Wyatts Vorsatz. Kayla Gabriel

Wyatts Vorsatz - Kayla Gabriel


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dem Weg zu einer Party mit irgendwelchen Victoria Secrets Engeln irgendwo und war einfach nur auf den Krankenhausparkplatz gestolpert, vielleicht hatte er nach einem heißen Nachtklub gesucht, von dem Lucy noch nie gehört hatte.

      Sie kicherte bei ihrem absurden Gedankengang und erntete einen scharfen, argwöhnischen Blick von dem Fremden. Er legte auf und ging dann zu Lucy, dabei hielt er seinen Körper angewinkelt, sodass er Lucys Angreifer beobachten konnte, während er mit ihr sprach. Er lehnte sich herunter und zog dem Mann die Skimaske herunter.

      „Kennst du ihn?”, fragte er.

      Lucy leckte sich über ihre Lippen und schüttelte ihren Kopf.

      „Nein. Nein, ich dachte …”, sie zögerte.

      „Du dachtest was?”, fragte ihr Retter prompt. „Du kannst es mir sagen.”

      „Er … er hat mich eine hochnäsige Bitch genannt. Ich dachte nur, ich weiß nicht. Ich dachte, es hörte sich irgendwie persönlich an, wenn das Sinn macht. Nicht, dass ich eine Bitch wäre, aber dieser hochnäsige Teil … ein Fremder sagt doch so etwas nicht oder?” Lucy schniefte und nutzte den Ärmel ihres Mantels, um an ihrem Hals zu wischen. Er war voller roter Blutflecken, die sie keuchen ließen.

      Der Mann nickte und dachte einen Moment über ihre Worte nach, ehe er fortfuhr.

      „Ich lasse jemanden kommen, der sich um ihn kümmert”, sagte er und nickte zu dem Körper am Boden.

      „Er ist nicht … soll ich ihn mir anschauen? Ich bin Ärztin”, platzte es aus Lucy heraus. Schuld schwoll in ihrer Brust. Wo war ihr hippokratischer Eid noch vor ein paar Minuten gewesen? Sie hätte zumindest seinen Puls überprüfen, eine Bahre organisieren sollen …

      „Es geht ihm gut”, sagte der Mann mit verengtem Blick. „Ich mache mir mehr Sorgen um dich, Lucy.”

      Lucys Augen weiteten sich.

      „Woher weißt du, wie ich heiße?”, fragte sie und hatte plötzlich wieder Angst.

      Der Mann bewegte sich und räusperte sich, er sah plötzlich unbehaglich aus, das erste Mal, seit Lucy ihn gesehen hatte.

      „Nenn mich … ich weiß nicht, einen Schutzengel oder so. Du warst in Gefahr und ich bin hier, um dich zu beschützen, bis sie vorbei ist.”

      Lucys Mund öffnete sich, aber es kamen keine Wörter heraus. Ihr Schutzengel? Vielleicht war er genau so ein Racheengel, wie sie ihn sich zuerst vorgestellt hatte.

      „Ich glaube nicht, dass du jetzt fahren solltest. Darf ich dich nach Hause fahren, Lucy?”

      Lucy schaute ihn an und spürte, wie sie hysterisch wurde. Das war alles zu viel. Sie hatte seit einem Tag kaum geschlafen, dann war sie von einem Unbekannten angegriffen worden, der sie zu kennen schien und jetzt starrte dieser griechische Gott sie an und bat sie, ihn auf sie aufpassen zu lassen

      „Ich... ich werde ein Taxi nehmen”, sagte sie und versuchte ihre Stimme ruhig zu halten.

      Ihr Retter rieb sich den Nacken und schüttelte dann langsam seinen Kopf.

      „Ich glaube nicht. Ich habe mein Motorrad hier. Du könntest schnell zu Hause sein”, sagte er und zeigte auf sein Motorrad. Seine Stimme war jetzt sanft, nicht richtig bittend, aber dennoch sehr besorgt. Lucy starrte ihn eine ganze Minute lang an, unfähig das alles zu verarbeiten.

      „Wie heißt du?”, fragte sie schließlich und ihre Schultern sackten zusammen.

      Die Art, wie er zögerte, ehe er endlich sprach, brach ihr Vertrauen in ihn, aber als er antwortete, ruhte sein Blick fest auf ihrem.

      „Wyatt”, sagte er.

      „Das ist ein schöner Name”, sagte Lucy und die Wörter waren raus, ehe sie sie noch aufhalten konnte. Sie hob eine Hand und rieb ihre trüben Augen, dann schaute sie wieder hoch. „Ich denke, ich werde dein Angebot mit der Fahrt nach Hause annehmen, Wyatt.”

