G.F. Barner Box 1 – Western. G.F. Barner

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kaum stehen, droht einzuknicken.

      Hinter Ray ruft in diesem Augenblick jemand: »He, Lane liegt an seinem Pferd!«

      »Ich – ich kann nicht mehr stehen«, jammert Tyler. »Laß mich – doch – sitzen. Ich halt’s nicht aus, ich sterbe.«

      Hinten am Vorbau laufen einige Männer jetzt zu dem Braunen von Cole Lane. Das Tier schnaubt unruhig, zerrt an den Zügeln und will los vom Balken.

      Byrd ist einer der ersten, der sich nach Lane bückt. Der liegt auf dem Gesicht. Und auf seinem Rücken breitet sich langsam ein großer Fleck aus.

      »Allmächtiger!« stammelt Byrd. »Sie standen in einer Richtung, Ray und dieser Kerl hier. Als Ray sich zur Seite warf, muß es passiert sein. Tyler, du Lump, du hast Cole Lane erschossen. Mitten in den Rücken, Mann.«

      Ray Thayer blickt in das kreidebleiche, verzerrte Gesicht des Revolvermannes und läßt ihn los. Mit einem schiefen Stöhnen geht Tyler in die Knie. Er sinkt zu Boden und bleibt dort mit offenem Mund sitzen.

      »Was – was ist?« fragt er lallend. »Das – das ist nicht wahr. Ich habe nicht auf Cole geschossen, ich wollte dich doch…«

      »Rede nur weiter!« unterbricht Ray ihn. »Du wolltest mich von hinten erledigen, was? Aber dann hat deine Kugel den falschen Mann erwischt, Mister. Tyler, wieviel Mann sind auf meiner Weide außer den

      Lanes? Antworte, Mensch, sonst...«

      »Sechs aus Big Jims Weidemannschaft«, gibt Tyler verstört zurück. »Ich wollte ihn nicht treffen, doch nicht ihn. Er ist nicht tot – ihr lügt! Ich habe nicht auf ihn gezielt.«

      »Er ist tot«, kommt Byrds tiefe, gepreßte Stimme vom Balken herüber. »Den macht niemand wieder lebendig.«

      Tyler stammelt wirre Worte vor sich hin. Er scheint es nicht begreifen zu können, daß er Lane umgebracht hat.

      »Jetzt braucht dein Partner sein Pferd nicht mehr«, sagt Ray Thayer über ihm. »Vielleicht nimmst du es und reitest zu seinen Brüdern, was, Tyler? Du kennst die Lanes doch, oder? Mann, ich möchte nicht mit dir tauschen. Was immer du auch machst, sie bringen dich dafür um, du Narr. Du bist jetzt schon ein toter Mann, Tyler.«

      Er sagt es und wendet sich um. Dann geht er davon, und die Leute weichen ihm aus. Eine Gasse bildet sich bis zum Vorbau, auf dem Sheila O’Henry immer noch steht und dem Mann verwirrt entgegensieht.

      »Danke«, sagt Ray unter ihr. »Lane hatte wirklich keine Chance, Sheila. Jetzt hat dein Onkel nur noch drei Mann, die einen Colt zu vermieten haben. Morgen früh hat er auch die nicht mehr, das schwöre ich dir bei Gott.«

      Er tippt an seinen Hutrand und geht zurück über die Straße. Auf der Höhe von Tyler hört er dessen halbirres Gestammel: »Die bringen mich um, sie bringen mich um. Ich – ich muß weg, sonst machen sie mich kalt, diese Halbindianer, diese Lanes. Ich wollte doch nicht, wollte doch gar nicht…«

      Tyler blickt sich gehetzt um. Die Leute sehen ihn an wie einen Aussätzigen. Niemand rührt sich, als er sich aufstemmt und loshumpelt.

      Ich wollte ihn doch nur holen, denkt Tyler entsetzt, nur holen. Mein Geld, mein Lohn. Schnell zur Ranch, nur nicht auf die Weide. Komme ich ohne Cole zurück, denken Dexter und Lemmy sich ihr Teil. Ich bin zu fertig, um den beiden Burschen etwas vormachen zu können. Die merken es und legen mich auf die Nase. Mein Geld holen, und dann weg, nur weg.

      Wie kam der verdammte Thayer so schnell zur Seite? Er begreift es immer noch nicht. Er hat doch auf Thayers Rücken gezielt, er war doch sicher, den Mann treffen zu müssen. Als Tyler sah, was auf der Straße passierte, verhielt er sich still, wartete auf seine Chance. Und die hatte er auch.

      Cole Lane ist tot. Der erste Mann, der nichts mehr für einen Vance tun wird. Tyler ist der zweite.

      Nur noch drei, die ihre Revolver vermietet haben. Nur noch drei…

      *

      Das Pferd kommt im Trott über den Kamm entlang des Tales. Der Mann im Sattel hat das Gewehr über den Knien, reitet durch das halbhohe Gras. Unter ihm ist die Herde, zweitausend Stiere mit dem V-Brand der Vance-Ranch. Sie grasen im Tal, durch das sich der Bach zieht. Hinter der Biegung beginnt das steilwandige Staubecken. Der Hang am Beginn des Beckens steigt sanft an. Auf der Kuppe liegt die Weidehütte der Thayers.

