Wyatts Vorsatz. Kayla Gabriel

Wyatts Vorsatz - Kayla Gabriel


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Wo bist du?

       Komm heute Abend vorbei, bitte

       Ignorierst du mich jetzt??? Du bist ein Arschloch

      Wyatt stöhnte und legte das Handy wieder auf den Tisch mit dem Display nach unten. Fünf Nachrichten von vier verschiedenen Frauen in drei Stunden. Wer hätte das gedacht. Selbst wenn er wieder in Chicago war und eine der Damen von der langen Liste seines Stalls hätte anrufen können, er hätte es nicht getan. Oder hätte es vielleicht nicht gekonnt. Zwei Tage nach seiner ersten Vision von Lucys Tod, eines von mehreren Szenarien, in denen Wyatt die Ehre hatte, seine beabsichtigte Partnerin sterben zu sehen, hatte er auch sein erstes sexuelles Scheitern erlebt. Die schöne Rothaarige, eine seiner Lieblinge, war sehr verwundert gewesen, als nichts ihres übermäßigen Charmes Wyatts ganze Aufmerksamkeit erringen konnte.

      Stöhnend zog Wyatt sich das Kissen über das Gesicht. Warum zum Teufel passierte ihm so etwas? Hatte er nicht jede kosmische Schuld dafür gezahlt, dass er ein Frauenheld war? Im letzten Jahr hatte er jede Einzelne der zugedachten Partnerinnen seiner Brüder vor unglaublichem Schicksal bewahrt, oftmals im Hintergrund und ohne jegliches Lob für seine geheime Heldentat.

      Sicherlich machte das all den Mist, den er allen Frauen zugefügt hatte und mit denen er geschlafen hatte, wieder wett? Anscheinend nicht, denn jetzt war er hier und verbrachte seine wachen Stunden damit, die einzige Frau zu beobachten, die er je gewollt hatte und der er sich nicht nähern konnte, damit er nicht versehentlich die Ereignisse auslöste, die ihren möglichen Untergang herbeiführten. Seine Gedanken wanderten zurück zu der Vision, die er gerade gesehen hatte und zu dem weißen Gebäude. Das war immerhin etwas.

      Wyatt schaute auf seine Uhr und seufzte und schälte sich dann aus dem Bett. Es war spät, genauso spät wie in seinem Traum. Wenn er jetzt ging, würde er Lucy erwischen, wenn sie von der Arbeit kam und sicherstellen, dass sie heil nach Hause kam.

      „Wie erbärmlich”, schnaubte er laut, als er sich das Shirt anzog. „Wirklich erbärmlich.”

      3

      „Warum machst du so ein Gesicht? Hat dich dieser Verrückte wieder angerufen?”

      Lucy Summer schaute von ihrem Handy auf, lächelte und rollte ihre Augen wegen ihrer besten Freundin Lexie. Lexie hüpfte an ihrem Schrank auf und ab und zog sich ihre Hose und die bequemen Tennisschuhe an, ohne dass ihre nackten Füße dabei den Boden berührten. Lexie kam gerade zur Schicht, während Lucy ging, etwas das immer öfter passierte je näher sie sich dem Ende ihrer Zeiten als Assistenzärztinnen näherten.

      „Nein, aber er hat mir sechs Mal geschrieben. Selbst wenn ich antworten wollte, ich habe die ganze Zeit gearbeitet”, seufzte Lucy. Sie zog ihre Hose aus und eine dunkle Jeans an und hüpfte dann genauso, wie Lexie es getan hatte. Anstatt ihre schmerzenden Füße wieder in ihre grässlichen aber bequemen Tennisschuhe zu stecken, zog Lucy die Flipflops aus ihrem Schrank und ließ sie auf den Boden fallen. Seufzend glitt sie hinein.

      „Ich weiß nicht warum du diese Schuhe trägst, nachdem du 24 Stunden gestanden hast”, sagte Lexie und warf Lucys Flipflops einen missbilligenden Blick zu. „Meine Füße mögen ihre Freiheit nach der Arbeit. Du weißt, wie ich ticke. Wir sind doch schon, na sag, zehn Jahre jetzt befreundet?”, sagte Lucy.

      Lexie lachte, sie schüttelte ihr perfektes blondes Haar. Lexie und Lucy taten gerne so, als wären sie Zwillinge, aber Lexie war eine große, weidenartige Eiskönigin neben Lucys brünetten Locken und der blassen, mit Sommersprossen bedeckten Haut. Lucy machte ihre Mutter dafür verantwortlich, denn alle Summer-Frauen waren praktisch Klone. Große Brüste, großer Hintern, breite Hüften, wiiiiiinzige 1,50 m Persönlichkeiten. Lexie dagegen sah aus, als wenn sie gerade vom Set von einer dieser kitschigen Krankenhausserien kam, während Lucy häufig für eine Medizinstudentin gehalten wurde. Es war besonders unfair, weil sie beide hart arbeiteten, um ihr letztes Jahr als Assistenzärztinnen zusammen zu beenden.

