Der Moment des Einschlags. Karen Stivali

Der Moment des Einschlags - Karen Stivali


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getan, in völliger Stille, während ich hier lag? Hatte ich es einfach verpasst? Ich hätte jede Nacht zugesehen, wenn ich gewusst hätte, dass es die Möglichkeit gab.

      Hitze erfüllte mein Gesicht. Verdammter Voyeur. Er will nicht, dass du zuschaust. Er denkt, du schläfst. Die Scham durchströmte mich, mein Magen drehte sich um. Das hielt mich nicht davon ab, zuzusehen. Diese Finger hoch und runter, hoch und runter, die bei jeder dritten Bewegung über die Eichel strichen. Er sog einen sanften Atemzug ein. Das ist es. O Gott. Er kommt.

      Meine Eier zogen so fest nach oben, als würden sie in meinem Körper verschwinden. Ich drückte meine Beine zusammen und versuchte, still zu halten. Ich zitterte vor Verlangen, mich zu bewegen, etwas gegen die unmögliche Härte zu unternehmen, die meine Gedanken verzehrte.

      Tanners Hüften ruckten von der Matratze, sein Kopf hob sich vom Kissen und schließlich nahm er seinen Schwanz in die Faust, wurde härter und schneller. Mit drei Schlussbewegungen, die mir wie die wichtigsten Bewegungen erschienen, die ich je erlebt hatte, kam er. Ich sah den ersten Schuss nicht, aber ich hörte, wie er gegen das Poster klatschte, das hinter seinem Bett hing. Fuck. Die nächsten beiden spritzten über seine Brust. Er pumpte weiter, weiße Streifen überzogen ihn. Vier. Fünf. Sechs.

      Meine Hüften bewegten sich wie von selbst und rieben meinen Schwanz am Bettlaken. Scheiße! Ich muss aufhören, sonst komme ich. Ich komme und schreie, dann weiß er Bescheid. Ich presste die Bettdecke so fest zusammen, dass meine Hände schmerzten, und versuchte, den Anschein von Kontrolle zu bewahren, aber ich konnte mich immer noch nicht dazu zwingen, von Tanner wegzusehen. Perfekt. Wunderschön. Friedlich. Bewegungslos bis auf das sanfte Auf und Ab seiner Brust. Ich fragte mich, ob er vielleicht eingeschlafen war.

      Dann drehte er sich zu mir um und öffnete seine Augen.

      Kapitel zwei

      Ich erstarrte, was mir angemessen vorkam, da mein Körper von Kopf bis Fuß kalt geworden war. Er kann mich gerade nicht wirklich anschauen. Seine Augen sind wahrscheinlich nicht an die Dunkelheit gewöhnt. Ich wette, nach diesem Orgasmus kann er sich nicht einmal mehr konzentrieren. Mein Herz klopfte so hart und schnell gegen das Bett, dass ich dachte, ich müsste mich übergeben.

      Tanner neigte den Kopf und seine Augen blitzten im Licht, das durch das Fenster drang. Er griff nach dem T-Shirt an der Bettkante und wischte sich Brust und Schwanz ab, dann wischte er über das Poster.

      Er warf das T-Shirt auf den Boden und stützte sich auf den Ellbogen. »Bist du schon gekommen?«

      Hätte sich das Bett öffnen und mich ganz verschlucken können, wäre ich verzückt gewesen. Scheiße, verdammt. Er wusste, dass ich wach war. Er wusste, dass ich ihn beobachtet hatte. Er wusste, dass ich kurz davor war zu kommen, nur weil ich ihn ansah. Die Erniedrigung brannte so sehr in mir, es hätte mich nicht überrascht, wenn der ganze Raum in Flammen aufgegangen wäre. Dann traf mich die Erkenntnis – er hatte nicht aufgehört. Er hatte sich einen runtergeholt, obwohl er wusste, dass er Publikum hatte. Eine Audienz mit einem sehr begeisterten Mitglied. Mir.

      Tanner atmete tief ein, atmete langsam aus und starrte mich durch das Halbdunkel weiter an. »Ich weiß, dass du wach bist, Collin. Ich hab gesehen, wie du das Bett gevögelt hast. Es ist okay.«

      Okay? Welcher Teil davon ist für ihn okay? Der Teil, in dem ich spontan verbrenne, oder der Teil, in dem ich vor Scham sterbe und in einem extra hohen Sarg begraben werden muss, weil ich meine Erektion nicht zum Abklingen bringen kann, egal wie viele Balkendiagramme mir in den Sinn kommen? Ich öffnete meinen Mund, aber es kamen keine Worte heraus. Ich drückte meine Stirn in das Kissen, in der Hoffnung, irgendwie aufzuwachen und festzustellen, dass das alles ein seltsamer Traum gewesen war, ausgelöst durch zu viel Pizza zu später Stunde und nicht genug Sex zu jeder Zeit.

