Die poetische Sprache der Hypnose. Agnes Kaiser Rekkas
in die Ruhe zu gleiten, sich selbst (wieder) zu vertrauen. Schnell können sie sich überzeugen, dass sie getragen werden von einfühlsamen Worten, die Ruhe, Zuversicht und Geborgenheit anbieten, gleichzeitig aber durch das formale »Sie« in respektvoller Distanz bleiben und die Regie bei den Anwendenden belassen.
Ruhig und regelmäßig atmen – den Atem erleben. Die eigene Energie (auf)spüren, aktivieren und durch den ganzen Körper strömen lassen, sich getragen fühlen und mit außergewöhnlich schön skizzierten Bildern verschmelzen, während sich die Gedanken sammeln und mit dem Atem davonfliegen, der Körper aus eigener Kraft leichter wird – weil es so seine Natur ist. Mit dieser neuen Sicht Veränderungen akzeptieren und Vergangenes hinter sich lassen, es nicht mehr die Zukunft bestimmen lassen.
Die Hypnoseanleitungen sprechen die Eigenständigkeit und das Selbstvertrauen an und weisen auf eigene Ziele hin. Sie führen über Ruhe und Erholung behutsam zu Vergangenem, wecken dabei auch die Erinnerungen an frohe Bilder, begleitet von guten Gefühlen, und ermöglichen es, auf Abstand zu gehen zu negativen Gefühlen, die im Wind der Zeit verwehen können.
Zur Hypnose 26: Der Schlafkokon
Wer hätte ihn nicht gerne? Einen Schlafkokon. Am Abend die Augen schließen, langsam einschlummern und morgens frisch und guten Mutes wieder aufwachen. Doch Arbeitsstress und Gedankenkarussells, Muskelanspannungen und Kopfdruck kennen keine Pausen.
Schrittweise führen die Texte heraus aus dem Alltagsgeschehen hinein in die Geborgenheit des sich entspannenden Körpers. Die Atmung übernimmt die Kommunikation mit der Außenwelt. Selbstständig und zuverlässig in ihrem eigenen Rhythmus atmet sie aus – gibt Spannung ab, atmet ein – bringt tiefere und tiefere Entspannung mit. Getragen von der Zuverlässigkeit der Atmung kann in den verschiedenen Szenarien das eigene Wohlfühlbild gefunden werden.
Einfach nur lauschen, sich von fein perlenden Worten verführen lassen hinein in wohltuende Welten, Körper und Seele einschwingen in kuschelige Wärme, in den eigenen Schlafkokon hinein und dann irgendwann: einfach nur einatmen – ausatmen – einschlafen – ausschlafen, immer wieder, jeden Abend, geschützt und getragen von poetisch so feinen Texten, dass der schnöde Alltag einfach draußen bleiben muss.
Zur Hypnose 68: Das Seepferdchen
Gibt es etwas Unangenehmeres als einen Zahnarztbesuch? Wohl kaum! Gibt es etwas Schöneres als Urlaub – Sonne – entspanntes Träumen? Wohl kaum! Und beides gleichzeitig? Wäre das möglich, so könnte der Besuch beim Zahnarzt doch viel zuversichtlicher vereinbart und wahrgenommen werden. Das Bild von gesunden Zähnen, frischem Atem und befreitem Lachen wäre keine Utopie mehr, sondern ein realistisches Ziel.
Hypnose in Eigenregie, abgeschirmt zu Hause, gemütlich hingekuschelt an einem Wohlfühlort, lässt auf innerer Bühne erleben, dass das Unbewusste an einen wunderbaren Urlaubsort verreist – ans Meer, in die Provence. Alle Sinne sind aufmerksam: riechen die gesunde, frische Luft, spüren die wärmende Sonne auf der Haut, das angenehme Licht durch die geschlossenen Augenlider hindurch. Währenddessen arbeitet das professionelle Team zügig, sicher und zuverlässig, und der Mund arbeitet brav mit, wie eine ferngesteuerte Puppe: weiter auf – mehr zu – ausspülen. Kaum hat die Arbeit begonnen, ist sie auch schon getan. So vorbereitet, muss der nächste Zahnarztbesuch nicht angstvoll erwartet werden, sondern kann mit der Zuversicht wahrgenommen werden, dass alles mit der eigenen inneren Distanz routiniert ablaufen kann.
