Das Jahr, als ich anfing, Dudelsack zu spielen. Tanja Köhler

Das Jahr, als ich anfing, Dudelsack zu spielen - Tanja Köhler


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      Tanja Köhler

      Das Jahr, als ich

      anfing, Dudelsack

      zu spielen

      Eine Anleitung zur Veränderung in der Mitte des Lebens

      Inhaltsverzeichnis

       Kapitel 1 – In Bewegung kommen. Neues beginnen. Einen Anfang machen.

       Kapitel 2 – Veränderungen verstehen. Dudelsack lernen – eine Wissenschaft für sich!

       Kapitel 3 – D wie Dringlichkeit spüren. Warum man den Dudelsack zum Erzählen bringen soll!

       Kapitel 4 – Z wie Ziele klären. Warum nicht jedes Lied auf einem Dudelsack spielbar ist!

       Kapitel 5 – U wie Umsetzung. Warum jeder schottische Clan nur einen Wahlspruch kennt.

       Epilog – Bilanz ziehen.

       Anhang – Gut gekleidet – gut gerüstet. Wie der Dudelsack besser wirken kann.

       Über die Autorin

       Impressum

      »Dudelsack zu spielen ist für mich ein Lebensgefühl, ein Sinnbild. Er steht für die Freiheit, jederzeit das tun zu können, was ich möchte. Und es auch zu tun.«

      »… Du machst waaaas?«

      »Ich lerne Dudelsack.«

      »Wie kommst du denn auf dieeeee Idee?«

      »Es ist keine Idee. Es ist ein Wunsch. Ein Wunsch, den ich mir erfülle und den ich schon lange in mir trage. Schon sehr lange. Vielleicht schon seit Kindheitstagen.«

      Wenn ich erzähle, dass ich Dudelsack lerne, dann schaue ich den Menschen in die Augen. In ihnen kann ich es sehen: Verwunderung. Aber auch ehrliches Interesse. Und ein Gefühl, was ich zwischen Sehnsucht und Neid verorte. Neid nicht im Sinne von Missgunst, sondern ein positiver Neid. Eher im Sinne von Sehnsucht und Respekt. Respekt vor meinem Tun und Sehnsucht nach der Umsetzung eines eigenen Wunsches.

      »Ja! Und ich spiele nicht irgendeinen Dudelsack. Sondern ich spiele ›The Great Highland Bagpipe‹ – den großen schottischen Highland-Dudelsack. Den, den man aus Filmen kennt!«

      Nach diesen Worten bin zumindest ich vollkommen begeistert. Begeistert nicht nur für das Instrument, sondern auch von mir selbst. Begeistert davon, dass ich es tue: Dudelsack spielen. Am liebsten würde ich ihn dann rausziehen und loslegen. Das geht aber leider nicht, weil ich ihn auf meinen vielen Geschäftsreisen nie dabei habe. Da würde ich von jedem Hotel eine hochrote Karte angezeigt bekommen. Stellen Sie sich nur vor: Sie liegen entspannt in Ihrem Hotelzimmer und plötzlich ertönt aus dem Zimmer nebenan ein ohrenbetäubender Lärm. Die EU erwägt nicht aus Jux und Tollerei die Einführung einer Gehörschutzpflicht für professionelle Dudelsackspieler. 120 Dezibel sind schon gewaltig. Vor allem, wenn man nicht mit ihnen rechnet.

      »Und seit wann spielst du Dudelsack?« Ich zögere, weil ich etwas verberge, mich schäme. Meine offizielle Antwort lautet: »Ich nehme seit Januar 2015 Unterricht.« Reaktion: »Ist ja cool!« Oft plätschert das Gespräch dann aus. Was würde wohl passieren, wenn ich die wahre Antwort geben würde? »Seit einem denkwürdigen Moment in Schottland und einem Blick auf einen Zollstock.«

      Ich gebe zu, es ist mir peinlich, darüber zu schreiben, denn irgendwie ist es »spooky« – unheimlich. Es passt nicht zur seriösen Unternehmensberaterin und Vortragsrednerin. Es passt aber vielleicht zu mir. Zu der Tanja.

      Wir waren im April 2014 mit Freunden in Schottland. Ein Urlaub mit Uraltfreunden aus Kindheitstagen. Am zweiten Tag besichtigten wir das William Wallace Monument in der Nähe von Stirling. Den Ort, an welchem der schottische Freiheitskämpfer William Wallace mit seinen Highlandern die englischen Soldaten erfolgreich in die Flucht geschlagen hat. Diese Schlacht ist die historische Vorlage für den Film Braveheart mit Mel Gibson in der Hauptrolle. Ich weiß noch gut, dass ich 1995 Rotz und Wasser geheult habe, als der Film in die Kinos kam.