      Tanners Bett quietschte und seine Füße kamen auf dem Boden auf. »Mann. Du musst etwas sagen. Allmählich verlier ich die Nerven.«

      Allmählich? Es gab kein Wort, um zu beschreiben, wie sehr ich gerade die Nerven verlor. »Es tut mir leid.«

      »Was tut dir leid?« Er klang nicht wütend oder verärgert, nur neugierig.

      Mein Kiefer schmerzte, weil ich ihn so fest zusammendrückte. »Es tut mir alles leid. Ich hätte irgendein Geräusch von mir geben sollen, damit du weißt, dass ich wach bin, oder den Raum verlassen oder so.«

      Tanner fuhr sich mit der Hand durch die Haare, wischte es aus seiner Stirn. Es fiel dorthin zurück, sobald er losließ. Hat er gerade geschmunzelt?

      »Ich wusste, dass du wach bist.«

      Meine Augen wurden groß. »Wie das?«

      »Zum einen ist es gerade mal halb elf. Du gehst niemals vor Mitternacht schlafen, nicht mal an den Tagen, an denen Wendy hierbleibt. Und wo wir gerade dabei sind: Ich weiß, dass du auch sonst normalerweise nicht schläfst, wenn sie hier ist.«

      Scheiße.

      »Zum anderen hab ich das Licht in unserem Zimmer brennen sehen, als ich über den Hof gegangen bin. Also hast du es wohl ausgemacht, als du mich gehört hast.«

      Verdammt. Hätte ich noch offensichtlicher sein können? Ich schloss meine Augen wieder und wünschte, die Farben würden zurückkommen, sodass ich nichts anderes sehen oder fühlen konnte als meine eigene Dummheit.

      »Mir war nur nicht ganz klar, wieso du meiner Seite des Zimmers zugewandt warst. Du hattest dich sonst immer an die Wand gequetscht, wenn du vorgegeben hast zu schlafen, also dachte ich …« Tanner machte eine Pause und strich sich das Haar noch einmal auf dem Gesicht. »Ich weiß nicht. Ich dachte, du willst diesmal vielleicht zusehen. Also hab ich’s drauf angelegt.«

      Drauf angelegt? »Wolltest du, dass ich zusehe?«

      »Wenn es dich anmachen würde, ja.« Er sah auf den Boden, dann wieder zu mir. »Hat es?«

      Meine Hände und Füße kribbelten. »Ja.«

      Seine Lippen kräuselten sich zu einem schiefen Lächeln. Er studierte mich eine Sekunde länger, stand auf, überbrückte die knapp zwei Meter, die unsere Betten trennten, und setzte sich auf den Rand meines Bettes. Er war immer noch nackt, sein Körper war straff bemuskelt, aber schlank, sein Schwanz immer noch lang und dick.

      Kein Teil von uns berührte sich, aber die Wärme strahlte von ihm ab. »Das hat auch mich angemacht. Sehr sogar.«

      Er musste zu diesem Zeitpunkt in der Lage gewesen sein, mein Herz zu hören. Ich jedenfalls konnte nichts anderes hören. Es trommelte in meinen Ohren wie der Bass in einem Tanzclub, unmöglich, es zu ignorieren. Konzentrier dich. Das ist lächerlich. Er sagt nicht wirklich, was du hörst. »Ich dachte, du wärst hetero.«

      »Bi.« Er kam näher zur Kopfseite des Bettes. »Ich dachte, du wärst hetero.«

      »Nicht ganz.« Meine Wangen brannten wieder, zum Teil aus Verlegenheit und zum Teil, weil meine Temperatur alarmierend schnell anstieg, wenn ich ihn so nah bei mir hatte.

      Seine dunklen Augen wurden schmal. »Was genau dann? Ich weiß, dass du mit Frauen zusammen warst.«

      »Zwei Frauen. Und sagen wir einfach, keine von beiden war die Art von Erfahrung, wegen der jemand nach Hause rennt, um in sein Tagebuch zu schreiben.«

      Er gluckste. Das Geräusch vibrierte durch mich hindurch und machte mir noch bewusster, wie steinhart mein Schwanz immer noch war. »Und Jungs?«

      »Nein.« Ich antwortete lauter, als ich beabsichtigt hatte. »Ich meine, noch nicht. Ich meine … ich dachte nicht, dass ich das wollte.«

      »Oh, okay.« Tanner stemmte seinen Arm auf das Bett, um aufzustehen.

      Vermassel das nicht. Nicht jetzt. Nicht, wenn er hier ist. So nah dran. So … Ich zwang mich zur Bewegung, streckte die Hand aus und klammerte mich an seine Schulter. Seine Haut war glatt und warm. Ich drückte meine Finger mit genügend Kraft in sein Fleisch, sodass er zusammenzuckte. Sein Blick huschte zu meinen Augen, wachsam.

      Ich schluckte schwer und zwang mich, Augenkontakt zu halten. »Ich dachte nicht,


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