Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman. Marisa Frank

Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman - Marisa Frank


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sagte Aribo lachend. »Ihr wart ja wie zwei Teufel! Ich kannte euch gar nicht!«

      »Klar«, gab Jakob zu, »man kennt immer nur die aus der Oberklasse! Mensch! Wir haben Mathe-Ex! Ich muß sausen!« Und er rannte los.

      Ursula stand etwas verlegen vor Aribo. Er gefiel ihr jetzt gleich noch besser als früher. Und der große Junge grinste, weil er merkte, was los war.

      »Ich melde mich bei euch, sobald ich mit meinen Schwestern gesprochen habe. Okay?«

      »Ja.« Sie vermied es, ihn anzusehen.

      »Vielleicht werden wir ja verwandt, wenn wir unseren Großeltern helfen, was?« Er lachte und gab ihr einen kleinen Stups, dann lief er den Gang hinunter zu seinem Klassenzimmer.

      Ursula starrte ihm hingerissen nach: Er war eben doch ein echter Märchenprinz!

      *

      »Oh!« sagte Auguste wenig begeistert, als auch am nächsten Tag ihr Sohn wieder zum Frühstück erschien.

      »Es tut mir leid, Mama«, erwiderte er, »ich komme nicht gerne. Besonders nicht, wenn es sich um ein so ausgemacht peinliche Angelegenheit handelt. Eliane traf gestern die Schwiegertochter von diesem Dr. Wenden, und die griff sie auf eine Art an und beschimpfte sie: es tut mir sehr leid, Mama, aber wir können uns das nicht bieten lassen! Es geht nicht an, daß dieser Mann nochmals meinen Grund und Boden betritt! Nicht nach dem gestrigen Auftritt!«

      Auguste griff sich an die Brust. Ihr Herz klopfte und jagte, dann setzte es plötzlich ganz aus. Vor ihren Augen schwamm alles in dichten Nebelschwaden.

      »Gotthard…«, sagte sie schwach. Aber der schien nicht zu bemerken, wie sehr diese Mitteilung sie angriff. Sie verstand nicht mehr, was er sagte, sie hörte nur seine Stimme immer weiter auf sich einhämmern, und schließlich hörte sie gar nichts mehr.

      »Herr Graf! Herr Graf! Jetzt lassen Sie doch Ihre arme Frau Mutter!« Emma hatte die erregten Stimmen gehört und vorsichtshalber ins Zimmer geschaut.

      Erst jetzt fiel es dem selbst äußerst aufgeregten Grafen auf, daß seine Mutter völlig zusammengesunken in ihrem Sessel hing.

      »Ist sie ohnmächtig?« fragte er entsetzt.

      »Wir müssen sofort einen Arzt rufen!« jammerte Emma.

      »Aber nicht diesen Alten!« protestierte Gotthard und ging selbst ans Telefon.

      »Dann rufen Sie den Sohn, Herr Graf! Es muß doch jemand kommen, der über den Gesundheitszustand Ihrer Frau Mutter Bescheid weiß!« jammerte Emma.

      Unwillig wählte Gotthard die Telefonnummer der Wendens.

      »Aber das ist das letzte Mal!« erklärte er der verängstigten Emma und seiner halb bewußtlosen Mutter. »Das nächste Mal…«

      »Er – soll – gehn…«, hauchte Auguste.

      »Es ist besser, wenn Sie – die Frau Gräfin regt sich sonst noch mehr auf! Bitte, gehen Sie, Herr Graf!«

      »Unerhört!« murrte Gotthard, zog sich aber doch zurück.

      Emma beugte sich über ihre Herrin.

      »Frau Gräfin? Frau Gräfin? Können Sie mich hören?«

      »Ja, Emma. Bitte: ich will den jungen Wenden nicht! Andreas soll kommen! Bitte! Sie verstehn doch? Der alte Dr. Wenden!«

      »Ach, Frau Gräfin…«, schluchzte Emma.

      »Bitte, Emma!«

      »Gut, Frau Gräfin. Ich rufe nochmals an. Aber bitte, Sie versprechen mir: Sie regen sich jetzt nicht mehr auf?!«

      Auguste lachte ein wenig.

      »Ich verspreche es: Andreas soll kommen! Und den anderen will ich nicht sehen!«

      Mit Hilfe von Emma ging sie zu der zierlichen Recamiére, und Emma bettete sie darauf. Dann ließ sie ihre Herrin allein. Lieber Gott, betete sie, hilf, daß der alte Herr ans Telefon geht! Und bitte, laß die liebe Frau Gräfin wieder gesund werden!

