Butler Parker Staffel 13 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 13 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      Parker bekam selbstverständlich sein Zimmer. Erfreulicherweise lag es auf der Etage, auf der auch die Herren Lorrings und Stepnut wohnten. Der Butler nahm die kleine, recht altmodisch aussehende Reisetasche hoch und begab sich hinüber zum Lift. In dieser Tasche befand sich alles, was er zur gründlichen Durchsuchung eines Zimmers brauchte.

      *

      Er massierte sich den Nacken und starrte die beiden Frauen verärgert und nachdenklich zugleich an. Vielleicht rechnete der junge Mann mit dem glatten Gesicht sich noch echte Chancen aus. Er hatte längst entdeckt, daß man ihn nicht gefesselt hatte. Er saß in einem Ledersessel und stand jetzt vorsichtig auf.

      »In Ordnung, Sie haben mich reingelegt«, meinte er großspurig. »Vergessen wir das. Ich bin nicht nachtragend.«

      »Wie schön«, gab Lady Simpson voller Ironie zurück.

      »Ich schlage Ihnen ein Geschäft vor«, redete der junge Mann weiter. »Sie geben mir die Kapsel, und ich vergesse dafür, daß es Sie gibt.«

      »Woher wußten Sie, daß ich die Kapsel habe?« Agatha Simpson überhörte den leicht arroganten Ton des Mannes.

      »Ich saß oben auf der Galerie des Konzertsaals«, gab der junge Mann zurück. »Ich hab genau gesehen, daß Sie Findlay die Kapsel abgerissen haben.«

      »So etwas dachte ich mir schon.« Lady Agatha nickte. »Die Kapsel scheint wichtig zu sein, nicht wahr?«

      »Für Sie ist sie vollkommen wertlos.«

      »Und für Sie stellt sie ein Vermögen dar, wie?«

      »Nur im übertragenen Sinn.«

      »Unter gewissen Voraussetzungen bin ich bereit, auf Ihren Vorschlag einzugehen, junger Mann«, schickte Lady Simpson voraus. »Ich möchte zuerst mal wissen, wer Sie sind? Haben Sie einen Anspruch auf die Kapsel?«

      »Nennen Sie mich Rob Harlow.« Der junge Mann mit dem glatten Gesicht lächelte ironisch und fühlte sich von Minute zu Minute immer überlegener. »Und was die Kapsel anbetrifft, so war sie für mich bestimmt.«

      »Besonders überzeugend klingt das aber nicht, Mr. Harlow.« Lady Simpson schüttelte enttäuscht den Kopf. »Warum waren Sie nicht unten in Mr. Findlays Loge? Er hatte doch Zeit genug, Ihnen die Kapsel zu geben.«

      »Je weniger Sie wissen, desto besser für Sie.«

      »Sie sind einfach albern, junger Mann.« Lady Simpson sah den jungen Mann verweisend an. »Sie erzählen mir hier Märchen. Sie glauben doch nicht, daß ich Ihnen auch nur ein einziges Wort abnehme, wie?«

      »Also gut, ich werde Ihnen noch einen kleinen Hinweis liefern. Ich sollte die Kapsel abholen, aber ich war vorsichtig. Sie müssen doch spüren, wie heiß die Ware ist, oder?«

      »Für wen sollten Sie die Kapsel abholen, junger Mann? Ich möchte Einzelheiten erfahren.«

      »Für einen ... Freund! Mehr kann ich dazu nicht sagen. So, jetzt aber Schluß mit der Rederei. Rücken Sie die Kapsel heraus. Ich habe schon genug Zeit vertrödelt.«

      »Die Kapsel erhält der Eigentümer, junger Mann. Er soll bei Gelegenheit um einen Besuchstermin bitten. Meine Gesellschafterin wird alles Weitere regeln.«

      »Sind Sie verrückt? Glauben Sie wirklich, ich würde ohne die Kapsel gehen?« Der junge Mann langte blitzschnell nach einem Schürhaken, der gegen den mächtigen Kamin gelehnt war und hob ihn drohend gegen Lady Agatha. »Ich mache keinen Spaß, bilden Sie sich das bloß nicht ein!«

      »Ist seine Naivität nicht schon fast rührend, Kindchen?« Lady Simpson wandte sich an Kathy, die bisher geschwiegen hatte, den jungen Mann aber nicht aus den Augen ließ. Sie stand hinter dem langen Ledersofa und sah sehr schüchtern aus.

