Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman. Marisa Frank

Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman - Marisa Frank


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vergraulen zu lassen. Keine Angst, es geschieht dir hier im fürstlichen Park schon nichts, wenn ich bei dir bin. Immerhin bin ich ja der Aufseher, und ich habe zu bestimmen, wer im Park sein darf und wer nicht.«

      »Sehr freundlich«, entgegnete Edina mit müdem Lächeln. »Aber ich bin hier doch wohl fehl am Platz. Vielen Dank auch!«

      Edina neigte grüßend den Kopf. Ganz hoheitsvoll, ohne daß es ihr bewußt geworden wäre. Sie ging mitten auf der Allee davon, in einer königlichen Haltung, als nähme sie irgendwo eine Parade ab.

      »He!« rief der Aufseher und blickte überrascht hinter dem jungen Mädchen her.

      Die »Kleine« war zwar immer noch zerzaust und ihr Rock war zerrissen, aber sie hatte irgend etwas an sich, was der junge Mann sich nicht erklären konnte.

      Jedenfalls würde er sie nun nicht mehr mit »Kleine« und »Du« anreden.

      Und überhaupt – kam sie ihm auf einmal nicht irgendwie bekannt vor?

      Der Aufseher schob die Mütze zurück und kratzte sich am Kopf.

      Sollte einer klug werden aus der Geschichte.

      *

      Allan Noraway war unterwegs nach Schloß Norawa. Er saß nicht allein im Wagen, sondern hinter ihm im Fond thronte eine recht auffällig gekleidete, etwas füllige und nicht mehr ganz junge Dame.

      »Wie gesagt, Mutter«, meinte Allan, »ich weiß nicht, ob es unserer Sache sehr dienlich ist, wenn du persönlich auf Schloß Norawa auftauchst.«

      Gwendolyn Noraway fuhr mit beiden Händen zu ihrem Kopf empor, um den Sitz ihres reich mit Blumen geschmückten Hutes zu überprüfen.

      »Das laß nur meine Sorge sein, mein Junge«, sagte sie mit leichter Herablassung. »Ich habe in meinem Leben immer genau gewußt, was ich tat.«

      »Das hast du, Mutter.« Allan schmunzelte.

      »Da brauchst du gar nicht so ironisch zu grinsen, mein Sohn! Was ich getan habe, war immer richtig. Oder hast du das je bezweifelt?«

      »Ich würde es nie gewagt haben, Mutter.«

      Frau Noraway wußte nicht, ob ihr Sohn es ernst meinte oder nur gutmütig spöttelte. Das konnte sie, seit er erwachsen war, sehr oft nicht klar unterscheiden, und wenn sie sich anfangs auch manchmal darüber geärgert hatte, so war sie jetzt nur noch stolz auf ihren intelligenten Sohn, der allen anderen – auch ihr selbst – so überlegen war.

      Kein Wunder! Stammte er doch aus einem uralten Fürstengeschlecht.

      Und sie, die Amerikanerin Gwendolyn geborene Johnson, war seine Mutter.

      Und sie war mit einem Mann verheiratet gewesen, der sich eigentlich Prinz hätte nennen dürfen, wenn man ihn nicht schon vor ein paar Generationen schmählich darum betrogen hätte.

      Aber sie, Gwendolyn Noraway, war nun fest entschlossen, endlich für sich das zu beanspruchen, was ihr längst zustand.

      Prinzessin Gwendolyn – ja, das würde gut klingen.

      Und wie ihre Freundinnen in Amerika staunen würden. Wie man sie beneiden würde.

      Heimlich, ohne Wissen ihres Sohnes, hatte sie in Paris schon einige Toiletten in Auftrag gegeben, die sie als Prinzessin tragen wollte.

      Und bei demselben Juwelier, der das Diadem zur Krönung von Kaiserin Farah Diba angefertigt hatte, hatte sie sich eine Krone bestellt, die mit Brillanten besetzt sein würde und mit Saphiren in der gleichen Farbe ihrer Augen.

      O ja, sie würde es denen schon zeigen, daß auch Amerikaner zu glänzen und zu repräsentieren wußten. Geld spielte Gott sei Dank keine Rolle.

      »Nun schau dir das an!« sagte Allan gerade in dem Augenblick, als Gwendolyn Noraway mit ihren Gedanken bei diesem Punkt angelangt war.

      Sie war ein wenig verärgert über die Störung, denn es war zu schön, in Zukunftshoffnungen zu schwelgen.

      Trotzdem folgte ihr Blick neugierig der ausgestreckten Hand ihres Sohnes.

