G.F. Barner Box 1 – Western. G.F. Barner

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Cole Lane. Der hat spanisch von seiner Halbblutmutter gelernt.

      Als die anderen drei feststellen, daß Ray sie kaum beachtet, sondern nur Cole Lane im Visier hat, steht der erste Spieler zaghaft auf. Die anderen blicken zu Cole Lane. Der ist nur einen Moment verwirrt.

      »Verdammt, Mann, was soll das heißen? Niemand stört ein Spiel.«

      »Ich kann das«, erwidert Ray freundlich. »Hallo, Lane.«

      Die letzten beiden Worte schleppen sich träge dahin. Die drei Mann sind hoch.

      »Vamos«, sagt der eine heiser und denkt, daß der verdammte Lane sie wieder mal ausgezogen hat. »Gehen wir.«

      Ray lächelt vage, als Lanes Verwirrung wiederkommt. Der Bursche starrt ihn groß an. Sein Blick tastet zum Revolver. Aber Thayer hat die Hände locker herabhängen, stützt sich auf die Tischkante.

      »Hast du gewonnen, Lane?«

      »Ja«, sagt er wie selbstverständlich und doch mit einem bissigen Unterton. »Zum Teufel, was soll das? Ich kenne dich nicht, Mann.«

      »Kann sich ändern«, klärt Thayer ihn freundlich auf. »Charly Duty, sage ihm doch mal meinen Namen. Ich bin zu faul zum Reden.«

      Charly sträuben sich die Nackenhaare. Mabel O’Henry knetet das Poliertuch zwischen den Händen. Antony Laser steht der Schweiß auf der Glatze.

      »Lane«, sagt Charly, und irgendwie hat er plötzlich das Gefühl grimmiger Freude in sich. »Mister, das ist ein Freund von dir. Er heißt Ray Thayer.«

      Sie sehen alle auf Lane – alle. In diesem Moment setzt die Walze des Klaviers aus. Es klickert weit hinten am anderen Ende des Saloons. Dann ist es so still, daß man das Tropfen des Bierhahns hören kann.

      Cole Lane mustert den großen Mann am Tisch. Der hört den Seufzer von Mabel O’Henry.

      »Ray, mach nichts kaputt.«

      »Aber Madam, ich werde doch nicht«, sagt Thayer sanft, und dann sieht er sich träge um, blinzelt ein wenig. »Ich will mich doch nur mit meinem Freund hier unterhal…«

      Mehr sagt er nicht. Dafür handelt er im Bruchteil einer Sekunde. Aus den Augenwinkeln sieht er, wie Lanes Hand zuckt. Genau das hat er gewollt, aber der Narr Cole Lane fällt auf den Trick herein. Als sich Thayer umwandte, glaubte Lane zum Colt greifen zu können.

      Seine Hand kommt auch wirklich bis an den Kolben und lüftet die Waffe leicht. Im gleichen Augenblick zucken Thayers Arme einmal, ohne daß Ray sich umblickt und sieht, was Lane vorhat.

      Es sieht aus, als hätte Thayer eine kleine Fußbank und keinen schweren Tisch vor sich. Der Stoß befördert den Tisch gegen Lanes Brust und drückt den Mann samt Stuhl an die Wand. Lane prallt mit dem Hinterkopf hart auf. Seine Hand ist eingeklemmt und schmerzt wie verrückt.

      »Mach sie lieber auf«, sagt Ray freundlich und drückt immer stärker. Lane läuft blaurot an. »Du solltest sie aufmachen, ehe dir die Rippen brechen, du Ratte.«

      »Aaaah… Aah!« stöhnt Lane, der nicht die geringste Chance hat. »Ich – ich… Nein, aaah!«

      Es poltert am Boden. Lanes Gesicht gleicht einer großen überreifen Tomate.

      »Wie war das?« erkundigt sich Ray leise. »Fünf Mann gegen einen? Und der kann den einen Arm kaum bewegen. War das nicht so, Lane, du Ratte? Mein kleiner Bruder kann zudem nicht laufen, nicht schnell, mein Freund. Und jetzt liegt er und ist halbtot. Du warst doch dabei, Mister?«

      Lanes Mund steht weit offen. Keuchend ringt er nach Luft, als Ray Thayer den Tisch zurückzieht. Sie sehen alle, wie er erleichtert aufatmen will und Ray Thayer im nächsten Augenblick den Tisch wieder ruckartig nach vorn stößt.

      Cole Lanes gellender Schrei dringt durch den Saloon. Lane kippt jammernd nach vorn auf den Tisch. Da liegt er, die pamadigen, öligen Haare glänzen. Er hat das Gefühl, keine heilen Knochen mehr zu haben. Aber das ist erst der Anfang. Ray preßt seine Hüfte gegen den Tisch, läßt die Kante jetzt los und packt zu.