      Direkt neben dem William Wallace Monument steht ein Gedenkstein. Darauf zu sehen ist ein Schwert, das im Boden steckt. Während meine Freunde Fotos von der Aussicht machten, ging ich zu diesem Stein hin. Und dann kam er, der Moment. Und er hört sich wahrlich ziemlich unwirklich an. Ich schaute diesen Stein an und hatte plötzlich das Gefühl, dass ich zu einer anderen Zeit schon mal hier gewesen bin. Ich sah das richtige Schwert im Boden stecken. Und ich hörte einen Dudelsack. Mehr nicht.

      Ich nenne diesen Moment seitdem den denkwürdigen Moment. Denkwürdig im Sinne von wert, auf einer anderen, tieferen Ebene darüber nachzudenken und eine Antwort zu finden. Eine Antwort, die mich in Bewegung bringt.

      Dieser denkwürdige Moment in Schottland war der Anstoß, der Impuls für mich, etwas Neues in meinem Leben zu machen. Auf den ersten Blick nichts wirklich Großes. Eben nur: Dudelsack spielen.

      Nun ist es heraus. Und es fühlt sich gar nicht so peinlich an, wie ich gedacht habe. Und ja!, wenn mir zuvor jemand von einem solchen Gefühl berichtet hätte, so hätte ich diese Person sicherlich mit einem freundlichen, aber durchaus skeptisch-abwertenden Aha! in die Esoterikecke gesteckt.

      Und nein!, Sie müssen nun keine Angst haben, dass dieses Buch Sie in diese Gefahr bringen wird.

      Es gibt viele denkwürdige Momente in unserem Leben. Manchmal ist es eine solche Begebenheit. Manchmal ist es eine beiläufige Bemerkung oder eine einzige richtige Frage, die einem mehr oder weniger zufällig gestellt wird. Das, was sie von anderen Augenblicken in unserem Leben unterscheiden, ist, dass sie uns dazu bringen, etwas Neues zu beginnen. In Bewegung zu kommen.

      Ein ganz normaler Zollstock oder die Frage »Ist es zu spät? Bin ich zu alt, um Dudelsack zu lernen?«.

      Ein schottisches Sprichwort

      Sieben Jahre. Die Schotten sagen, es dauert sieben Jahre, bis man den Dudelsack spielen kann. Und nach sieben Jahren steht man dann am Anfang.

      Höchstwahrscheinlich werde ich in meinem Leben nie eine begnadete Dudelsackspielerin werden. Und ich werde erst recht nicht beim legendären Edinburgh Military Tattoo mitwirken. Lassen Sie sich von dem Wort nicht verunsichern. Es handelt sich nicht um eine Massentätowierung in der schottischen Hauptstadt. Mich persönlich hat das Wort Tattoo am Anfang auch irritiert. Warum? Tatsächlich sind die meisten Dudelsackspieler, die ich bis dato kennengelernt habe beziehungsweise beobachten konnte, reichlich tätowiert. Aber keine Sorge. Tattoo bedeutet lediglich Musikschau. Gut möglich, dass wir den Begriff in den 1980er-Jahren irgendwann mal in der Schule im Englischunterricht hatten. Aber das ist lange her und hatte für mich damals keinerlei Bedeutung. Vergessen also erlaubt. Wie so vieles, was damals gelehrt wurde.

      Einmal im Jahr, immer im August, findet in Edinburgh das größte schottische Musikfestival statt. Der Platz direkt vor Edinburgh Castle verwandelt sich dann in eine riesige Bühne für mehr als 1000 Musiker und Tänzer und für über 8500 Zuschauer. Die Stadt ist erfüllt von den Klängen Hunderter Bagpipes. Wer das live miterleben darf, dem ist Gänsehaut gewiss.

      Um in dieser Liga Dudelsack mitzuspielen – okay –, dafür bin ich sicherlich zu alt. So gut und so präzise werde ich nie spielen können. Aber für mich – für mich ganz allein –, für mich kann ich es tun. Für mich bin ich nicht zu alt.

      Gefühlsmäßig stehe ich derzeit in der Mitte meines Lebens. Während ich diese Zeilen schreibe, bin ich 47. Geboren 1968. Auch wenn ich erst zum Ende der geburtenstarken Jahrgänge auf die Welt kam, so gehöre ich doch noch zur sogenannten Generation der Babyboomer.

      47! Das Bergfest habe ich schon hinter mir. Deutlich sogar. Zumindest wenn es nach dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden geht. Dort werden Jahr für Jahr Daten und Fakten rund um die Entwicklung der deutschen Bevölkerung herausgegeben.


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