Die Maskerade des jungen Königs. Kálmán Mikszáth von Kiscsoltó

Die Maskerade des jungen Königs - Kálmán Mikszáth von Kiscsoltó


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er?“

      „Ich hörte, daß er sie ein wenig gekniffen hat — doch was er sagte, weiß ich nicht. Vermutlich riet er ihnen die Rückkehr des Königs abzuwarten, oder aber beschied er ihnen, daß es genüge, wenn er sie gesehen habe und er dem König ihre Schönheit bezeugen werde.“

      „Nun, das wird er wohl nicht gesagt haben“, unterbrach ihn der König. „Es wäre am vernünftigsten gewesen, wenn er sie gleich hierher weitergeschickt hätte. Bei allen Göttern, ein wenig Spiel und Ausgelassenheit mit den einfachen Töchtern dieses braven Hirtenvolkes würde uns erfreuen. Was halten die Herren davon?“

      Die fröhlichen Burschen waren alle der Meinung des Königs. Sie wären auch dann seiner Meinung gewesen, wenn es sie Kopf und Kragen gekostet hätte. Sie waren es in diesem Falle erst recht, und ihre Phantasie gaukelte ihnen die angenehmsten Bilder vor.

      „Es wäre vielleicht gut, einen reitenden Boten nach Ofen zu senden, der sie herbringt“, schlug Drágffy vor.

      „Das will alles noch überlegt werden“, meinte Matthias, der es liebte, auch bei kleinen Anlässen zu philosophieren. „Diese Sache ist ungewöhnlich und auf keinen Fall vernünftig. Also verrückt. Wir müssen uns daher beim Narren Rat holen. Ruft Mujko!“

      Sie suchten nach ihm wie nach einer Stecknadel, bis sie ihn endlich beim Schweinestall fanden, wo er angeblich aus beruflichen Gründen das Grunzen der Tiere studierte. Man darf sich einen Hofnarren nicht so vorstellen, wie er in den Büchern beschrieben wird: immer geistreich, immer voll sprühendem Witz. Keine Rede davon. Alle Narren des Mittelalters zusammengenommen haben nicht so viel Geistvolles gesagt, als auf zehn Buchseiten Platz findet. Ein feingedrechselter Witz war ein weißer Rabe — in Mujkos Welt erst recht.

      Dieser Mujko war nichts weiter als ein kräftiger, gutaussehender, verbummelter Student, der sehr gut als Soldat oder in irgendeinem anderen Beruf sein Brot hätte verdienen können, würde er nicht das Nichtstun allen anderen Tätigkeiten vorgezogen haben. Er war eine Zigeunernatur von etwas lebhafterem Geist als seine Umgebung und einem gewissen mimischen Geschick. Er unterhielt seinen Herrn mit allerhand kleinem Unfug und zweideutigen Anekdoten. Er verstand sich darauf, fernes Hundegebell, das Miauen von Katzen oder die Mundbewegungen der ewig wispernden Hofdamen Frau Elisabeths nachzuahmen, aber am allerbesten imitierte er den früheren Palatin Ladislaus Gara. Wenn er sich unter dem Tisch versteckte und mit der Stimme des Ex-Palatins zu sprechen begann, dann hätte jeder darauf geschworen, es sei die alte Exzellenz selbst, die wie durch ein Wunder unter den Tisch geraten sei.

      Mujko kam in komischen Sprüngen angetanzt und hatte einen Korb auf dem Kopf, der immer wieder herunterfiel, den er jedoch im Fallen mit dem Fuße auffing und wieder auf seinen Schädel hinaufpraktizierte. Von derlei Produktionen waren die Herren sehr begeistert.

      „Narr“, sagte der König, „gib uns einen klugen Rat.“ Und er erzählte von der Ankunft der Frauen aus Szelistye, die sich jetzt in Ofen befanden, und die nun hierher nachkommen sollten.

      Der Narr grinste (offenbar aus beruflichen Gründen), dann begann er mit der Stimme des tapferen Erzbischofs zu sprechen, was allgemeine Heiterkeit auslöste.