      Jetzt stehen im Corral sechs Pferde. Und in der Hütte schlafen im Augenblick vier Mann. Die anderen vier reiten um die Herde. Sie patroullieren an beiden Hangseiten, bis sie jeweils am Nordzaun zusammentreffen. Die Gewehre schußbereit, die Männer selbst gespannte Aufmerksamkeit.

      Der eine Reiter streift mit dem Pferd die Büsche, blickt auf die friedlich grasende Herde.

      Unsinn, denkt der Mann im Sattel. Ich hab’s Jim gesagt, ich habe ihn gewarnt. Laß es, habe ich gesagt, laß es, Jim. Warum muß das jetzt noch sein, warum gibst du nach, wenn der Junge es verlangt? Wir sind beide alt, Jim, und wir haben doch genug. Oder du nicht?

      Schon seit Tagen gehen ihm tausend Gedanken durch den Kopf, dem alten Clay Jenkins. Dies hier ist keine Arbeit für einen alten Mann, der sein Leben lang nur für die Vances da war. Treu sein und seine Pflicht tun, Befehle ausführen wie immer. Damals war es so, vor sechsundzwanzig Jahren ungefähr. Da war er schon einmal mit seiner Herde hier und mußte doch wieder abziehen. Damals war er noch stark genug, keiner Sache auszuweichen. Er hätte auch gekämpft, aber Big Jim schickte jemanden mit einem schriftlichen Befehl heraus. Ich habe immer gehorcht, auch jetzt.

      Clay, hat er gesagt, der alte Jim, diesmal packen wir es. Aber ich muß mich auf deinen Rinderverstand verlassen können, wenn wirklich etwas kommt. Diese Revolverschwinger können schießen, doch von Rindern verstehen sie nicht genug. Du hast das Kommando auf der Weide, Clay. Bring die Herde hin und paß auf. Verstanden?

      Verstanden, denkt der alte Jenkins düster, habe ich schon, aber den Sinn nicht begriffen. Vielleicht, weil ich damals nicht von Nat Thayer verprügelt und zerbrochen worden bin, wie? Kann sein, daß es der Haß in Big Jim gewesen ist, kann schon sein. Aber ich glaube nicht, daß es Big Jims Idee war, Howard hat ihn bequatscht, der verdammte Lümmel. Ich weiß nicht, mit dem Burschen stimmt etwas nicht. Der haßt die Thayers noch mehr als Big Jim. Bestimmt aber seit dem Tag, als er von Ray die Prügel bezogen hat.

      Clay Jenkins hält unterhalb der Hütte an, schüttelt den Kopf. Er möchte die beiden Lanes etwas fragen, doch er befürchtet, danach vielleicht umgebracht zu werden. Dort oben schlafen die beiden Halunken, die der alte Jenkins nicht riechen kann. Sie stinken ihm, das wissen sie auch genau. Ein Mann kämpft offen, nicht wie diese Kerle von der Grenze, die Howard sich geholt hat.

      »So ist das«, murmelt er vor sich hin. »Da schlafen sie, diese widerlichen Kerle. Big Jim mag sie so wenig wie ich, aber er braucht sie, sagt er. Auf mich hört er nicht mehr. Und stirbt er eines Tages, bin ich die längste Zeit auf der Ranch gewesen, das ist mir klar. Howard will allein regieren, der braucht keinen Vormann mehr, keinen wie mich. Geht mit den Burschen auf Cliff Thayer los, der Idiot. Und keiner sagte mir vorher etwas, nicht mal Big Jim. Was wäre auch gewesen, wenn ich meine Meinung gesagt hätte? Sie hätten doch nicht auf mich gehört. Seitdem der alte Nat tot ist…«

      Ferguson, einer seiner Männer taucht auf, kommt heran.

      »Clay, alles ruhig, was?«

      »Ja«, sagt der alte Jenkins. »Paß aber auf, Ferguson, nicht träumen, Mann. Irgend etwas macht mich heute verrückt. Cooley ist weg.«

      »Na und?«

      »Keiner weiß, wohin er ist. Erfahren haben wir nichts, Ferguson. Bill Cooley hat eine Wunde in der Schulter. Aber ich kenne ihn, der ist zäh wie eine Katze. Wohin ist er, warum taucht er nicht wieder auf?«

      »Clay, vielleicht ist er zum Sheriff nach San Antonio? Kann doch sein, oder?«

      »Zum Sheriff? Der nicht, nie«, gibt der alte Jenkins zurück. »Das hier geht keinen Sheriff etwas an, sage ich dir. Die brauchen keinen. Irgendwas stimmt hier nicht, Mann, ich sage es dir. Paß scharf auf, sage es auch den anderen! Ich sehe mich mal um.«

      »Clay,


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