Abseits. Johanna Constantini
Dank seines Ehrgeizes war Papa als Spieler vielen voraus. Foto: Sündhofer
Als junger Spieler erreichte Papa (ganz links im Bild) je zwei Österreichische Jugend- und Juniorenmeistertitel sowie acht Teilnahmen an UEFA-Spielen, sechs Auftritte beim Amateur- und fünf beim Olympiateam. Foto: Constantin
Lehrabschlussbild 1974: Das Zeichnen und Malen hat Papa im späteren Erwachsenenalter wiederentdeckt. Foto: Constantini
Lehrabschluss 1974: Ein Jahr, bevor Papa in die Kampfmannschaft berufen wurde, schloss er seine Lehre als Lithograf in Innsbruck ab. Foto: Constantini
Im Achtelfinale des UEFA-Europacups der Landesmeister besiegte der FC Wacker Innsbruck den FC Celtic Glasgow mit einem 3:0. Gerhard Forstinger, Friedrich „Friedl“ Koncilia und Dietmar „Didi“ Constantini (von links) vom FC Wacker Innsbruck bejubeln den Sieg. Foto: Krug
Seine Ausbildungserlaubnis als Trainer erhielt Papa erstmals im Jahr 1981, als er den Wiener Sportclub coachte, um kurz darauf als Co von Walter „Schani“ Skocik nach Saudi-Arabien zu Al-Ittihad Dschidda zu wechseln. Foto: Constantini
Gemeinsam mit seinem Freund „Schani“ trainierte Papa zwei Jahre in Saudi-Arabien. Nach Griechisch lernte er dort auch, sich auf Arabisch zu verständigen. Wenn er auf dem Feld fluchte, so tat er das übrigens immer in einer anderen Sprache. Foto: Constantini
Von der Zeit in Saudi-Arabien schwärmt Papa heute noch. Foto: Constantini
In Saudi-Arabien coachte Papa neben Walter Skocik die Mannschaft von Al-Ittihad Dschidda. Foto: Constantini
Seine Spielerlaufbahn endete aufgrund einer Achillessehnenverletzung, als Trainer setzte Papa seine Karriere über viele Jahre fort. Foto: Sündhofer
Natürlich haben wir uns nicht davor gescheut, die Frösche auch zu küssen. Foto: Constantini
Eines der seltenen Bilder von uns als Familie, das es im Jahr 1994 sogar in die Zeitungen geschafft hatte. Foto: Fotograf und Zeitung unbekannt
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Löwenmutter-Manier
Dass ich in diesem Sommer 2019 wenige Schmetterlinge und dafür umso mehr langsame Klinik-Schiebetüren sehen und die Normalität meiner bisherigen Tage an diesem Punkt enden würde, davon war ich spätestens nach dem Wort „Notfall“ überzeugt. Es las sich für mich fast unwirklich, bedrohlich, ich wollte nicht wissen, was es in sich barg. In diesem Warteraum saß ich nun, zusammen mit sieben weiteren Personen, zwei davon an meiner Seite. Mittlerweile hatte sich auch bestätigt, dass es sich bei den ebenfalls Wartenden tatsächlich um die Familie des jungen Mannes handelte, der in denselben Unfall wie Papa verwickelt war. Zu diesem Zeitpunkt wusste aber auch diese Familie kaum etwas über Unfallhergang und Verletzungen.
Mama und ich erfuhren etwas mehr, nachdem wir wenige Minuten später in einen ersten Behandlungsraum eintreten durften. Umgeben von Vorhängen und ausgestattet mit allerhand Gerätschaften, wurden hier wohl die Unfallverletzten erstversorgt. Einer davon war Papa. Ich erinnere mich daran, dass eine tiefe Wunde auf seiner Stirn klaffte. Sie verzog sich ein wenig, als er uns jetzt in diesem Erstversorgungszimmer anlächelte.
So lange ich zurückdenken kann, erinnere ich mich an meinen Papa lächelnd. Es gab sehr wenige Momente, in denen ich ihn tatsächlich zornig erleben musste. Vielleicht dann, wenn der Drucker in seinem Büro zu Hause wieder einmal streikte und er neben Trainingslagern und Spielbeobachtungen lediglich einen Tag zur Verfügung hatte, um all seine E-Mails auszudrucken. Da flogen dann schon mal die Fetzen, oder besser gesagt die Druckertinte und das Papier. Ansonsten aber gab es tatsächlich sehr wenige Situationen, die Papa abseits vom Spielfeld in Rage bringen konnten.
Auf die Frage eines Journalisten, wie es denn um sein Temperament (als Trainer) stehe, hatte er hingegen einst geantwortet: „Ob ich impulsiv bin? Klar, i bin von einer Sekunde auf die andere in der Höh! Dabei bin i a unbändiger Optimist. Und a totaler Realist. Mit an eisernen Willen kannst alles machen. Früher hab i trainiert wie a Berserker, weil i als Kicker viel z’ langsam war. Zufrieden bin i praktisch nie, i will immer was verändern.“
Als Familie erlebten wir viel eher den optimistischen Realisten als irgendwelche Anzeichen eines wilden Berserkers. Den ließ Papa glücklicherweise stets auf dem Platz zurück.
Dass wir ihn sogar in dieser Situation, von der wir alle noch nicht wussten, wo sie uns hinführen würde, lächeln sahen, war nur eine weitere Bestätigung dafür.
Trotzdem kam ich mir vor wie in einer Blase. Was würde nun passieren? War die Wunde auf seinem Kopf die einzige Verletzung? Weit gefehlt, wie uns die Ärzte wenig später bestätigten.