Soldaten des Glücks. Richard Harding Davis

Soldaten des Glücks - Richard Harding Davis


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und die österreichischen Offiziere in ihren blauen Röcken, hohen Mützen und den blanken Säbeln an der Seite. Und es gibt kühle Getränke,“ fuhr Clay fort, während er das aufsteigende Gewitter beobachtete, „alle möglichen Sorten von kühlen Getränken in hohen, schlanken Gläsern voll Eis — so viel Eis, als Sie nur haben wollen ...“

      „Hören Sie auf! Hören Sie auf!“ rief Langham mit einem Zucken seiner schweisstriefenden Schultern, „ich kann’s nicht mehr aushalten, ich verschmachte!“

      „Still,“ unterbrach ihn Mc Williams, indem er sich vorwärts neigte und scharf in die Nacht hinausspähte. „Es kommt jemand.“

      Unten auf der Strasse konnte man Hufschlag und das Rasseln der Landkrebse hören, die sich in den Büschen verkrochen, und plötzlich kamen zwei Reiter aus der Dunkelheit zum Vorschein und zügelten ihre Pferde in dem aus der offenen Thüre strömenden Lichtschein. Der erste war der General Mendoza, der Führer der Opposition im Senate, der zweite seine Ordonnanz. Der General schwenkte seinen Panamahut bis zum Knie und machte drei Verbeugungen im Sattel.

      „Guten Abend, Euer Excellenz,“ sagte Clay, indem er sich erhob. „Wollen Sie so gut sein,“ fuhr er, zu Langham gewandt, fort, „dem Diener zu sagen, er solle mir meinen Rock bringen?“

      Langham klatschte in die Hände, worauf das Spiel einer Guitarre aufhörte, Diener und Koch hinter der Hütte hervorkamen und dem General das Pferd hielten, während dieser abstieg.

      „Warten Sie, bis ich Ihnen einen Stuhl gebracht habe,“ sagte Clay. „Diese Stufen würden nicht sehr zuträglich für Ihren weissen Anzug sein.“

      „Ich habe Glück, dass ich Sie zu Hause treffe,“ entgegnete der Offizier lächelnd, wobei seine weissen Zähne sichtbar wurden. „Der Fernsprecher funktioniert nicht. Ich habe es im Klub versucht, konnte Sie aber nicht anrufen.“

      „Das liegt am Gewitter,“ antwortete Clay, während er seinen Rock anzog. „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“

      Damit ging er ins Haus, um gleich darauf mit einer Anzahl Flaschen auf einer Platte und einem Päckchen Zigarren wieder zu erscheinen. Der Süd-Amerikaner goss sich ein Glas Wasser ein und mischte es mit sehr wenig Jamaikarum.

      „Ihre Landsleute behaupten,“ sagte er dabei lächelnd, „dass, wenn ein Mensch nach Olancho komme, er anfänglich etwas Rum in sein Wasser giesse, während er später ein wenig Wasser in seinen Rum mische.“

      „Ja,“ antwortete Clay lachend, „ich fürchte, das ist wahr.“

      Eine kleine Pause trat ein, während deren die Herren an ihren Gläsern nippten und die Pferde und die Ordonnanz betrachteten. Das Klimpern der Guitarre wurde wieder von der Küche hörbar.

      „Von hier aus hat man eine sehr schöne Aussicht über den Hafen,“ sagte Mendoza, dem die Ruhe nach dem Ritte zu behagen schien und der es augenscheinlich nicht eilig hatte, auf den eigentlichen Zweck seines Besuches zu kommen. Mc Williams und Langham sahen sich verstohlen an, Clay betrachtete das brennende Ende seiner Zigarre, und alle warteten.

      „Wie steht’s mit dem Bergwerke?“ fragte der Offizier freundlich. „Wie ich höre, wird viel gutes Eisen gefunden.“

      „O ja, die Sache entwickelt sich ganz leidlich,“ stimmte Clay zu. „Zuerst hatten wir freilich mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen, aber jetzt, wo alles im Gange ist, fördern wir ungefähr zehntausend Tonnen monatlich. Doch hoffen wir, bald auf zwanzigtausend zu kommen, wenn die neuen Stollen etwas weiter getrieben sind und unsere Verschiffung besser geordnet ist.“

      „So viel!“ rief der General erfreut. „Und davon wird die Regierung meines Landes ihren Anteil von zehn Prozent erhalten — eintausend Tonnen! Ganz grossartig!“ schloss er lachend und mit einem schlauen Kopfschütteln, das Clay mit einem Lächeln erwiderte, worin eine andere Ansicht zum Ausdruck kam.

