Entdeckertouren Allgäu. Gerald Schwabe

Entdeckertouren Allgäu - Gerald Schwabe


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image Klettersteig/Steig mit Sicherung image Wasserfall image Randhinweispfeil image Maßstabsleiste image

       Gipfelkreuz auf dem Gschwender Horn, TOUR 7

      Vorwort

      Seit über 20 Jahren bin ich in den Allgäuer Bergen unterwegs und oft noch genauso begeistert wie am ersten Tag. Und was am erstaunlichsten ist: Trotz unzähliger Wanderungen und Radtouren in fast jeden Winkel, nach über 30 Büchern und Bildbänden, für die ich im Allgäu unterwegs gewesen bin, gibt es jedes Jahr noch immer Neues für mich zu entdecken. Dann stehe ich das erste Mal auf einem »neuen« Gipfel oder wandere auf einem mir bis dahin völlig unbekannten Weg und frage mich, wie mir dieses hübsche Fleckchen in den vielen Jahren bisher entgehen konnte. Aber: Wer bei Entdeckertouren an Entdeckungen im eigentlichen Sinn denkt, an echte »Neu«-Entdeckungen, der wird vermutlich enttäuscht sein. Denn auch wenn es sich in vielen Bereichen um vermeintlich wilde und unwegsame Berge handelt, ist es nun mal so, dass wir uns im Allgäu in einer Kulturlandschaft mit jahrhundertealter Geschichte und Nutzung bis in den buchstäblich letzten Winkel befinden. Die Allgäuer Landschaft und die Berge sind durchzogen von Wegen und Fahrstraßen, über 700 Alphütten verteilen sich in der Region. Dazu kommen unzählige Kilometer an Wanderwegen, die die Region kreuz und quer durchziehen. Und als perfekt organisiertes Urlaubsgebiet gibt es praktisch keine Weggabelung, an der nicht ein Wegweiser steht.

      Wie passt nun der Titel dieses Buches zum Allgäu, eine der beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands mit vielen Millionen Übernachtungs- und Tagesgästen? Überraschenderweise ist gerade das dichte Wanderwegenetz eine der Stärken und Vorteile des Allgäus. Es gibt so viele Wege und Wanderpfade, zwischen denen man wählen kann und auf denen sich die Natur erkunden lässt, dass man selbst an Wochenenden mit perfektem Wanderwetter und überfüllten Straßen und Seilbahnen mit etwas Flexibilität bei der Tourenwahl seinen Tag auf erstaunlich einsamen Pfaden verbringen kann. Auf der einen Seite gibt es die oft völlig überlaufenen, touristischen Hotspots, Bergstationen, an denen man vor Trubel kaum noch einen Berg wahrnimmt, und heillos überfüllte Talwege mit Scharen von Spaziergängern und Radlern. Aber auch das genaue Gegenteil kann man finden, die stillen Wege und überraschend einsamen Gipfel. Und genau darum geht es in diesem Buch: Wanderwege abseits des touristischen Trubels. Touren auf stille, vermeintlich unscheinbare Nachbargipfel. Pfade, die »hintenrum« oder etwas auf Umwegen zum Ziel führen und deshalb erstaunlicherweise kaum begangen werden. Obwohl sie bezüglich Aussicht und Naturerlebnis den bekannten Wegen in kaum etwas nachstehen. Was dieses Buch allerdings nicht enthält, sind Vorschläge zum weglosen Durchwandern der Natur. Denn wo kein Weg ist, da sollte man als Mensch auch nicht entlanglaufen. Oft genug handelt es sich um sensible Naturräume, seien es Hochmoore, artenreiche Blumenwiesen oder Lebensräume von Auerhahn, Steinbock und Co., die aus gutem Grund »weglos« sind und in denen der Mensch stört.

      In diesem Sinne wünsche ich Ihnen schöne Erlebnisse im Allgäu.

