die Stars in seinen Filmen waren mitunter etwas prüde, wenn es um Nacktszenen ging. Deshalb hatte er nach zwei Mädchen gesucht, die eine lesbische Szene spielen sollten. Außerdem sollte ein Ehemann darin auftreten.

      Gay hörte sich alles sehr aufmerksam an.

      „Falls du interessiert bist“, schloß Harry seine Ausführungen, „so könnte ich ja mal mit dem Regisseur reden. Normalerweise hört er auf meinen Rat.“ Bevor Gay darauf etwas antworten konnte, fragte Harry schon: „Sag mal . . . hast du vielleicht ein paar hübsche Bilder von dir in diesem kleinen Koffer?“

      Gay nickte, öffnete den Koffer und holte einige Fotos hervor.

      „Großartig!“ rief Harry. „Was meinst du, Chicelet? können wir Gay brauchen?“

      Harry reichte Chicelet langsam ein Foto, das Gay für ihr bestes Bild hielt.

      Chicelet warf einen flüchtigen Blick darauf und zuckte die Schultern. Sie sah Gay an und blinzelte ihr verschmitzt zu, als wollte sie damit ausdrükken, daß Harry natürlich nur Spaß machte.

      „Du scheinst ein bißchen durcheinander zu sein, Gay, stimmt’s?“ fragte Chicelet. „Na, dann laß dir mal von Harry alles näher erklären.“

      Harry mischte sich rasch ein.

      „Der Job wird mit sechshundert Dollar bezahlt . . . für einen Tag Arbeit. Wenn wir mehrere Tage brauchen, könntest du also ein schönes Stück Geld verdienen. Chicelet macht es ja eigentlich mehr zu ihrem Vergnügen, aber ich bin durchaus bereit, dir ernsthaft zu helfen. Aber du wirst auf meinen Rat hören müssen. Ich möchte, daß du ganz unten anfängst und dich nach oben arbeitest.


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