Lady Trents Erbe: Aus der Finsternis zum Licht. Marie Brennan

Lady Trents Erbe: Aus der Finsternis zum Licht - Marie  Brennan


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dass ich Aaron sehen darf, dass sie keine Beweise für ihre Anschuldigungen hat und dass sie ungerecht ist, wenn sie mir erklärt, dass ich mich nicht mit ihm abgeben sollte. Na ja, sie hat es nicht in diese Worte gefasst, aber ich weiß, dass es das ist, was sie wirklich gemeint hat. Und obwohl es wahr ist, dass er gewisse Sympathien für calderitische Ansichten hegt, habe ich ihn nie ein schlechtes Wort gegen Drakoneer als Individuen sagen hören.

       Um das zu feiern, habe ich ihm erzählt, dass er eines der dämlichen Dinge tun kann, die Leute in unserem Alter während der Saison tun, nämlich mich in einer kleinen offenen Kutsche im Arnessy-Park herumzufahren. Aber ich bin sicher, dass die meisten jungen Leute, die das tun, nicht über Philologie diskutieren, während sie fahren. Ich habe die Geschichten gehört, wie Großmama mit Großpapa zusammengekommen ist. Wir Camherst-Frauen mögen Männer, die derartige Dinge für romantisch halten. (Na ja, ich zumindest. Ich weiß sehr gut, dass mein Geschmack nicht deinem entspricht.)

      Tatsächlich – sag niemandem, dass ich dir das verraten habe, aber ich denke, ich werde meine Theorie vielleicht mit Aaron teilen. Erinnerst du dich, die, bei der ich Mama gebeten habe, mir bei den Berechnungen zu helfen? Es wird das erste Mal sein, dass ich sie vor irgendjemandem außerhalb der Familie erwähne … aber ich habe darüber nachgedacht, dass ich vielleicht sogar versuchen könnte, sie beim Drakoneischen Philologischen Überblick einzureichen. Aaron kann mir sagen, ob die Idee gut genug ist. Ich vertraue auf sein Urteilsvermögen […]

       Aus dem Tagebuch von Audrey Camherst

       18. Graminis

      Dieser gottverdammte

      Ich kann nicht glauben

      Herzloser, manipulativer BASTARD!!!!

       Von: Audrey Camherst

       An: Charlotte Camherst

       30. Graminis

       Clarton-Platz 3, Falchester

      Liebe Lotte,

      da geht meine letzte Hoffnung hin.

      Großpapa hat mich heute zu einem Treffen mit dem Herausgeber des Drakoneischen Philologischen Überblicks mitgenommen. Ich wusste, dass es ein verzweifelter, letzter Versuch war, aber trotzdem hatte ich Hoffnung …

      Ach, es bringt nichts. Sie wollen keine Richtigstellung drucken, weil ich keine Beweise liefern kann, dass ich diejenige bin, die berechnet hat, dass der antike drakoneische Kalender um das ekliptische Jahr aufgebaut war. Egal, dass meine Mutter eine Astronomin ist. Egal, dass er kein ausreichend guter Mathematiker ist, um eine Integration zu berechnen, ganz zu schweigen davon, dieses Problem zu enträtseln. Egal, dass ich sogar das Notizbuch habe, in dem ich alles herausgearbeitet habe. Es ist kein Datum bei irgendwelchen meiner Notizen, und selbst wenn dort eins wäre, hätte ich es später hinzufügen können, oder nicht? Vielleicht sogar, nachdem Mr. Mornett mir von seiner Theorie erzählt hätte. Immerhin muss ich, wo meine Großmutter und mein Großvater so illuster sind, natürlich Druck spüren, mich in der Öffentlichkeit selbst als Wissenschaftlerin zu etablieren.

      Höhnisches Monster. Ich wusste, dass der Herausgeber Großpapa nicht mag, aber ich habe alles andere versucht. Es gibt einfach keine Möglichkeit zu beweisen, dass Aaron Mr. Mornett dieser verlogene Bastard meine Idee gestohlen hat, nicht andersherum. Die Leute, die ihm misstrauen, glauben mir. Der Rest zuckt mit den Schultern. Immerhin ist er ein Mitglied des Philosophenkolloquiums! Und ich bin nur ein Kind. Ein weibliches, halberiganisches Kind, das nach Strohhalmen greift, weil jeder in meiner Familie berühmt ist, und was habe ich getan, um mich auszuzeichnen? Wenige kleinere Artikel in einigen obskuren Zeitschriften veröffentlicht? Kein Wunder, dass ich versuche, die Lorbeeren hierfür einzuheimsen.

      Er hat gestern sogar versucht, mit mir zu reden, wenn du das glauben kannst. Ich weiß nicht, was er dachte, dass passieren würde – dass ich irgendwie nicht bemerken würde, was er getan hatte? Oder ihm verzeihen? Er verdiente viel Schlimmeres, als dass ich ihn ohrfeigte. Nur dass es so öffentlich war und ich jetzt blamiert bin – nicht von der amüsanten Sorte; von der bemitleidenswerten Sorte – und er für immer als derjenige in Erinnerung bleibt, der so clever die Länge eines drakoneischen Jahres berechnet hat. Während ich diejenige sein werde, die deshalb Zicken gemacht hat.

      Ich werde Großmama fragen, ob ich Falchester verlassen kann. Es ist mir egal, dass die Saison nicht vorbei ist. Es gibt hier nichts mehr für mich außer Beschämung.

       Audrey

      HEUTE

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