      „Ich verstehe dich, mein christlicher Vetter, o König! (Er zog die Augenbrauen hoch.) Du möchtest gerne dein Gewissen beruhigen, und dazu reicht das Wort eines Narren. Wahrlich, ich sage dir, daß du genauso handelst wie der Adler, der einen Spatzen fragte, ob es erlaubt sei, Trauben zu stehlen.“

      Der König lächelte und unterbrach ihn ungeduldig: „Nun, und was hat der Spatz dazu zu sagen?“

      „Der Spatz pfeift dies: Hoher Herr Adler, wenn Sie es für gut befinden, moralisch zu sein, dann fragen Sie nicht den sündigen Spatzen, sondern wenden Sie sich an den Wächter der Weinberge. Fragen Sie, Majestät, den Fürstbischof von Esztergom.“

      Die Herren lachten. „Es wäre gar nicht so übel! Was der geistliche Herr wohl für Augen dazu machen würde!“

      Matthias spielte mit den Silberknöpfen seiner Jacke, die er der Reihe nach abzählte. Dies war seine ständige Gewohnheit, auch später, wenn er sich in Verlegenheit befand oder eine Sache nicht gleich zu entscheiden vermochte. Aber solche Unentschlossenheit währte bei ihm meist nicht lange.

      „Die Bischöfe“, bemerkte er fröhlich, „sind äußerst vorsichtige Stilisten, Freund Mujko. Das ist so. Ein vorsichtiger Bischof ist nichts Ungewöhnliches. Was aber sollen wir zu einem vorsichtigen Narren sagen, wie du einer bist? Das ist eine verkehrte Welt. Nun gut, nun gut, ihr Herren, verkehren wir die Welt für einen Tag, aber gründlich. Du, Rozgonyi, gib den Befehl, daß ein berittener Bote abgehe, um die Frauen von Szelistye zu holen. Wir wollen hier in Palota eine Komödie aufführen. Besprich das übrige mit dem Koch, Kanizsay. Aber bei diesem Festmahl, ihr Herren, wird alles verkehrt: Mujko wird König, die Lakaien verkörpern den hohen Adel, wir selbst hingegen werden die Rollen der Diener übernehmen und ihnen das Essen servieren. Verstehst du mich, Báthory?“

      „Wie man’s nimmt, Majestät, ja und nein.“

      „Und doch ist alles, wie ihr sehen werdet, sehr einfach. Wenn wir als Edelleute uns diesen Frauen gegenüber befänden, dann könnten die Diener uns nicht befehlen, daß wir uns artig benehmen. Wenn aber sie den Adel verkörpern, befehlen wir ihnen, sich anständig aufzuführen. Das wäre der eine Punkt. Die Diener werden also nicht in der Lage sein, sich falsch zu benehmen; so kann es auch keine Gerüchte geben, daß die Herren sich schlecht benommen hätten. Es gibt keinen Tratsch in Ofen. Und sollten wir uns wirklich ein wenig ungezwungener unterhalten, dann geht das auf das Konto der Dienerschaft. Das ist der zweite Punkt. Und der dritte: die vielen heiteren und verrückten Situationen und Späße, die aus dieser verkehrten Welt entstehen werden ...“

      „Und wann werden die Frauen hiersein?“ fragte Anton Vojkffy.

      „Ungefähr übermorgen vormittag; man muß es so einrichten.“

      „Aber es sind große Veränderungen nötig; wir müssen die Dienerschaft in Samt und Purpur kleiden.“

      „Das stimmt, das ist richtig, man sollte den allergrößten Prunk entfalten.“

      „Freilich“, bemerkte der König; „aber hier in Palota haben wir keine Festgewänder. Das ist nicht gut, denn ihr würdet auch in eurer jetzigen Kleidung zur Not als Edelleute gelten können, nicht aber die anderen, wenn sie diese, eure Kleidung tragen. Es gibt zweifellos irgendeinen mit Augen wahrnehmbaren Unterschied zwischen der Vornehmheit der Geburt und der geringen Abstammung. Hier klafft gleichsam eine Lücke. Gott läßt dies zu, ich weiß nicht weshalb. Aber er legt kein allzu großes Gewicht darauf, denn er erlaubt, daß ein guter Schneider die Lücke schließt. Unsere Leute müssen unbedingt gut ausstaffiert werden, sonst könnten die Frauen aus Szelistye den Schwindel merken. Ihr wißt ja, daß in den Frauen allerlei Gaben und Instinkte schlummern. Es ist gut, daß du das erwähnt hast, Vojkffy. Laß deinen Wagen nach Ofen abgehen und Kleider holen. Für Mujko muß ein alter Hermelinmantel dasein.“

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