Abseits. Johanna Constantini

Abseits - Johanna Constantini


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dachte ich und schirmte meinen Papa so lange mit meinem Körper ab, bis der Krankenpfleger nach dem OK des behandelnden Arztes das Bett langsam wieder aus dem Raum schob.

      Ich atmete erst wieder erleichtert auf, als wir um die Ecke in Richtung der Aufzüge unterwegs waren. Und trotzdem ließ mich dieser Vorfall noch nicht los. Papa hatte davon nichts bemerkt und unterhielt sich nun angeregt mit dem Krankenpfleger. Ich glaube, es ging dabei wieder einmal um die zu diesem Zeitpunkt laufende Frauenfußballweltmeisterschaft. Ohne ihn aus diesem Gespräch reißen zu wollen, gab ich dem Krankenpfleger ein Zeichen, gleich nachzukommen, und machte mich nochmals auf den Weg in den Warteraum.

      „Und – hast du dein Bild bekommen?“, fragte ich den jungen Mann mit bewusst ruhiger Stimme, was mir in diesem Moment zugegebenermaßen so gar nicht leichtfiel.

      Erstaunt schreckte der Hobbyfotograf von seinem Display hoch. „Natürlich nicht, nein. So etwas würde ich nicht tun!“, erinnere ich mich an seine Verteidigungsworte.

      Eine Diskussion anzufangen, erschien mir zu diesem Zeitpunkt sehr unsinnig, denn ich musste mir meine so wichtigen Energieressourcen bewahren.

      „Bist du ..., bist du die Tochter, oder? Wie geht es ihm?“, stammelte der Bursche beschwichtigend.

      Bis heute weiß ich nicht, ob es ein Bild von Papa und mir gibt, wie wir auf die Röntgenaufnahmen dieses Tages gewartet haben. Ich hoffe es nicht, doch da ich in jenen Tagen nicht immer in der Klinik war, weiß ich auch nicht, ob solche oder ähnliche Aufnahmen tatsächlich immer verhindert werden konnten. Dass ich den unverschämten Hobby-Paparazzo zur Rede gestellt habe, darüber bin ich jedenfalls froh.

      Genau so wie seine unverschämten Fotoversuche mussten wir so manche unpassenden Bilder und bösen Kommentare in dieser Zeit schlichtweg hinnehmen. Während wir versuchten, Papa davon abzuschirmen, hatten mittlerweile Unwahrheiten und unbestätigte Aussagen medial die Runde gemacht. Vor allem sogenannte „Top-Leser“ – das sind User, die besonders oft digitale Beiträge von Zeitungen kommentieren – gaben ihre ungefilterten Meinungen zum Gesundheitszustand meines Papas online preis und diskutierten angeregt darüber.

      Ich bemühte mich, ihre Ausführungen zu ignorieren. Vielleicht hatten sie aus Langeweile geschrieben, vielleicht aus Enttäuschung, um zu belehren, oder aus reiner Unzufriedenheit. Auch über die Medienvertreter habe ich mich nicht lange geärgert, da sie nur ihrem Job nachgegangen sind und dem Druck der von ihnen geforderten Berichterstattung vor allem in der ersten Nacht nach dem Unfall nachgegeben haben. Ob sie unsere Privatsphäre verletzt hatten, indem nur Stunden nach dem Unfall ein Bild mitsamt Papas Namen in zahlreichen Zeitungen erschien, oder nicht – darüber machte ich mir nur zu Beginn Gedanken, als sich sogar die ermittelnden Polizisten der Autobahnpolizei nach den ersten Veröffentlichungen genötigt sahen, uns darauf aufmerksam zu machen, dass die Presse jenes Unfallbild nicht von ihnen erhalten hatte.

      Das bestätigte mir jedenfalls: Geschmackvoll war die mediale Berichterstattung dieses Nachmittags im Juni 2019 jedenfalls nicht gewesen. Doch so ist das nun mal, wenn eine sogenannte „Person öffentlichen Interesses“ auch weit nach ihrem offiziellen Karriereende in einen Autounfall verwickelt ist. Ein Geisterfahrerunfall ist zwar leider etwas beinahe Alltägliches – im Jahr 2019 gab es laut Ö3 Verkehrsfunk sogar ganze 417 Warnmeldungen in Österreich2 –, doch erregt er immer noch mehr Aufmerksamkeit als ein gewöhnlicher Auffahrunfall. Ganz egal ob sich die aufbrausenden „Top-Leser-Online-Kommentare“ also um die Frage nach Alkohol am Steuer oder um etwaige Demenz-Gerüchte gedreht hatten, dass ein solcher Eiertanz folgen würde, war uns klar, noch bevor der Unfall genau rekonstruiert werden konnte.

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