Und die Maus hört ein Rauschen. Martina Gross

Und die Maus hört ein Rauschen - Martina Gross


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für die unklar ist, wofür man sich mit hypnotherapeutischen Konzepten beschäftigen sollte – offenbar auch deshalb, weil es so viele ungeprüfte Vorurteile darüber gibt, was unter Hypnotherapie zu verstehen wäre. Für mich machten es die Ergebnisse der modernen Hirnforschung, der Gedächtnisforschung und der Priming-Forschung zur fast zwingenden Notwendigkeit, die Konzepte der Erickson’schen Hypnotherapie mit den systemischen zu integrieren, die wir in der Heidelberger Gruppe um Helm Stierlin ins Deutschsprachige geholt hatten.

      Martina Gross und Vera Popper ist es mit diesem Buch in beeindruckend kreativer Weise gelungen, die hypnosystemischen Modelle so plastisch und anrührend zu vermitteln, dass man dieses Buch nicht nur liest, sondern quasi lebt und erlebt. Ich unterscheide in meiner Arbeit und im sonstigen Leben zwischen »deklamiertem Leben« (das, was man so alles sagt) und »gelebtem Leben« (das, was man tatsächlich tut), und das ist eben das Entscheidende dafür, wie wirksame Wirklichkeit erzeugt wird. Das Buch hier stellt eine wunderbare, wohltuende und erhellende Brücke dafür dar, wie man aus deklamiertem Leben (hier das beschriebene Modell) erfüllendes, bereicherndes gelebtes Leben machen kann – Inhalt, Form und dadurch angeregtes Erleben stimmen optimal überein.

      Wie die Autorinnen die strukturierenden Unterscheidungen verschiedener Erlebnis-Räume nutzen und zusätzlich viel Hilfsmaterial online zur Verfügung stellen, macht das Buch zu einem echten Anwendungsschatz. Sehr schön finde ich, mit welcher hypnosystemischen Sensibilität sie die eigenen Beratungskonzepte kritisch auf ihre impliziten Auswirkungen hin prüfen, z. B. mit der Taschentuch-Thematik (S. 30 ff.), und wie sie sich damit achtungsvoll würdigend in die mögliche Perspektive der EmpfängerInnen von Botschaften hineindenken – hypnosystemisches Pacing par excellence. Hervorragend finde ich die Offenheit der Autorinnen, das hypnosystemische Konzept mit Lernbereitschaft und ansteckender Neugier anzureichern mit anderen Konzepten, die ihnen nützlich und kompatibel erscheinen. Genau so war Hypnosystemik immer gemeint: als Meta-Modell (keine »Wahrheit«), das alles, was für KlientInnen nützlich sein kann, integrieren und sich so ständig weiterentwickeln kann. Dies verbinden beide mit einer fairen Art zu zitieren, woher sie welche Anregungen haben – was heutzutage leider auch nicht mehr selbstverständlich ist.

      Die Metapher, welche die Autorinnen für die Vermittlung ihrer Ideen nutzen (die springende Maus auf ihrem Entwicklungsweg, den sie mit Hilfe des Waschbären und des Frosches geht), ist ideal für ihre Ziele. Es wird deutlich, dass sich, bevor die bewusste kognitive Planung eines Vorhabens auftaucht, meist ein Erahnen (in der Metapher »das Rauschen«) ankündigt, und wie wichtig und wertvoll das ist, auch dann, wenn man es noch nicht kognitiv begründen kann. Und sie ermutigen dazu, diesem inneren Rauschen Achtung zu schenken und ihm nachzugehen – mit Liebe für die Angst, Ambivalenz usw., die damit verbunden sein können, und mit der Freude, angebotene Hilfe annehmen zu dürfen.

      Martina Gross und Vera Popper verstehen »hypnosystemisch« nicht nur als Technik, Methode oder therapeutische Haltung, sondern als ein umfassendes Modell des Lebens.

      Ich möchte den Autorinnen sehr danken dafür, dass sie mir richtig Lust darauf gemacht haben, Maus, Waschbär und Frosch gleichzeitig in mir leben zu lassen, dabei dankbar zu sein für das Rauschen und erfreut darüber, dass es immer wieder heilige Berge gibt, die wir erreichen können.

      Dieses Buch hat große Resonanz verdient!