      „Ja, sehen Sie, Herr General,“ antwortete er, „Sie können uns keine Vorwürfe machen. Die Erzvorräte sind stets hier gewesen, ehe diese Regierung ans Ruder kam, ehe die Spanier einen Fuss hierhersetzten und ehe es überhaupt eine Regierung gab, aber das Kapital, sie zu erschliessen, war vielleicht nicht vorhanden, oder — es gehörte eine gewisse Thatkraft dazu, den Angriff zu beginnen. Ihre Leute haben sich die Gelegenheit entgehen lassen, und, wie sich die Sache herausgestellt hat, war es auch ganz verständig, das zu thun. Jetzt erhalten sie zehn Prozent des Ertrages; das heisst, zehn Prozent ohne Gegenleistung, denn ehe wir erschienen, war es doch so gut, als ob dieses Eisen gar nicht vorhanden wäre, soweit die Regierung in Betracht kam, nicht wahr? Es war wüstes Land und wäre das geblieben. Und dann berücksichtigen Sie doch auch den Preis, den wir bar bezahlt haben, ehe wir einen Baum fällten — drei Millionen Dollars! Das ist doch ein ganzer Haufen Geld, und es wird noch geraume Zeit dauern, bis sich diese Kapitalanlage bezahlt macht.“

      Mendoza schüttelte achselzuckend den Kopf.

      „Ich will offen gegen Sie sein,“ sagte er mit der Miene eines Menschen, dem jede Verstellung ein Greuel ist. „Ich komme heute abend in einer unangenehmen Angelegenheit hierher, aber ich halte es für meine Pflicht, und da ich Soldat bin, geht mir die Pflicht über alles. Diese Pflicht gebietet mir, Ihnen zu eröffnen, Mr. Clay, dass wir, die Opposition, nicht mit der Art einverstanden sind, wie die Regierung über diese grossen Eisenlager verfügt hat. Wenn ich sage, nicht einverstanden, so bediene ich mich eines sehr milden Ausdrucks, lieber Freund. Ich hätte sagen sollen, dass wir überrascht, entrüstet und entschlossen sind, das Unrecht, das unserem Lande zugefügt worden ist, wieder gut zu machen. Unsere Partei hat mir die Ehre erwiesen, mich dazu auszuersehen, diese höchst wichtige Sache in ihrem Namen zur Sprache zu bringen, und am nächsten Dienstag“ — der General stand auf und verbeugte sich, als ob er schon vor der erhabenen Versammlung stehe — „werde ich mich im Senat erheben und eine Misstrauenserklärung gegen die Regierung beantragen, wegen der Art, wie sie den reichsten Besitz der Schatzkammer meines Vaterlandes verschleudert hat — verschleudert, nicht nur an Ausländer, sondern auch für einen Preis, einen Anteil, der kein Anteil ist, sondern lediglich eine Bestechung, um die Augen des Volkes zu blenden. Es ist ein schmähliches Geschäft, und ich weiss nicht, wen die Schuld trifft. Anklagen will ich niemand, aber ich habe meinen Verdacht und werde eine Untersuchung beantragen und verlangen, dass der Wert nicht eines Zehntels, sondern der Hälfte alles Eisens, das Ihr gewinnt, in den Schatz von Olancho gezahlt werde. Heute abend habe ich Sie als den Betriebsdirektor aufgesucht, um Sie von meiner Absicht in Kenntnis zu setzen, denn ich wünsche nicht, dass mein Vorgehen Sie unvorbereitet treffe. Ihrer Gesellschaft mache ich keinen Vorwurf; Sie sind Geschäftsleute, die es verstehen, ihren Vorteil zu wahren, und bestrebt sind, zu kriegen, was sie kriegen können. Das ist Geschäftsgebrauch, aber Sie sind zu weit gegangen, und ich gebe Ihnen den Rat, sich mit Ihren Leuten in New York in Verbindung zu setzen und in Erfahrung zu bringen, was für Anerbietungen sie jetzt zu machen bereit sind — jetzt, wo sie mit Männern zu thun haben, die nicht an ihr eigenes Interesse denken, sondern an das des Landes.“

      Mendoza machte eine tiefe Verbeugung und setzte sich mit einem dramatischen Stirnrunzeln und untergeschlagenen Armen wieder auf seinen Stuhl. Seine Stimme schwebte noch in der Luft, denn er hatte so feierlich gesprochen, als ob er schon in der Halle des Senates stehe und die Sache des Volkes verfechte.

      Mc Williams sah von seinem Platze auf den Stufen zu Clay empor, allein dieser beachtete ihn nicht, und es war kein Laut hörbar, als das Gurgeln des Nikotinsafts in Langhams Pfeife, woran der junge Mann in raschen Zügen sog, das einzige Zeichen, dass er Interesse an der Sache nahm. Clay legte einen seiner schmutzigen Stiefel über den anderen und lehnte sich mit in den Gürtel geschobenen Händen zurück.

      „Warum haben Sie denn dies nicht schon früher zur Sprache gebracht?“

      „Sie haben ganz recht, das zu fragen,“ antwortete der General rasch. „Ich komme allerdings etwas spät und es sollte mir aufrichtig leid thun, wenn wir Ihnen dadurch Unannehmlichkeiten bereiten, aber ich konnte doch natürlich nicht eher sprechen, als bis ich wusste, was vorging. Ich bin mit meinen Truppen abwesend gewesen, denn ich bin in erster Linie Soldat und dann erst Politiker. Während des letzten Jahres habe ich die Grenze bewacht. Ein General im Felde, der von Lager zu Lager zieht und immer


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