      »Wie naiv ich bin, werden Sie gleich erleben.« Rob Harlow, wie er ¿ich nannte, geriet in Wut. »Verdammt, wollen Sie unbedingt für ein paar Wochen ins Krankenhaus?«

      »Was haben Sie vor?« sorgte sich jetzt die ältere Dame, als Rob Harlow den Schürhaken schwang. Sein eben noch glattes Gesicht war zu einer wütenden Fratze geworden.

      »Ich werde Ihnen ’ne Kniescheibe einschlagen«, sagte der Mann.

      »Sie sind sehr unbeherrscht«, tadelte in Lady Agatha und schüttelte den Kopf. »Wie kann man sich nur derart gehenlassen?«

      Rob Harlow hörte schon gar nicht mehr zu. Er wollte tatsächlich zuschlagen. Er tat es dann allerdings doch nicht. Und das hing mit dem Schrotgewehr zusammen, das Kathy plötzlich in Händen hielt. Der Lauf der Waffe war direkt auf Harlow gerichtet, der wie erstarrt stehenblieb und überrascht auf Kathy starrte.

      »Wir verwenden meist recht groben Schrot«, erklärte Lady Simpson. »Möchten Sie eine kleine Kostprobe haben, junger Mann?«

      »Sie ... Sie würden niemals schießen«, behauptete Rob Harlow.

      »Lassen Sie es doch mal darauf ankommen, Sie Flegel!« grollte die Stimme der resoluten Dame. Sie erinnerten an ein fernes, aber schnell heranziehendes Gewitter.

      Rob Harlow ließ den Schürhaken zu Boden fallen und warf sich wie ein schlecht erzogener, großer Junge wieder in den Sessel. Finster sah er die beiden Frauen an.

      »Sie sind ganz schön blöd«, meinte er schließlich. »Aber bitte, wenn Sie unbedingt draufgehen wollen! Nicht mein Bier. Ich hab’ die Sache elegant klären wollen.«

      »Mit einem Schürhaken und einer zertrümmerten Kniescheibe«, präzisierte die Lady grollend. »Was enthält die Kapsel?«

      »Sie haben sie doch bestimmt schon aufgeschraubt, oder?«

      »Natürlich, junger Mann.« Lady Simpson schaltete wieder auf ihren Plauderton um. »Der Inhalt war geradezu sensationell.«

      Rob Harlow grinste wissend.

      »Den Code kann keiner knacken«, meinte er dann. »Das schafft nur mein Freund.«

      »Was würde Ihr Freund denn für die Kapsel zahlen, junger Mann?« erkundigte sich Lady Simpson jetzt.

      »Sie ... Sie wollen Geld?« Rob Harlows Gesicht nahm einen verdutzten Ausdruck an. »Sie müssen doch stinkreich sein, wenn Sie sich diese Bude hier leisten können.«

      »Etwas Kleingeld kann man immer gebrauchen«, gab Lady Agatha zurück. »Zudem bin ich geldgierig, ich mache keinen Hehl daraus. Die Steuern fressen unsereinen doch auf.«

      »Warum haben Sie nicht gleich von Geld gesprochen?« Der junge Mann witterte sichtlich angenehme Morgenluft. »Darüber kann man sich doch jederzeit unterhalten. Ich biete Ihnen, sagen wir, fünfhundert Pfund. Steuerfrei und bar auf die Hand.«

      »Fünftausend Pfund.«

      »Sie sind wahnsinnig! Sechshundert Pfund, aber das ist bereits Spitze.«

      »Und wo ist das Geld?« Lady Simpson sah jetzt tatsächlich ungemein raffgierig aus. Ihre Augen funkelten, ihre Wangen färbten sich rosig.

      »Ich bin in ’ner Stunde wieder hier«, versprach Rob Harlow. »Aber keine faulen Tricks. Geld gegen Ware. Ist das ein Wort?«

      »Warum sitzen Sie hier noch herum?« fuhr die energische Dame ihn an und zeigte auf die Tür. »Sputen Sie sich, junger Mann! Und gebrauchte Scheine, wenn ich bitten darf!«

      Rob Harlow schob sich aus dem Sessel und ging zur Tür. Wenig später war er draußen vor dem Haus zu sehen. Er rannte hinüber zur nahen Straße und verschwand dann hinter den Häusern.

      *

      »Natürlich sind das die beiden Subjekte«, sagte Lady Agatha Simpson und richtete sich wieder auf. »Sie wollten Findlay umbringen. Ich erkenne sie genau wieder.«

      »Ein guter Fang, Mylady, wenn ich mich so ausdrücken darf.« Parker schloß die Wagentür. »Sie werden bestimmt Auskunft darüber geben können, wo Mr. Findlay sich zur Zeit aufhält.«

      Parker war zum Stadthaus Lady Simpsons zurückgekehrt, nachdem er


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