Star Trek - Legacies 3: Der Schlüssel zur Hölle. Dayton Ward
verhöhnte sie, genau wie sie es jeden Tag seit ihrer Ankunft auf dieser Welt getan hatte. Ihre Schöpfer waren unauffindbar und die Usildar, die hier gewesen und Zeuge ihrer Errichtung gewesen waren, hatten sich nicht als sonderlich hilfreich erwiesen, als man sie darum gebeten hatte, ihre Erbauer oder ihren Zweck zu beschreiben. Nur sehr vage hatten sie mitteilen können, dass die Zitadelle ein Tor für die Jatohr war, Fremde aus einem anderen Universum, die Usilde zu ihrer neuen Heimat machen wollten und zum Leidwesen der Usildar damit begonnen hatten, die umliegende Region nach ihren Bedürfnissen zu terraformen.
Dieser Plan, wie weit er auch immer fortgeschritten war, war vor einigen Jahren durch das Eingreifen eines Sternenflottencaptains und seines Schiffs gestört worden. Das Ergebnis dieser Einmischung war offensichtlich die Tötung oder Beseitigung der Jatohr, die aus ihrem Universum herübergekommen waren. B’tinzal vermutete, dass der irdische Captain und seine Besatzung einen humanen Weg gefunden hatten, die Bedrohung durch die Jatohr zu beseitigen, statt sie direkt zu töten. Aber bisher hatte kein Usildar ihre Theorie untermauern können. Die Maschine selbst war weitestgehend stillgelegt worden, zumindest was ihren vermeintlichen Hauptverwendungszweck betraf. Welches Portal oder welches Tor sie auch immer beschwören konnte, es war geschlossen worden, vielleicht für immer, sodass nur das Gerät selbst und die darin enthaltenen Geheimnisse übrig geblieben waren.
Diese Geheimnisse waren es, die das Reich so faszinierten und B’tinzal hergeführt hatten. Die ihr übertragene Mission war einfach: die Zitadelle zu studieren und herauszufinden, welchen Nutzen das Reich daraus ziehen konnte. Ein Gerät mit solch einer Macht musste doch mehr als nur einen Zweck haben oder sich zumindest modifizieren lassen, um anderen Bedürfnissen zu dienen. Wenn das stimmte, dann erwies sich die Maschine in dieser Hinsicht als äußerst unkooperativ.
Früher oder später, dachte B’tinzal, während sie durch die Bäume auf die stille, aufsässige Zitadelle starrte, wirst du kapitulieren.
»Ich werde der Bitte des Captains zu gegebener Zeit nachkommen«, sagte sie beim Verlassen der Terrasse. »Kommen Sie. Lassen Sie uns mit unserem Tagwerk beginnen.« Trotz der Frustration, die der fremde Apparat ihr bei ihren Versuchen bereitete, ihn zu studieren und zu verstehen, ließ sich die Herausforderung, die er darstellte, nicht leugnen. Geduld und Beharrlichkeit würden triumphieren, dessen war sich B’tinzal sicher.
Es dauerte nicht lange, das Gelände zu überqueren und zum Ufer des Sees zu gelangen, in dem sich die fremde Festung befand. B’tinzal nutzte wie jeden Tag die Gelegenheit, die herrliche Konstruktion der Zitadelle zu bewundern. In die Festung zu gelangen hatte sich anfangs als Herausforderung erwiesen, da die Transportfahrzeuge nur durch mehrere Unterwassereingänge die unterste Etage des Komplexes erreichen konnten. Nachdem B’tinzal und ihr Team angekommen waren und die Klingonen hier eine langfristige Präsenz aufgebaut hatten, waren Schritte unternommen worden, um leichter in die Zitadelle zu gelangen und sie wieder zu verlassen. Ein mobiler Feldtransporter war in der Nähe des Wachpostens am Seeufer aufgestellt worden und wurde von einem der Soldaten der Sicherheitsgarnison bedient. Von dort aus wurden B’tinzal und alle anderen, die in der Festung zu tun hatten, in eine Art Innenhof innerhalb der hoch aufragenden Befestigungen des Komplexes gebeamt. Erst nachdem die ersten Aufklärungsteams das Innere der Zitadelle vermessen hatten, war man auf diesen Bereich gestoßen, der ansonsten von außerhalb des Gebäudes unzugänglich war. Die erste Gruppe Klingonen, die das Kommando über den Komplex übernommen hatte, hatte Störfelder eingesetzt, um unbefugte Transporte zu verhindern. B’tinzal verzichtete auf diese Sicherheitsmaßnahme, zumindest vorläufig. Die Felder konnten jederzeit reaktiviert werden, sollte ein Sternenflottenschiff oder eine andere Partei bei dem Versuch, heimlich einzudringen, entdeckt werden. Das sollten Captain J’Teglyr und die Vron’joQ allerdings verhindern.
Wir werden sehen, ob der gute Captain dieser Aufgabe gewachsen ist.