       Gerald Schwabe

       Das Allgäu und seine Landschaften

      Das Allgäu, im äußersten Südwesten von Bayern gelegen, hat keine genau definierte geografische Begrenzung und geht oft fließend in benachbarte Regionen über. Zum einen gibt es die Landkreise Ober- und Ostallgäu. Der Landkreis Unterallgäu hingegen hat mit dem Allgäu nur am Rande zu tun, während sich im Westen Teile des (bayerischen) Landkreises Lindau sowie Teile des (baden-württembergischen) Landkreises Ravensburg dazugehörig fühlen. Gleichzeitig sind auch die Allgäuer Alpen nicht auf das Allgäu begrenzt, sondern reichen bis in die benachbarten österreichischen Bundesländer Vorarlberg und Tirol hinein, weshalb ein Wanderführer über das Allgäu in der Regel auch das Kleinwalsertal und das Tannheimer Tal umfasst. Aber wo auch immer man die genaue Grenze ziehen mag: Das Allgäu ist ein Paradies für Bergwanderer und Naturliebhaber und nicht ohne Grund eine der beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands.

       Oberallgäu

      Im Süden des Oberallgäus bildet der Hauptkamm der Allgäuer Alpen die imposante Hintergrundkulisse sowie die Grenze zu Österreich. Mächtige Felsgipfel aus grauem Dolomitgestein, die in Höhen bis über 2600 Meter reichen und dort dem Allgäu einen hochalpinen Charakter verleihen. Zahlreiche lange und meist komplett autofreie Täler durchschneiden diese Bergwelt – wie Oytal, Trettachtal und Stillachtal – und streben sternförmig auf Oberstdorf zu, wo das touristische Herz der Region schlägt. Sowie das Hintersteiner Tal, das sich hinüber Richtung Bad Hindelang zieht, ein weiterer der vielen kleinen Allgäuer Urlaubsorte, die unter Wanderern und Alpenurlaubern in ganz Deutschland bekannt sind. Von Oberstdorf in Richtung Norden zieht sich das breite Illertal, die Berge werden allmählich niedriger und formen zusammen die bei Urlaubern so beliebte Erholungslandschaft des Allgäus: Offene Wiesen und Weiden, weite Horizonte, sanfte, von Almwiesen überzogene Bergkuppen mit familienfreundlichen Höhenwegen, aussichtsreiche Gipfel mit prächtigen Panoramen. Gut 20 Kilometer nördlich von Oberstdorf gehen bei Immenstadt die hohen Berge ins Alpenvorland über mit seinen lang gezogenen Bergrücken, die mit zunehmendem Abstand vom Alpenrand immer mehr an Höhe verlieren. In Richtung Westen beginnt beim kleinen, sehr beliebten Urlaubsort Oberstaufen das Westallgäu: eine offene Landschaft mit Grünland bis zum Horizont, in der sich immer wieder breite Täler mit langen Höhenzügen abwechseln, die weite Ausblicke bis zum Bregenzerwald gewähren.

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       Die Obere Mittelalpe, TOUR 16

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       Aggenstein und Brentenjoch, TOUR 29

       Ostallgäu

      Im Ostallgäu ist der Übergang zwischen Hochgebirge und Alpenvorland etwas abrupter als im Oberallgäu. Den Blick in Richtung Süden dominieren die hellen Kalkgipfel der Tannheimer Berge in Tirol, während im Südosten das Ammergebirge den Rahmen bildet, eine überwiegend dicht bewaldete Landschaft, aus der vereinzelt hohe Felsgipfel herausragen. Der Tourismus im Ostallgäu spielt sich hauptsächlich entlang des Alpenrands ab, in Orten wie Nesselwang und Pfronten, die sommers wie winters fest in Urlauberhand sind. Unbestrittene – und auch oft sehr überlaufenes – Zentren der Tourismusindustrie sind allerdings Schloss Neuschwanstein sowie das benachbarte Füssen mit jährlich vielen Millionen – überwiegend ausländischen – Besuchern. Dieser sogenannte Königswinkel ist sicherlich eine der malerischsten Landschaften Deutschlands und bietet – ebenso wie das restliche Ostallgäu – eine Fülle an herrlichen Wanderungen auf aussichtsreiche Gipfel wie Tegelberg, Breitenberg und Alpspitz.

      Nördlich der hohen Berge schließt sich eine wunderschöne voralpine, leicht gewellte Landschaft an: weite, offene Wiesen, durchzogen


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