Ratgeber E-Zigarette. Heino Stöver
begünstigt oder das Schlaganfallrisiko erhöht, kann nur durch langfristige Untersuchungen und epidemiologische Studien geklärt werden. Derzeit ist anzunehmen, dass das Risiko von Nikotin in etwa gleich hoch ist wie der Konsum von Koffein. Bei der Nutzung einer E-Zigarette entstehen weder Kohlenmonoxid noch andere gesundheitsgefährdende Verbrennungsprodukte.
Das Risiko des E-Dampfens wird durch Public Health England offiziell als mindestens 95 % weniger schädlich als das Rauchen von Zigaretten eingestuft [2].
„Das Nikotin in der E-Zigarettennutzung ist krebserregend und gefährlich“!
Nikotin ist nicht der Stoff beim Rauchen, der krebserregend oder für eine Vielzahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich ist. Aber Nikotin birgt ein gewisses Abhängigkeitspotential. Es gibt viele Missverständnisse rund um Nikotin: etwa, man könne es beim E-Zigaretten-Dampfen überdosieren. Aber es besteht keine Vergiftungsgefahr und es gibt auch keine berichteten Fälle dazu. Insofern kann man die E-Zigarette so oft nutzen, bis der eigene Nikotinspiegel wieder aufgefüllt ist. Wenn nötig, auch in Kombination mit Nikotinersatzprodukten. Konsumiert man eine höhere Menge Nikotin, kann man sich ein wenig unwohl (Schwindel, Übelkeit) fühlen, aber das vergeht relativ schnell wieder, wenn der Nikotinkonsum verringert wird. Eine Überdosierung oder gar Vergiftung ist bei bei erwachsenen Personen durch inhalieren bzw. Aufnahme über die Haut unwahrscheinlich.
Nikotin ist nicht krebserregend und kann bei erwachsenen Personen nur in sehr hohen Dosen zu einer Vergiftung führen. Bei Kindern und Tieren können Vergiftungen bereits früher eintreten, weshalb Liquids, Tabak, E-Zigarette und Nikotinersatzprodukte von Kindern und Tieren ferngehalten werden sollten!
„Der Umstieg auf E-Zigaretten ändert nichts an dem Tabakkonsum – die Menschen rauchen weiter“
E-Zigaretten müssen als ein weiterer aber nicht unwichtiger Pfeil im Köcher der Rauchentwöhnungspolitik betrachtet werden. Eine Studie des Eurobarometers der Europäischen Kommission zeigt bei fast 28.000 Befragten in allen 28 EU-Mitgliedsstaaten, dass 61 % aller Tabakrauchenden die E-Zigarette ausprobiert haben, um das Rauchen zu beenden oder zu reduzieren. Dieses Motiv bewegt also viele Menschen zur E-Zigarette zu wechseln oder sie zumindest auszuprobieren. Immerhin 14 % der Menschen, die im Jahr 2017 E-Zigaretten ausprobierten, haben anschließend ganz auf Tabak verzichtet. 17 % konnten ihren Tabakkonsum verringern. Zusammen genommen, also für über 30 % hat sich der Umstieg gesundheitlich gelohnt. Weitere 10 % sagten, dass sie mit E-Zigaretten für eine Weile das Rauchen aufgegeben hatten, dann aber wieder angefangen haben [3]. Immerhin!
E-Zigaretten sind per se kein medizinisches Produkt zur Rauchentwöhnung. E-Zigaretten können Raucher*innen dabei helfen, mit dem Rauchen aufzuhören, und stellen somit eine weniger schädlichere Alternative zur herkömmlichen Tabakzigarette dar.
„E-Zigaretten produzieren schädliche Chemikalien“
Einige Studien haben Chemikalien im E-Zigarettendampf gefunden, die als gesundheitlich bedenklich gelten; doch diese Studien sind z.T. unter künstlichen und nicht in die Realität übertragbaren Bedingungen durchgeführt worden. Wenn E-Zigaretten von guter Qualität und „normal“ (d.h. nicht überhitzt) genutzt werden, sind weitaus weniger Chemikalien im Dampf vorhanden als im Rauch. Mit dem Tabakrauch nehmen Raucher*innen neben Kohlenmonoxid und Teer zusätzlich ca. 4800 weitere chemische Substanzen auf. Insgesamt werden darunter von Expert*innen 250 als toxisch und als krebserregend eingestuft. Bei der Nutzung einer E-Zigarette ließen sich diese Substanzen nicht nachweisen, da kein Tabak verbrannt wird.
Bei der Verwendung einer E-Zigarette findet, im Gegensatz zur Tabakzigarette, kein Verbrennungs-, sondern ein Verdampfungsprozess statt. Alle bei Untersuchungen gefundenen Schadstoffe lagen unterhalb der Nachweisgrenze bzw. deutlich unterhalb der festgelegten Grenzwerte [4].