Der Transporter setzte B’tinzal und Kvarel in dem Innenhof ab. Von dort war es nur ein kurzer Weg zum Hauptkontrollraum des Gebäudes. Dieser war eine mehrstöckige Halle mit vier verschiedenen Ebenen, die alle durch ein Rampennetz miteinander verbunden waren. In der Mitte des Raums befand sich die hohe, zylindrische Hülle, die Teil des gewaltigen Transferfeldgenerators war. Dieser war der eigentliche Grund für die Existenz des gesamten Komplexes. Die Konsolen waren kreisförmig um den Sockel der Hülle angeordnet und so ausgerichtet, dass ihre Benutzer die Aktivitäten auf Bildschirmen verfolgen konnten, die in die geschwungenen Wände eingelassen waren. Wie so vieles andere an dem fremden Konstrukt war auch der Generator inaktiv.
Dieser Bereich war zu einem Gemisch aus Jatohr- und klingonischer Technologie geworden. Mitglieder ihres Teams arbeiteten an Tischen, die mit Computerterminals, tragbaren Scannern und anderen Geräten übersät waren. Die Geräte stammten von der Vron’joQ. Einige Bildschirme und andere Komponenten pulsierten oder summten vor Leben. Im Gegensatz dazu waren die meisten Konsolen, die Teil der ursprünglichen Einrichtung des Raums waren, tot. Nur eine Handvoll Anzeigen waren aktiv. B’tinzal und ihre Leute hatten mehrere Tage gebraucht, um zu verstehen, dass diese Anzeigen zu verschiedenen autonomen Systemen gehörten, die tief in der Zitadelle arbeiteten. Der gesamte Komplex war von einer schwachen, aber unverkennbaren Energie durchdrungen, deren Zweck ein Rätsel blieb. Sensorscans hatten ergeben, dass die inneren Mechanismen der Zitadelle sich ständig neu konfigurierten. Dies schien ohne jegliche Überwachung abzulaufen und sich weder durch die Klingonen noch sonst jemanden, der sich in der Zitadelle befand, stören zu lassen. B’tinzal schien es, als sei die Festung die physische Manifestation eines Computerprogramms, das alle enthaltenen Anweisungen ausführte, bis dieser Prozess abgeschlossen oder unterbrochen wurde.
Es ist, als ob die Maschine lebt.
Jede Hoffnung, Captain J’Teglyrs Aufmerksamkeit zu entgehen, löste sich in Luft auf, als B’tinzal spürte, wie ihr Kommunikator summend nach Aufmerksamkeit verlangte. Sie verließ die mobile Transporterplattform, zog das lästige Gerät aus einer Tasche ihres Overalls und gestattete sich einen Seufzer, bevor sie es aktivierte.
»Hier spricht B’tinzal.«
»Hat Ihr Diener Sie nicht darüber informiert, dass ich auf einen Statusbericht warte?«, bellte J’Teglyr. B’tinzal fand, dass der klingonische Schiffskommandant noch gereizter wirkte als üblich.
»Auch Ihnen einen guten Tag, Captain. Ja, ich habe in der Tat gut geschlafen, denn das ist alles, was seit meinem letzten Bericht geschehen ist.«
»Der klingonische Hohe Rat wird dieses mangelnden Fortschritts überdrüssig und ich bin es überdrüssig, mich seinem Zorn auszusetzen.«
B’tinzal entschied, dass es zwar amüsant, aber wenig hilfreich wäre, J’Teglyr weiter zu verärgern, und sagte: »Ich teile diese Frustration, Captain. Das fremde Gerät hat sich unseren Bemühungen, seinen Einsatz zu erzwingen, widersetzt. Wie Sie wissen, fehlt zumindest eine wichtige Komponente.« Ohne den Transferschlüssel, wie er von seinim Jatohr-Erfindir genannt worden war, schien der Transferfeldgenerator nicht funktionsfähig zu sein. Erschwerend kam hinzu, dass sich der Schlüssel im Besitz von James Kirk befand, einem Erdling, der vielen Klingonen bestens bekannt war. Derartige Berichte wurden durch die neuesten Informationen des Hohen Rats untermauert, die besagten, dass Kirk und sein Schiff auf dem Weg zum Libros-System waren.
Welch eine Arglist. Es ist, als ob klingonisches Blut durch seine Adern fließt.
Kirk würde den Schlüssel nicht ohne Weiteres herausrücken und zu diesem Zeitpunkt war B’tinzal nicht sicher, wie weit der Hohe Rat gegen die Sternenflotte und die Föderation vorgehen würde, um ihn zu bekommen. War dieser fremde Apparat es wert, einen Krieg anzuzetteln? Klingonische Krieger brauchten wenig Grund zum Kämpfen, aber B’tinzal wusste, dass die politischen Führer, die solche Entscheidungen lenkten, nicht ohne die entsprechende Berücksichtigung aller Faktoren handeln würden.
»Wir müssen der unangenehmen Möglichkeit ins Auge sehen, dass dieses Rätsel ohne das fehlende Teil für immer ungelöst bleiben könnte«, fuhr sie fort.
»Sie klingen wie ein Vulkanier, wenn Sie so reden.« Sie hörte einen Seufzer, als müsse J’Teglyr sich zusammennehmen, bevor er weitersprach. Nach einem Moment fügte er hinzu: »Unsere Befehle sind klar, Professor: