Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman. Marisa Frank

Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman - Marisa Frank


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der Jasmin und schließlich ihre über alles geliebten Rosen, die am frühen Morgen die Luft mit ihrem Duft erfüllten! Ach ja, und die bunte Sommerblumenpracht, die bis zu den ersten Frösten dauerte. Und dann das bunte Laub! Und im Winter: wenn der Rauhreif alles mit seinen flimmernden Kristallen überzog! Nein, ganz in der Stadt wollte sie nicht leben.

      Und alleine schon zweimal nicht.

      Aber es wäre nett, wenn sie sich hier einen Freundeskreis schaffen könnte. Dieser nette Dr. Wenden zum Beispiel, dann der alte Pfarrer – sicher gab es noch jemanden, der zu ihnen paßte! Noch eine vierte Person. Dann könnte man Bridge spielen, zum Beispiel. Das wäre lustig! Ein gemütliches, ehrgeizloses Kaffee-Bridge! Vielleicht kannte Wenden jemanden.

      Aber keine Frau! schoß es ihr durch den Kopf.

      Was hatte sie da gedacht?

      Auguste war über sich entsetzt. Es war besser, sie grübelte nicht weiter darüber nach, sondern schlief ein wenig, damit sie zum Kaffee auch wirklich aufstehen konnte.

      *

      »Schau mal, wie Opa sich fein macht!« sagte Ursula, wieder von ihrem gansigen Kichern begleitet.

      Wenden unterdrückte seinen Ärger.

      »Wenn man eingeladen ist, zieht man sich sauber an. Auch wenn es bei euch zur Zeit nicht ›in‹ ist!« erwiderte er ungeduldig.

      »Dürfen wir mitkommen, Opa?« fragte Ursula mit frommem Augenaufschlag.

      »Nein!« war die eindeutige Antwort. Und weil sie wieder so unverschämt grinste, glaubte Wenden zu seinem Ärger, es erklären zu müssen: »Es ist ein Krankenbesuch, Kinder. Das mit dem Kaffee ist nicht sicher, und außerdem seid ihr nicht eingeladen!«

      »Ich wäre sowieso nicht mitgekommen, es wäre mir viel zu langweilig«, sagte Jakob. »Und dann dieses Latein! Bitte, Opa: vergiß es nicht!«

      »Bestimmt nicht!« versprach der. »Und du, Ursula? Was treibst du heute nachmittag?«

      »Irgendwas. Vielleicht lese ich. Vielleicht gehe ich mit Hilde«, das war eine Klassenkameradin, »ein Eis essen. Oder ins Kino. Mal sehen.«

      »Deine Hausaufgaben…?«

      »Aber Opa! Immer!«

      »Alte Streberin!« murmelte Jakob vor sich hin. Ursula lachte nur.

      Andreas Wenden stand vor dem streng gehüteten Blumenbeet seiner Schwiegertochter und überlegte, ob er ein paar Rosen abschneiden sollte. Natürlich hatte man auf Sturmeck, wo man eine eigene Gärtnerei mit Gewächshaus unterhielt, mehr als genug Blumen. Es wäre nur eine Geste. Doch dann besann er sich anders: etwas zu lesen! Er wählte einen der amüsanten, gesellschaftskritischen Kriminal-Romane der Anne Perry aus und fuhr nach Sturmeck.

      Ursula sah vom Wohnzimmerfenster ihm nach.

      »Findest du nicht, daß er sich anders benimmt als bei seinen anderen Patienten?« fragte sie Jakob, der traurig das noch geschlossene Lateinbuch ansah.

      »Wer? Opa? Na ja, die Sturmecks sind ja auch anders als die meisten!«

      »Du weißt schon, was ich meine!«

      Er sah sie neugierig an.

      »Du bist vielleicht ein frühreifes Früchtchen!«

      »Ich? Wieso? Ich habe doch kein date?«

      »Daß du überhaupt auf solche Gedanken kommst…«

      »Du hast doch heute morgen damit angefangen!« verteidigte sich Ursula. »Ich habe daraufhin nur aufgepaßt.«

      »Eben. Das meine ich. Aber – es wäre doch nicht schlecht: eine Gräfin in der Familie. Und weißt du…«, er verstummte. Vielleicht war es besser, seine Beobachtung für sich zu behalten. Sie war doch noch sehr klein…

      »Ich weiß schon, was du sagen willst: Mama nörgelt immer an Opa herum.«

      Jakob nickte. Sie hatte es also auch gemerkt.