      In kürzester Zeit klammerte sich Lucy an Wyatts Rücken, und sog tief seinen maskulinen Duft von dem Helm ein, den er ihr auf den Kopf gesetzt hatte, und flog die dunklen Straßen von Seattle entlang. Wyatt hatte ihre Schlüssel genommen, ihre Bücher in ihr Auto gelegt und alles abgeschlossen. Dann war er auf sein Motorrad geklettert und hatte ihr zugewinkt, sich hinter ihm zu setzen.

      Warte, sagte er. Lucys Arme waren jetzt um seine Hüfte geschlungen, peinlich fest, weil sie noch nie zuvor auf einem Motorrad gesessen hatte. Für eine Sekunde schloss sie ihre Augen und lehnte ihren behelmten Kopf an seinen Rücken. Für eine Sekunde und nur weil sie wirklich eine schlimme Nacht gehabt hatte. Lucy stellte sich vor, dass das ihr Leben war. Das sie nicht nur Ärztin war, sondern auch seine Freundin. Oder vielleicht seine Partnerin, ein echter Mann, der sexy und klug und fit war, genauso anziehend wie der Mann, an den sie sich jetzt festklammerte.

      Sie kicherte und schüttelte ihren Kopf. Lucy war vieles, aber keine Träumerin. Auch war sie kein verliebter, geiler Teenager. Sie steckte die Erinnerung an Wyatt weg und behielt sie für regnerische Tage, wenn sie zu erschöpft war, ihren krankhaft benutzten Vibrator herauszuholen…

      Sobald die Fahrt begann, schien sie auch schon fast vorbei zu sein. Wyatt fuhr zu Lucys kleinem Häuschen, machte den Motor aus und wartete. Lucy wartete eine Sekunde, dann erkannte sie, dass sie zuerst absteigen musste. Sie klettert vom Motorrad und nahm den Helm ab.

      Wyatt nahm ihr den Helm ab und schaute an ihr hoch und runter, als wenn er sich versichern wollte, dass sie noch heile war.

      „Ich werde warten, bis du reingegangen bist und alle Räume überprüft hast. Wink mir zu, dann schließe überall gut ab, okay?”, sagte Wyatt.

      „O-oh”, sagte Lucy unsicher, was sie jetzt tun sollte. „Ähm … danke, dann. Ich meine, ich weiß nicht, ich –“

      „Gib mir dein Handy”, sagte Wyatt und schien die Geduld zu verlieren. Lucy nahm ihr Handy aus ihrer Tasche, gab den Code ein und reichte es ihm. Während sie zu sah, tippte Wyatt seine Nummer in ihr Handy und schickte sich dann selbst eine Nachricht. „Okay, Geh rein. Du hast viel durchgemacht. Du musst dich ausruhen.”

      „Okay”, sagte Lucy. „Okay.”

      Mit zitternden Fingern zog sie ihren Schlüssel hervor und ging zur Veranda. Sie machte die Tür auf und ging hinein, dann machte sie überall Licht an und überprüfte die Wohnung. Zum Glück hatte sie nur fünf Räume in ihrem kleinen Bungalow, es dauerte also nur ein oder zwei Minuten. Als sie sich sicher war, dass niemand drinnen war und alle Schlösser funktionierten, trat sie wieder auf die Veranda.

      „Es ist alles gut, denke ich”, sagte sie.

      Wyatt schaute sie lange an.

      „Lucy, … es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber es ist nicht vorbei. Jemand will dich umbringen.”

      Lucy wich zurück und erschrak.

      „Du hörst dich so schrecklich sicher an. Du kennst mich nicht einmal!”, protestierte sie.

      „Ich kann nicht wirklich erklären, woher ich das weiß, aber … ich weiß es. Du bist in sehr großer Gefahr.”

      Die Intensität und Ehrlichkeit auf seinem Gesicht ließen Lucy zittern.

      „I – Okay”, war ihre einzige Antwort und ihre Schultern sackten zusammen.

      Wyatt schaute sie noch einen langen Moment an, ehe er das Thema wechselte.

      „Ich werde morgen jemanden schicken, der all deine Schlösser austauscht. Kannst du dafür hier sein?”, fragte er.

      „Ja. Natürlich”, sagte sie und winkte mit der Hand.

      „Okay. Geh rein. Es wird jemand hier sein, der Wache hält, nur für den Fall. Du musst dir um nichts Sorgen machen, Lucy.”

      Lucy hielt inne, sie wollte ihm irgendwie danken, aber dann nickte sie einfach nur. Er setzte seinen Helm auf und verdeckte sein Gesicht und dann wendete er sein Motorrad in einem langsamen Kreis und startete den Motor.


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