      Auguste lag auf der Recamiére und versuchte sich an die Vorwürfe zu erinnern, die Gotthard ihr gemacht hatte. War es wirklich so schlimm, wenn man in ihrem Alter noch jemanden traf, den man mochte und mit dem man sich gut verstand?

      Was hatte er da von Geld und Erbschleicherei gesagt? Das war doch lächerlich! Ganz abgesehen davon, daß sie mit ihrem Geld machen konnte, was sie wollte! Und Andreas! Nein, der war bestimmt nicht auf ihr Geld aus!

      Nein, das war kein Grund!

      Aber – da hatte er noch etwas gesagt, als sie halb ohnmächtig war… Nicht standesgemäß… Lächerlich. In ihrem Alter auf so etwas noch Wert zu legen! Nein – es ging um Ekatarina.

      Mit einem Ruck setzte Auguste sich auf.

      Hatte er das wirklich gesagt: daß die Schönhausens – sich zurückziehen würden, wenn…

      Oh, mein Gott, nein! Auguste begann zu weinen.

      Alexander würde Ekatarina nicht heiraten, wenn – wenn…

      Nein! Das konnte sie nicht verantworten! Das durfte nicht sein! Ihre lieben, geliebten Enkel! Und Ekatarina, die so lieb zu ihr gewesen war – erst gestern! Sie wollte doch nicht ihr Glück zerstören!

      Sie würde mit Andreas sprechen. Er würde es verstehen. Er mußte es einfach verstehen! Er liebte doch seine Enkel nicht weniger, als sie die ihrigen.

      *

      »Wer war am Telefon?« Peter Wenden kam nochmals zurück, als er das Läuten hörte.

      Sein Vater legte langsam auf.

      »Es war für mich. Ich soll nach Gräfin Sturmeck sehen!«

      »Das kommt überhaupt nicht in Frage!« protestierte sein Sohn umgehend. »Eben hat mich der Graf selbst angerufen und gebeten, ich möchte zu seiner Mutter kommen!«

      Sein Vater versuchte, an ihm vorbei zu gehen.

      »Hast du nicht gehört?«

      »Doch!« erwiderte Andreas gereizt. »Ich weiß! Aber die Gräfin will nicht dich, sondern mich sehen – deshalb hat Frau Emma nochmals angerufen!«

      »Ich werde mir nicht meine lukrativsten Patienten von dir wegschnappen lassen!« schrie Peter, denn Ilse war hereingekommen und sah ihn auffordernd an.

      »Ich nehme dir niemanden weg, und zudem wirst du nach dem Auftritt zwischen Ilse und Augustes Schwiegertochter ohnehin längste Zeit Hausarzt auf Sturmeck gewesen sein«, erwiderte sein Vater zornig.

      »Das ist unglaublich! Jetzt bin ich noch an allem schuld!« Ilse fand das eine herrliche Gelegenheit für etwas, was sie sich schon lange wünschte. »Peter: entweder dein Vater zieht aus – oder – oder ich gehe!«

      »Ich gehe!« erwiderte Andreas grimmig. »Und gern noch dazu! Aber jetzt gehe ich erst einmal zu meiner Freundin.«

      »Freundin! Hast du das gehört! Meine Güte, wie er uns blamiert!« Ilse warf sich dramatisch in einen Sessel und verbarg ihr Gesicht in einem Taschentuch.

      Während Peter sie zu beruhigen versuchte, verließ sein Vater das Haus. Als die beiden merkten, was er vorhatte, schickte Ilse umgehend ihren Mann hinterher, doch der kam zu spät. Er konnte seinem Vater nur mehr in seinem eigenen Wagen folgen.

      Erst vor dem Kavalierhaus im Schloßpark holte er ihn ein. Er stellte sich ihm in den Weg.

      »Vater! Das nehme ich dir übel!«

      »Und ich nehme dir und Ilse auch einiges übel!« erwiderte der fest entschlossen, sich von seinem Sohn nicht abhalten zu lassen, die geliebte Freundin aufzusuchen.

      Der Disput war lautstark, und so war es kein Wunder, daß er von Gräfin Auguste gehört wurde. Sie ließ sich von Emma ans Fenster helfen und dieses öffnen.

      »Andreas! Da bist du ja endlich!« Schon sein Anblick ließ sie sich wohler fühlen. »Komm


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