      „Warum dieses Gesicht? Soll ich diesen Typen zusammenschlagen?”, fragte Lexie und zog eine blonde Augenbraue hoch.

      Jetzt war es an Lucy zu lachen.

      „Nein. Ich dachte nur gerade, dass wir nur noch eine Handvoll Monate zusammen hier bei Mount Mercy haben”, sagte Lucy und zog eine Grimasse.

      „Das hängt von dir ab, glaub ich. Einige von uns waren verantwortungsbewusst und haben sich entschieden, wo wir unsere Spezialisierung machen wollen”, neckte Lexie.

      „Gott, erinnere mich nicht dran.”

      „Du hast zehn Angebote. Such dir eins aus. Bei eins meine ich, such dir eins in Boston aus, sodass du in meiner Nähe bleibst.”

      Lucy stöhnte.

      „Es sind sieben Angebote und Boston ist zu kalt. Du bist verrückt, dass du dort hinziehst. Warum ziehen wir nicht nach Hawaii oder so?”, witzelte Lucy.

      „Wenn wir nur lesbisch wären … Unsere Leben wären so perfekt, weil wir uns bereits gefunden haben”, bedauerte Lexie. „Männer ruinieren nur alles.”

      Lucys Handy vibrierte und piepte in ihrer Hand und sie erschrak.

      „Wo wir gerade von Männern sprechen …” Lucy schnaubte. „Ich war auf vier Dates mit dem Typen und er glaubt, wir sind verlobt oder so.”

      „Ich dachte, ihr habt nicht einmal …” Lexie machte ein lüsternes Gesicht und eine obszöne Geste und beide fingen an zu lachen.

      „Ich kann nicht glauben, dass du Ärztin bist. Du bist sooooo unreif”, sagte Lucy. „Und wir haben keine Art von Beziehung. Ich habe ihn das letzte Mal nur getroffen, um ihm persönlich zu sagen, dass ich ihn nicht mehr sehen will. Er schien meine Hinweise in den Nachrichten nicht richtig zu verstehen.”

      „Du bist netter als ich, Lucy. Ich bin mit Jeremy sieben Monate ausgegangen und habe dann über Facebook mit ihm Schluss gemacht.”

      „Das war noch besser, weil jetzt bekommen wir beide jedes Mal die kalte Schulter gezeigt, wenn wir zur Radiologie gehen. Tolle Arbeit, jemanden auszusuchen, der bei deiner täglichen Arbeit wichtig ist und ihn dann abzuservieren. Danke dafür.”

      Lexie atmete aus und zuckte mit den Schultern.

      „Er war nicht gut im Bett”, war ihre einzige Antwort.

      „Du bist so oberflächlich. Ich weiß nicht, wie du Ärztin werden konntest”, neckte Lucy sie.

      „Ich bin immerhin nicht prüde”, gab Lexie zurück.

      „Ähm! Entschuldigung, dass ich auf die richtige Person warte. Diese bedeutungslose Medizinstudenten-Flirterei ist nichts mehr für mich. Und ich stehe auch unter Beobachtung. Du weißt, dass mein Clan ein wenig …” Lucy zog eine Grimasse.

      „Konservativ ist. Ja, ich hab es verstanden. Ich ärger dich doch nur. Mal im Ernst, du bist siebenundzwanzig, fast mit deiner Assistenzzeit fertig und du bist heiß. Du solltest endlich anfangen zu daten”, sagte Lexie und warf Lucy einen spitzen Blick zu.

      „Das habe ich getan und sieh doch, was dabei rausgekommen ist”, sagte Lucy und wedelte mit ihrem Handy in Lexies Richtung. „Kurt Hughes, Alter achtundzwanzig, Einzelkind und dazu noch Anwalt. Ich lasse meine Mutter nie wieder ein Date für mich arrangieren.”

      Lexie kicherte und schloss ihre Spindtür mit einem Krachen. Beide waren jetzt angezogen und nahmen sich einen Moment Zeit, um ihre weißen Mäntel überzuziehen. Sie waren beide total verliebt in ihre neugefundene Doktortitel, als ob das eine große Sache wäre, und sie nutzten jede Gelegenheit, um zu zeigen, was sie sich nach so vielen schweren und ermüdenden Stunden der Arbeit und des Lernens verdient hatten.

      „Du siehst gut aus, Dr. Summer”, sagte Lexie und winkte Lucy.

      „Du auch, Dr. Reid. Ich seh dich morgen Abend? Der Kalender sagt, wir haben beide frei, also dachte ich, wir sollten mal wieder ausgehen, was trinken und etwa für unsere Füße tun.”

      „Du


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