       Heidelberg, im August 2020 Dr. med. Dipl. rer. pol. Gunther Schmidt Leiter des Milton-Erikson-Instituts Heidelberg Ärztlicher Direktor der sysTelios-Klinik für psychosomatische Gesundheitsentwicklung Siedelsbrunn

       Wofür schreiben wir dieses Buch?

      Nun, es gibt sie, solche Bücher, besonders jene von Gunther Schmidt, dem Begründer des Konzepts. Gleichzeitig hatten wir immer mehr den Eindruck, dass ein Buch im Kanon des Geschriebenen fehlt: nämlich eines, welches Konzepte, Haltung und Methoden zum einen darstellt und zum anderen erlebbar macht. Und das den Versuch unternimmt, Form und Inhalt zu verbinden.

      Gemäß dem Gleichnis der »Zwerginnen auf den Schultern von Riesen und Riesinnen« haben wir für dieses Buch viel von dem zusammengestellt, was für uns im Erleben des hypnosystemischen Konzeptes hilfreich und erkenntnisreich war und ist. Dafür bedanken wir uns bei all unseren Lehrerinnen und Lehrern für ihre Inputs und dafür, dass wir sie hier weiteren Neugierigen zur Verfügung stellen dürfen.

      Vor dir, liebe Leserin, lieber Leser, liegt nunmehr das Ergebnis unseres Ansinnens.

      Was erwartet dich in diesem Buch? Eine Reise durch hypnosystemische Konzepte, angereichert um und erlebbar durch Methoden, die du selbst ausprobieren kannst – sowohl direkt im Buch als auch online in Form von Audio-Files und Videos. Und Methoden, die wir dir in Form einer Art didaktischer Skripte zur Verfügung stellen möchten, damit du sie für die Begleitung von Menschen in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen auf deine Art, in deinen Kontexten nutzen kannst.

      Wir freuen uns auf deine Rückmeldung und sind gespannt, wie und wofür du dieses Buch nutzen wirst. Wie du siehst, erlauben wir uns, dich zu duzen, da uns das hier in diesem Kontext eines Erlebnisbuches stimmig erschien.

       Wien, im März 2020 Martina Gross und Vera Popper

       Zum Aufbau dieses Buches

      Wir sind räumliche Wesen, im dreidimensionalen Raum findet unser Erleben statt. Damit es zwischen die Seiten eines zweidimensionalen Buches passt, mit seiner linearen Logik, haben wir die Reise, auf die wir dich gerne mitnehmen möchten, entzerrt. Wir ent-zerren es, um auf etwas Gleichzeitiges schauen zu können.

      Dabei sind wir uns der damit verbundenen Komplexitätsreduktion bewusst. Diese Idee würden wir dir gerne auch für die Nutzung der im Buch beschriebenen hypnosystemischen Methoden anbieten: Diese können »Halt« geben, damit Handeln möglich wird. Gleichzeitig bliebe das Arbeiten mit ihnen ohne Konzept und Haltung »halt-los«.

      In diesen Räumen werden wir linear über Erlebensprozesse schreiben, die nicht linear sind, sondern in Wechselwirkungen miteinander verbunden. Daher sind diese Räume auch nicht-linear begehbar. Du kannst für dich entscheiden, ob du zuerst Informationen zu einem Inhalt bekommen möchtest, etwas selbst erleben willst, oder ob du Informationen über das Weitergeben an andere möchtest.

      Der ErlebnisRaum: Dieser Raum enthält Einladungen, Methoden selbst zu erleben. Du findest hier neben Geschriebenem (wie z. B. Reflexionsfragen) auch Gesprochenes (wie z. B. Trancen) und Bebildertes.

      Der BegegnungsRaum: Wenn du Menschen professionell auf ihren Entwicklungsreisen begleitest, dann findest du in diesem Raum Ideen, wie du sie dazu einladen kannst. Diese wiederum bewusst komplexitätsreduzierten Anleitungen kannst du nutzen, um Schritt für Schritt für dich zu erfahren, wie du deinen Klientinnen, Coachees und Kundinnen eine Methode anbieten kannst. Diese »didaktischen Skripte« basieren auf unseren jahrelangen Erfahrungen als Begleiterinnen und als Seminarleiterinnen, die sich intensiv mit hypnosystemischer Weiterbildung beschäftigt haben. Verstehe sie dennoch bitte als Anregung, um deine eigenen Versionen zu finden.

      ErlebnisRaum und BegegnungsRaum führen dich auch aus den Buchseiten heraus auf die Website zum Buch: Dort möchten wir deine weiteren Sinne ansprechen und laden


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