      »Er lacht viel weniger als früher, als Oma noch lebte.«

      Wieder nickte Jakob.

      »Und auch anfangs, bevor er bei uns wohnte, da hat er auch viel mehr gelacht«, setzte Ursula bekümmert hinzu.

      »Er hat hier keine Freunde. Papa sagte letzthin zu Mama, daß es ein Fehler war, ihn aus seiner vertrauten Umgebung zu reißen. Aber es wäre eben so teuer gewesen…«

      »Immer das leidige Geld!« seufzte Ursula, die ihrerseits damit bislang keine Schwierigkeiten hatte. Aber man hörte eben so viel!

      *

      Auguste kleidete sich für den Nachmittagskaffee wie zu einem ganz offiziellen Besuch: silbergraue Seidenbluse, passender Rock, silbergraue Strümpfe und hochhackige Pumps, dazu eine lange Perlenkette und Perlen in die Ohrläppchen. Die mittlere Garnitur, nicht die für abendliche Gelegenheiten.

      Sie freute sich über den anerkennenden Blick in den Augen des alten Arztes, darüber, daß er ihr spannende »Bettlektüre« mitgebracht hatte und sie für gesund erklärte, nachdem er ihren Blutdruck gemessen und ihren Puls gefühlt hatte. Nichts stand einem gemütlichen Nachmittag mehr im Wege.

      Sie erzählten einander von ihrem Leben früher, und wie sich alles verändert hatte, seit sie allein waren.

      Nach fünf Uhr kam Emma in den Salon, doch bevor sie etwas sagen konnte, schob Ekatarina sie beiseite.

      »Seit wann muß man mich bei dir anmelden, Omama!« rief sie empört. »Oh, du hast Besuch!« Sie blieb in der Tür stehen. Über ihre Schulter sah Auguste Alexanders Gesicht.

      »Natürlich brauchst du dich nicht anzumelden!« sagte sie. »Kommt doch herein. Herr Dr. Wenden, das sind meine Enkelin Ekatarina und ihr Verlobter Prinz Alexander Schönhausen.«

      Wenden stand auf und begrüßte die beiden.

      »Ich habe schon von den hübschen, zweieiigen Zwillingen gehört«, sagte er lächelnd. »Von meinen Enkeln«, fügte er erklärend hinzu.

      »Wieso zweieiig?« fragte Alexander einigermaßen verblüfft.

      »Weil sie so verschieden sind!«

      »Ach so, ja, natürlich!« Auguste lachte und legte einen Arm um Ekatarina.

      »Wir wollten uns nach deiner Gesundheit erkundigen, liebe Omama in spe!«

      »Wie ihr seht: dank der hervorragenden ärztlichen Hilfe hervorragend!« gab sie zur Antwort: »Wollt ihr mit uns Kaffee oder Tee trinken?«

      Die beiden wechselten einen Blick.

      »Oh, ihr müßt nicht! Ihr habt sicher lustigere Dinge vor!« meinte Auguste verständnisvoll.

      »Du bist nicht böse?« Ekatarina beugte sich zu ihr und küßte sie auf die Wange. »Wir kommen wieder, wenn du mal allein bist!« versprach Ekatarina.

      »Das ist lieb!«

      Alexander küßte Auguste die Hand, dann gingen die beiden jungen Leute wieder.

      »Sie sind reizend«, fand Dr. Wenden.

      »Ja. Das sind sie. Auch meine beiden anderen Enkel«, erzählte Auguste.

      Am nächsten Tag, es war ein Montag, sah Dr. Wenden wieder bei seiner Patientin vorbei.

      Dieses Mal kam er erst am Abend, da er tagsüber seinen Sohn in der Sprechstunde vertrat, der noch nicht aus dem Urlaub zurück war.

      Gräfin Auguste saß gerade beim Abendbrot und forderte ihn auf, ihr Gesellschaft zu leisten.

      Dr. Wenden nahm an, obgleich er wußte, daß zu Hause auch für ihn angetragen war, aber er unterhielt sich gerne mit der Gräfin.

      Nach einem letzten Glas Wein stellte er fest:

      »Sie sind ganz gesund. Ich glaube nicht, daß Sie noch weiter Medikamente einnehmen müssen.«

      »Das heißt: Sie werden


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