      »Mein Bruder besaß keine

      Chance«, sagt er. »Du hattest eine, du kleiner, schmutziger Dieb und Revolverschwinger. Jetzt lernst du den anderen Thayer kennen.«

      Der Ruck kommt, und Lane brüllt, als stäke er am Spieß. Dann fliegt er auch schon über den Tisch hinweg, den Ray mit einem Hüftschwung zur Seite stößt. In der nächsten Sekunde steht Lane, droht aber einzuknicken.

      »Hier bleibt alles heil«, sagt Ray Thayer und sieht kurz zu Mabel O’Henry hinter dem Tresen. »Keine Sorge, Madam.«

      Im gleichen Augenblick zieht er Lane mit der linken Hand herum und schießt die Rechte ab. Durch die Gewalt des Schlages wird Cole Lane quer durch den ganzen Raum bis dicht vor die Tür befördert. In diesem Moment öffnet sich die schmale Tür neben dem Tresen. Jemand kommt herein und bleibt erschrocken stehen. Das Cepoltere, mit dem Lane zu Boden kracht, ist das einzige Geräusch im Saloon.

      Lane will sich aufstemmen, er atmet abgehackt und sieht entsetzt, wie der Riese von Mann auf ihn zukommt. Japsend und nicht fähig, in der Hocke hocken zu bleiben, kippt Lane wieder um. Sein Mund steht schief, seine Nase sieht jetzt beinahe wie Lemmys Giebel aus. Er schmeckt Blut und versucht wegzukriechen. Etwas weiß Lane jetzt: der Mann dort braucht nicht zu schießen, der bringt ihn mit bloßen Händen um. Die wilde Furcht packt Lane so stark, daß er wie eine Spinne auf die Tür zukrabbelt und hinaus will, um jeden Preis.

      Ray Thaver wendet kurz den Kopf zur Hintertür. Das Mädchen steht dort, die Hand halb erhoben, die Augen vor Staunen aufgerissen.

      »Hallo, Miß O’Henry«, sagt Ray leise. »Hier ist eine Ratte im Saloon.«

      Sie blickt ihn nur an. Und sie denkt plötzlich wieder an jenen Tag, als er sich mit Howard Vance unterhielt. Erst viel später erfuhr sie, daß er an diesem Tag gegangen war. Und sie verstand seine Worte. Seitdem hat sie oft an ihn gedacht. Wirkte er damals noch etwas verlegen und ungeschliffen, so ist jetzt davon nichts mehr zu merken. Der junge Bursche ist in der Zwischenzeit ein eisenharter Mann geworden. Er nickt jetzt kurz. Dann macht er drei lange Schritte und steht schon an Lanes Seite. Vor ihm die Tür, und draußen ein paar Leute. Das Geschrei Lanes hat sie angelockt. In der ersten Reihe der Schmied Byrd.

      »Hinaus, Ratte!« sagt Ray Thayer zischelnd. »Raus mit dir, Mister, du verpestest die Luft hier drin! Komm, ich mache dir die Tür auf, so freundlich bin ich. Beinahe so anständig wie du. Du hast doch Bill Cooley getreten, oder? Er war verwundet und saß am Boden. Und du mußtest ihn treten, einen alten Mann? Kriech nur, Lane.«

      Er kriecht tatsächlich. So will er hinaus, denn Thayer hält ihm tatsächlich die Pendeltür auf. Aber dann – Lane ist gerade mitten auf der Schwelle – fliegt die Tür zurück.

      Cole Lane sieht nur eine dunkle Wand, als die Schwingtür auf ihn zukommt. Der eine Flügel rutscht schmerzhaft über seine Handrücken und prallt dumpf gegen seinen Kopf.

      Er sagt nichts mehr, der Kartenhai und Revolverschwinger Cole Lane. Auf den Dielen bleibt er wie tot liegen.

      »Ist mir doch die Tür aus der Hand gerutscht«, sagt dafür Thayer so ruhig, daß allen, die es gesehen haben, ein kalter Schauer über den Rücken kriecht. »Was hast du denn, du Totschläger, der sich an einem Mann mit gelähmten Gliedern vergreifen muß? Fehlt dir was?«

      Er bringt ihn um, denkt Sheila entsetzt. Damals war er schon wild, aber heute… Sie haben seinen Bruder halbtot geschlagen. Seit Tagen spricht die ganze Stadt davon. Mein Gott, er bringt den Kerl um.

      Vor ihr hebt Thayer den Kartenhai am Waffengurt mit einer Hand an. Dann sieht er sich um, blickt die Leute an, die zurückgewichen sind.

      »Macht Platz, Freunde!« fordert er und trägt Lane wie eine Puppe an einer Hand über den Vorbau. »Er braucht eine Erfrischung, schätze ich. Wie konntest du auch nur die Frechheit besitzen, auf meinen Bruder loszugehen?«

      An der Ecke steht die Regentonne. Und sie sehen alle, wie Lane in die Tonne fliegt und das Wasser nach allein Seiten wegspritzt.


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