„Passivrauch von E-Zigaretten ist gefährlich“
Anders als der Passivrauch von Verbrennungszigaretten, der krebserregend ist, gibt es keinen Beleg dafür, dass der Dampf aus E-Zigaretten gefährlich für andere sein kann. Einige Studien haben Spuren toxischer Chemikalien im E-Zigarettendampf gefunden, diese in so geringem Maße, dass sie als nicht schädigend eingestuft wurden. Das verdampfte Nikotin wird nahezu vollständig durch die Konsument*innen aufgenommen. Im ausgeatmeten Dampf (Aerosol) konnten lediglich die bei der normalen menschlichen Atmung auftretenden Stoffe, das im Liquid enthaltene, als ungefährlich eingestufte Propylenglykol und eine erhöhte Anzahl an flüssigen Teilchen, die innerhalb weniger Sekunden verdampfen, nachgewiesen werden. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) bestätigte 2016 die nicht vorhandene Schädlichkeit von Propylenglykol bei der Verneblung und widersprach dem Antrag des Bundesamtes für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA), Propylenglykol als atemwegsreizend und damit gesundheitsgefährdend einzustufen. Dennoch kann der ausgeatmete aromatisierte Dampf aufgrund seines Erscheinungsbildes störend für Unbeteiligte sein [5].
Bei der Verwendung von E-Zigaretten entsteht kein „Nebenstromdampf“ der gesundheitsschädlich für Andere sein könnte. Nach aktuellem Stand der Forschung ruft das ausgeatmete Aerosol, der ausgeatmete Dampf, ebenfalls keine gesundheitsschädigende Wirkung hervor.
„E-Zigaretten können explodieren“
In E-Zigaretten werden die gleichen Akkuzellen wie z.B. in Elektrofahrrädern, E-Boards und elektrischen Zahnbürsten verwendet. Was für alle wiederaufladbaren Geräte gilt, gilt für E-Zigaretten in gleichem Maße. Es sollte das richtige Ladegerät verwendet werden, um die Akkusicherheit zu gewährleisten und Unfälle zu vermeiden. Die Akkuzellen von E-Zigaretten explodieren nicht, sie gasen aus bzw. sie entgasen. Kann der durch die Entgasung aufgebaute Druck nicht entweichen, besteht die Gefahr, dass die E-Zigarette zerbirst. Hochwertige E-Zigaretten verfügen über Entgasungslöcher, um den entstehenden Druck abzubauen. Werden E-Zigaretten im Rahmen ihrer Leistungsgrenzwerte genutzt, ist das Risiko minimal und mit dem Risiko der Benutzung einer Taschenlampe bzw. eines Mobiltelefons zu vergleichen.
E-Zigaretten bergen bei umsichtigem Gebrauch ein verhältnismäßig geringes Gefährdungsrisiko. Wechselakkuzellen müssen in dafür vorgesehenen Transportboxen transportiert werden, um einen Kurzschluss durch bspw. Kleingeld, Schlüssel und Kaugummipapier zu vermeiden.
„Im Liquid von E-Zigaretten ist Frostschutzmittel und beim Verdampfungsprozess entstehen gesundheitlich bedenkliche Schwermetalle“
Insbesondere in der Presse kursieren immer wieder „Horrormeldungen“ über die Inhaltsstoffe bzw. die gesundheitliche Bedenklichkeit von E-Zigaretten und den Substanzen, aus denen Liquids hergestellt werden.
Das in den Liquids von E-Zigaretten verwendete Propylenglykol (1,2-Propandiol) wird in unterschiedlichen, der Nutzung entsprechenden Reinheitsgraden hergestellt. Das verwendete Propylenglykol entspricht pharmazeutischen Standards und liegt in Arzneibuchqualität vor (USP/EP). Propylenglykol wird für den menschlichen Organismus als unbedenklich eingestuft und ist als Lebensmittelzusatzstoff (E 1520) zugelassen. Der festgelegte ADI-Wert (Acceptable Daily Intake) liegt bei 25 mg/kg Körpergewicht. Darüber hinaus findet man E 1520 in getrockneten Früchten, Kaugummis, Süßigkeiten, Sirup, Zahnpasta, Salben und Kosmetika. In anderen Reinheitsgraden wird Propylenglykol auch als Futtermittelzusatzstoff für Milchkühe, in der Veterinärmedizin und eben auch, in seiner industriellen Form mit niedrigerem Reinheitsgrad, als Bestandteil in Frostschutzmitteln zur Absenkung des Gefrierpunktes und zur Erhaltung der Viskosität genutzt. Als Inhaltsstoff von Liquids für E-Zigaretten ist dieser Vergleich jedoch irrelevant.
Eine relativ neue Studie, deren Versuchsaufbau als hochwertig bezeichnet werden kann, stellte Anfang 2018 „signifikante Mengen“ an anteiligen Spuren von Chrom-, Nickel-, Mangan-, Bleioxiden etc. nach der Benutzung im Liquid, in den E-Zigaretten und im Mundraum der Probanden fest. Die gefundenen Mittelwerte rechneten die Forscher auf die tägliche Menge