Die poetische Sprache der Hypnose. Agnes Kaiser Rekkas

Die poetische Sprache der Hypnose - Agnes Kaiser Rekkas


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immer mit Worten gefüllt werden darf. Die sich in Trance befindliche Person braucht ausreichend Zeit für innere Reflexion, um unabhängig von allen Angeboten eigene konstruktive Wege zu gehen und Vorstellungen zu entwickeln. Im Energiefeld der stillen Hypnose, das vom Therapeuten getragen wird, vollzieht sich das Wichtige selbsttätig. Diese Integrationsphase ist der abrundende, vertiefende Zeitraum der Hypnose von zwei oder mehr Minuten, in dem – ohne Worte – die Inhalte der geleisteten Hypnosearbeit auf unbewusster Ebene reflektiert und organisiert werden, um anschließend zum Tragen zu kommen. Schweigsam, aber energetisch hoch aufgeladen vollzieht sich ein wichtiger therapeutischer Prozess:

      »Lange verbleiben Sie in diesem schönen Sein …

      tief in wohltuender Hypnose … tanken Sie Kraft …

      und genießen Ihr gutes Gefühl … Ihr Vertrauen …

      und Ihre wachsende Stärke …«

      (Die schöne Kriegerin)

       Schritt 12: Hochwirksame Abschlusssuggestion mit Depotwirkung

      Die Ausleitung beendet die formale Hypnose, betont aber, dass die heilsame Trance im Körper verbleibt, während die Person selbst frisch und guten Mutes von ihrer »Traumreise zu Ihrer Trauminsel« zurückkehrt, ausgerüstet mit allen förderlichen und heilsamen Utensilien ideeller und fantasievoller Art. Während die Praktiker der traditionellen Methode den Abschluss der Hypnose nüchtern wie folgt formulieren …,

      »4 – Sie werden immer wacher, 3 – Sie strecken sich, 2 – Sie sind wach, 1 – Sie öffnen die Augen und sind nun vollkommen klar hier …«,

      … nutzen wir die deutlich zu beobachtende Offenheit der aus der Trance erwachenden Person für eine nochmalige Prise Hypnopower:

      »So recken und strecken Sie sich … und entdecken überrascht …

      ein Lächeln auf Ihrem Gesicht …«

      (Die goldfarbene Wolke)

      »Schritt für Schritt nach vorne gehend …

      Kilo um Kilo hinter sich lassend … (…)

      Sie lassen die anderen arbeiten … hochprofessionell …

      Sie selbst aber machen frei! Sie gehen angenehm auf Reisen … juhu!«

      (Das Seepferdchen)

      »Der Kopf wundert sich … aber auch … … und das ist neu:

      Er vertraut dem Bauch …

      nach ausgiebigem Chillen, Relaxen, Entdecken, Erkennen und Lernen …

      kehren die beiden irgendwann, Hand in Hand, sehr einträchtig von ihrer Reise zurück …

      heilsame Trance im Bauch … gelassene Ruhe im Kopf …

      und mit der Zeit wird sich die Symptomatik in ein wunderbares Nichts auflösen «

      (Einfach mal chillen …)

      »Irgendwann kehren Sie leichtfüßig und froh …

      über sieben Stufen wieder ins Hier und Jetzt zurück …

      immer im Sinn … die schöne Kriegerin …«

      (Die schöne Kriegerin)

      »Und erst zu gegebener Zeit … werden Sie von sieben bis eins zählen und wieder ins ›Hier und Jetzt‹ zurückkehren … mit einem Lächeln im Gesicht, wie jemand, der etwas wiedergefunden hat …«

      (Wie eine Feder)

      »So verfolgen Sie träumend Ihr Ziel …

      stetig neu und sich selbst treu …«

      (Die Apfelhypnose)

      »… und kommst gestärkt und wunderbar gepflegt ins Hier und Jetzt zurück …

      ein Hauch von samtig-dunkler Schokolade auf der Haut …«

      (Sonnenwarmes Moorbad für Rücken und Gelenke)

      »Ruhe breitet sich aus … erholsam … wohlig …

      samtiger Schlaf schließt Sie in seine Arme …

      hüllt Sie für die gesamte Nacht liebevoll ein …

      wie schön! Denn ein guter Tag beginnt mit einer guten Nacht …«

      (Sieben Schritte in tiefen Schlaf)

       Schritt 13: Chronologische Abfolge einer Textreihe im Laufe einer längeren Therapie

      Eine Hypnosereihe zu einem bestimmten Thema gestaltet sich in der Abfolge der Texte ähnlich wie ein mehrere Sitzungen umfassender Therapieprozess:

      1) Einführung in Hypnose

      wie z. B. in HypnoseperlenHypnose spielend lernen; Nofretete

      2) Visualisierungen zum Thema (seelisch oder körperlich)

      wie in Mein wunderbares kleines Kino

      3) eventuelle psychotherapeutische Bearbeitung

      4) Rückfallprophylaxe

      wie in Rückfall? Reset in die Ressourcen!

      5) Zufriedenheit, Stolz, Würdigung und Konsolidierung des erreichten Therapieziels

      wie in Spaziergang in warmen Herbstfarben

      »… die Natur farbig … lebendig … tankt Sonne auf … es duftet …

      die Kornscheunen sind gefüllt … aus rotbackigen Äpfeln wird Most gepresst …

      aus glutfarbenen Trauben Wein gekeltert … die Mühe des Jahres hat sich gelohnt …

      der Herbst bringt die Ernte ein … die Zeit der Erntedankfeste … eine schöne Jahreszeit … und Sie … Sie beobachten erfreut die Ausheilung Ihrer Haut …

      Sie haben dafür gesorgt, dass … in wunderbarer Abstimmung mit dem Körper …

      bis in feine hormonelle Vorgänge … endlich Ruhe einkehrt …

      und die Haut sich ausheilen und regenerieren konnte …

      besänftigen und ausgleichen … und sich frisch und neu nachbilden …«

      (Spaziergang in warmen Herbstfarben)

Teil 2: Poetische Hypnose in der Praxis

       Die Geschichte der Hypnosetexte dieses Buches

      Jeff Zeig schreibt in dem Kapitel »11. Die Sprache der Hypnose – Mikrodynamische Möglichkeiten des ansehnlichen Verpackens« seines Buches Hypnotische Induktionen (Zeig 2015, S. 172 f.):

      »So wie das Schreiben von Gedichten den Dichter zwingt, ungewöhnliche sprachliche Formen wie Reime, Alliteration und Metaphern zu verwenden, müssen auch Hypnotherapeuten zu ungewöhnlichen Kommunikationsformen greifen. Wenn Emotionen oder ›Zustände‹ beeinflusst werden sollen, ist es unverzichtbar, ungewöhnliche Sprachformen zu nutzen. Die Sprache der Hypnose ist eine poetische Sprache, die eine evokative Wirkung entfalten soll.

      Durch die Nutzung besonderer Sprachformen fördert der Therapeut die Vertiefung, die implizite Responsivität und die Dissoziation, er modifiziert die Erlebensintensität, das Gewahrsein, und außerdem definiert er die Situation als Hypnose.«

      Die hier präsentierten Texte sind das Ergebnis einer in diesem Sinne geleisteten praktischen Arbeit. Sie spiegeln das


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