      Die Landschaft war immer noch die gleiche. Natürlich großartig und erhaben, der Blick hier von der Küstenstraße aus auf die vorgelagerten Inseln und das Meer, aber auf die Dauer, so fand Frau Noraway, doch ein bißchen eintönig.

      Die Champs-Elysées in Paris zum Beispiel, die berühmte Prachtstraße, hatte sie weit mehr interessiert.

      Aber ihr Sohn hatte mit seinem Hinweis offenbar nicht die Landschaft gemeint.

      Mitten auf der Fahrbahn dieser Küstenstraße, wo weit und breit kein Haus zu finden war, geschweige denn eine Ortschaft, ging ein junges Mädchen.

      Sie hatte eine zierliche Figur, die Taille, durch den Gürtel des sportlichen Kleides besonders betont, erschien so schmal, daß man sie leicht mit beiden Händen umspannen konnte. Schlank und lang waren die Beine, schwarzes glänzendes Haar fiel aufgelöst bis über die Schultern, und der schon stärker aufgekommene Wind spielte damit wie mit einem Vorhang.

      »Das schöne Kind scheint lebensmüde zu sein«, brummte Allan. Er hatte bereits auf die Bremse getreten und den Wagen unmittelbar neben dem Mädchen zum Stehen gebracht.

      Er lachte gutmütig, als das Mädchen sich erschrocken umwandte und wie erwachend in den Wagen starrte, der so dicht neben ihr stand, daß der Stoff ihres Kleides die Karosserie berührte.

      »Würden Sie wohl die Freundlichkeit haben« sagte Allan lachend, »und dieses Auto ausnahmsweise einmal vorbeifahren lassen? Es handelt sich zwar um eine Fahrstraße, aber ich habe vollstes Verständnis dafür, daß Sie gerade hier Ihren Spaziergang machen wollen.«

      Edina – sie war es natürlich – schüttelte mit einem Schwung das Haar aus dem Gesicht, daß es wie eine Mähne nach hinten flog.

      »Sie dürfen sich Ihre Ironie sparen«, entgegnete sie kühl. »Selbstverständlich habe ich einen Fehler gemacht, ich hätte mehr auf der Seite gehen müssen. Also bitte ich um Entschuldigung, wenn ich Sie behindert haben sollte.«

      Sie nickte kurz und fast schon ein wenig herablassend, wandte sich ab, ging zum Fahrbahnrand und setzte dort ruhig ihren Weg fort, als wäre sie nicht aufgehalten worden.

      »Hast du so etwas schon gesehen?« fragte Allan Noraway und wandte sich verblüfft seiner Mutter zu. »Da denkt man, einem kleinen Mädchen das Leben gerettet zu haben, und da entpuppt sie sich als stolze, unnahbare Schönheit mit königlicher Haltung.«

      Auch Gwendolyn Noraway war beeindruckt.

      »Wirklich, eine erstaunliche junge Dame«, sagte sie. »Sollte man gar nicht glauben, hier in der Wildnis so etwas anzutreffen.«

      »Na, Wildnis, ich weiß nicht recht, Mutter.«

      »Ach, du brauchst mich nicht schon wieder zu belehren. Du weißt, wie ich über diese Landschaft denke. Natürlich ist es reine Geschmackssache, das gebe ich zu.«

      »Eben.«

      Allan hatte den Wagen wieder in Gang gesetzt, er fuhr langsam an Edina vorbei, die überhaupt nicht auf das Fahrzeug achtete.

      »Wo das Mädchen nur hin will?« sagte er laut. »Hier gibt es keine Häuser, das weiß ich von meinen früheren Fahrten hier auf der Straße. Bis zur nächsten Ortschaft sind es gut zehn Kilometer.

      »Du lieber Himmel, diese Strecke will die Kleine doch wohl nicht laufen? Sieh nur, sie hat Sandaletten an, die für einen solchen Fußweg gewiß nicht geeignet sind.«

      Echtes Mitleid schwang in der Stimme der Amerikanerin. »Wollen wir sie nicht fragen, ob sie mitfahren will?«

      Allan nickte, er war aber skeptisch.

      »Na, die junge Dame sieht mir kaum nach Anhalterin aus. Aber du hast recht, Mutter, wir können sie nicht einfach hier allein auf der Straße lassen. Sie scheint auch ein bißchen durcheinander zu sein, denn eben lief sie wie eine Schlafwandlerin mitten auf der Fahrbahn. Sie war sich gewiß nicht der Gefahr bewußt, in der


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