Eine ähnliche Anleitung, die Hypnose 70, Wer seiner Kraft vertraut, braucht nicht verbissen zu sein, verführt zu federleichtem Einschlafen und Durchschlafen bis zum Morgen ganz ohne das unbewusste Zähneknirschen. Anspannung, die sich in die Kiefermuskulatur verbissen hat und während der Nacht unkontrolliert arbeitet, schwebt mit dem gleichmäßigen Luftstrom, den die ruhigen, tiefen Atemzüge zuverlässig durch die Muskulatur streifen lassen, nach und nach davon. Die Kiefermuskeln entspannen sich, der Körper sinkt tiefer und tiefer in einen gesunden, erquickenden Schlaf.
Didaktische Erläuterung einzelner Texte
Zum besseren Verständnis der einzelnen hypnotherapeutischen Interventionsschritte sind beispielhaft an fünf der in Teil 3 präsentierten Texte nummerierte didaktische Erläuterungen angefügt. Um den Bezug zu den jeweiligen Hypnoseschritten herzustellen und die Ästhetik der Hypnosen nicht zu sehr zu stören, sind im Text selbst nur die entsprechenden Nummern eingefügt.
Die fünf aufgeschlüsselten Texte sind jeweils unterschiedlichen Themen gewidmet:
1) Unterstützung körperlicher Heilung (Interventionsschritte und Suggestionen):
Hypnose 10: »Golden Beach«
2) Leicht lernen … gut behalten … klug wiedergeben … (für Jugendliche; in 13 Stationen):
Hypnose 15: »Helenas Reise durch den Kopf«
3) Auflösung von Dunkelangst (in 22 Schritten):
Hypnose 16: »Im Zauberwald bei Nacht«
4) Wohlbefinden beim Zahnarzt (Aufschlüsselung der 14 Tranceelemente):
Hypnose 69: »Lavendelblau«
5) Rückfall (13 Schritte bis zur Meisterung):
Hypnose 93: »Rückfall? Reset in die Ressourcen!«
Das 1. Thema war ursprünglich eine einmalige (und erfolgreiche) Intervention. Die Audioversion dieser Hypnose sollte aber nochmals gehört werden.
Die Hypnosen zum 2. und 3. Thema können ein paar Mal praktiziert werden, aber nicht zu oft, weil der Inhalt schnell verinnerlicht ist und erneutes Hören eher langweilt, womit die Wirkung abflacht.
Hypnosen, die körperliche Heilung zum Inhalt haben, können nicht oft genug angewendet werden. Der Körper erholt sich jedes Mal wieder von Neuem und kräftigt sich.
Das 5. Thema, die Rückfallintervention, ist für eine einmalige Anwendung gedacht. Hoffentlich! Sonst muss man sich noch etwas anderes einfallen lassen, wie ein Ritual oder eine andere Art von Auflösung der Problematik.
Poetische Hypnosetexte sprechen
Es ist vollkommen legitim, die in diesem Buch vorliegenden Texte direkt für sich selbst und in der Praxis zu verwenden. Viele der Texte bieten sich geradezu dafür an wie Die goldfarbene Wolke, Heuschnupfen adieu!, Wie eine 1, Die Schutzhülle und Der innere Diamant. In die Ich-Form übertragen, können sie für sich selbst, in Du-Form gewandelt auch für einen guten Freund oder lieben Familienangehörigen gesprochen werden. Dabei entsteht meist ein Gefühl inniger Verbundenheit, nährend und aufbauend, mit der Freude, zu empfangen und gleichermaßen zu geben.
Beim Sprechen der Texte ist es ratsam, mit dem Herzen voll dabei zu sein, das heißt selbst in die Bilder einzutauchen, den gerade beschriebenen Duft von Moos zu riechen und die erwähnte Quelle plätschern zu hören. Das gelingt leicht, wenn wir immer wieder die Augen schließen und auf der ressourcenvollen Trancebühne selbst mitspielen. So beleben sich die gesprochenen Worte und bekommen Seele. Überraschend viel kann sich ereignen oder zumindest gebahnt werden, und dies erstaunlicherweise und unbeabsichtigt auch beim Anwendenden, dem Hypnotherapeuten selbst.
In den Hypnosetexten finden sich nach einigen sinngemäß zusammengehörenden Worten jeweils drei Punkte, die darauf hinweisen, dass hier eine Pause im Redefluss angezeigt ist. So wird während der gesamten Hypnose immer wieder, aber vor allem vor dem Ende, ausreichend Zeit für Bilder, Empfindungen und tiefe unbewusste Prozesse gewährt, was die Intensität des Erlebens erhöht und als tief befriedigend empfunden wird.
Nach wiederholtem Gebrauch werden sich diese Texte vermutlich auf geheimnisvolle Weise allmählich verändern, sie erhalten neue Details und Inhalte, entsprechen