Darkest Blackout. Justin C. Skylark
Er beugte sich vor, schob den Haufen zusammen und stutzte. Zwischen seinen Händen ruhte eine Musikzeitschrift. Auf dem Cover sah er ein Bild von sich. «Wow!», staunte er. «Dass du ein Klatschblatt hast mit einem Bericht über uns?» Schnell blätterte er auf die Seiten, die einen Artikel über ihn und seine Band RACE präsentierten. Doch die Fotos und Fakten waren veraltet. Viel war seitdem passiert …
Abrupt hielt er inne. «Das ist nicht die Zeitschrift, die dir damals der Reporter vom ARCH gezeigt hat, oder?»
«Doch, Perk, das ist sie.»
Dylan schluckte bewegt. Er klappte die Seiten wieder zusammen und richtete das Augenmerk auf das Titelbild. Was er sah, kam mit Beklemmung einher. Diese Zeitschrift, die er just in den Händen hielt, hatte den Stein ins Rollen gebracht. Abgelutschte Latexfotze … Das waren die Worte gewesen, die Thor über ihn hatte fallen lassen, als ihm das Coverbild von dem Sänger von RACE einst unter die Augen gehalten worden war.
«Deine Beleidigung damals hat mich echt getroffen», gestand Dylan. Noch immer drehte sich ihm der Magen um, wenn er an die Beschimpfung dachte. Sie war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen; wie die Aufforderung zum Krieg, der mit dem folgenden Black-Festival eingeläutet worden war. Bis jetzt konnte Dylan nicht ausnahmslos glauben, dass alles nur Provokation gewesen war; dass Thor die Worte bewusst gewählt hatte, um ihn aus der Reserve zu locken. Obgleich aus ihnen ein Paar geworden war, hatte er die üble Nachrede niemals vergessen.
«Du musst schlecht von mir gedacht haben, sonst hättest du nicht derartig über mich hergezogen.»
Thor schüttelte den Kopf.
«Nei, Perk. Als ich das Foto sah, hatte ich nur einen Wunsch: Meinen Schwanz so tief in dir zu versenken, dass dir die Tränen kommen.»
Perplex sah Dylan auf und ihre Blicke trafen sich.
«Oh.»
Vorsichtig schob er die Zeitschrift auf den Tisch. Herzklopfen; bis zum Anschlag. Er wusste nicht, wohin mit seinen Händen.
«Also wolltest du mich einzig kennenlernen, um mich zu ficken?», fragte er mit heiserer Stimme.
«Vermutlich …»
Dylans Blick schwirrte durch den Raum. Bei der nächsten Frage konnte er Thor kaum in die Augen sehen. «Aber du liebst mich nicht nur wegen meines Aussehens, oder?»
«Was meinst du?», hakte Fahlstrøm nach und Dylan bemerkte die innere Unruhe in sich wachsen. Er fürchtete die Antwort und trotzdem fragte er.
«Liebst du meinen Körper und meinen Geist?»
«Mit Haut und Haaren …» Thors Blick nahm ihn gefangen und wanderte geradewegs zum Zentrum seiner Lust.
Dylan hielt einen Moment inne. Was er hörte und erlebte, verunsicherte ihn. Seit dem Ende ihrer Reise waren sie sich nicht mehr nah gewesen. Zurück in Norwegen hatte sich Thor von ihm abgewandt; nicht nur auf verbaler Ebene, sondern auch körperlich. Jeden Tag und jede Nacht hatte Dylan gehofft, dass sich der Zustand ändern würde, aber es schien, als hätte man Thor mit der Fußfessel ebenfalls einen Keuschheitsgürtel angelegt. Das elektronische Überwachungsinstrument stand wie eine Mauer zwischen ihnen, die Dylan rasend machte.
War nun der Moment gekommen, um die Hürde zu überwinden?
Ob sein Handeln richtig war, wusste er nicht, aber in diesem fragwürdigen Augenblick gab es für ihn nur eine Antwort.
Er stand auf.
Mit flatternden Fingern und klopfendem Herzen fasste er sich ans Hemd. Knopf für Knopf öffnete er es. Da Thor ihn nicht daran hinderte, zog er es aus und ließ es hinter sich zu Boden gleiten.
Er löste den Gürtel der Hose, öffnete den Knopf und den Reißverschluss; ebenfalls mit nervösen Fingern. Kein Protest, keine Ermahnung.
Er schob die enge Lackhose samt Shorts über seine schmalen Hüften.
Thor unterbrach ihn nicht und so strich er die Kleidungsstücke vom Körper, bis er vollkommen nackt war.
Wie eine Statue stand er nun da. Makellos und zur Salzsäule erstarrt. Nur sein Atmen ging stoßweise. War es richtig, was er tat?
Thor blickte ihn unverhohlen an und sagte nichts … Doch sein Blick wanderte. Sorgfältig betrachtete er den entblößten Körper seines Partners. Er fixierte dessen Brust, den flachen Bauch und sein Geschlecht.
Die Spannung zwischen ihnen war kaum zu ertragen. Dylan schluckte mehrfach und senkte den Blick. Vor Scham? Vor Ratlosigkeit? Hatte er es nötig, sich derartig zu präsentieren? Sich darzustellen wie ein billiges Lustobjekt? Wie ein Stück Fleisch, das nach Anerkennung haschte?
Beschämt schloss er die Augen. Ihn fröstelte es, aber nicht vor Kälte, sondern vor Angst. Eine Ablehnung würde er nicht verkraften. Eine Missbilligung seines Verhaltens würde ihn in den Abgrund treiben.
Wenn er nicht in der Lage war, Thors Widerstand zu brechen, hatte er hier nichts mehr verloren.
Vibrierend atmete er ein und aus.
Viel zu lange geschah nichts. Doch dann hörte er die eindeutigen Laute, das verräterische Rascheln von Kleidung, das Klacken des Nietengürtels. Als Dylan die Augen öffnete, sah er Thor auf dem Sessel sitzen: mit nacktem Oberkörper, geöffneter Hose und verruchtem Blick.
«Komm her», raunte er dunkel und Dylan reagierte sofort. Ohne Umschweife gelangte er zwischen Thors Beine und ging vor ihm auf die Knie; voller Demut und geleitet von Lust.
Kein Zurückweisen, kein Tadel.
Thor packte mit einer Hand seinen Hinterkopf und drückte ihn gegen seinen warmen Schoß.
Gefügig ließ Dylan sich lenken. Geradewegs nahm er Thors Männlichkeit in den Mund, so tief und begehrlich, dass es ihm den Atem stahl.
Seine Lippen umschlossen den Schaft mit angemessenem Druck. Seine Zunge leckte über die salzige Haut. Willenlos ließ er die sanften Stöße in seiner Kehle zu.
Oh, wie hatte er sich danach gesehnt, wie lange hatte er davon geträumt.
Thor packte ihn fest bei den Haaren und er stöhnte lustvoll auf. Speichel lief ihm aus dem Mund. Das Meer der Gefühle brachte ihn zum Schwitzen. In seinen Wangen glühte es heiß.
Thor zerrte ihn unsanft auf die Beine. Dylan gab nach und folgte dem Stoß, der ihn auf den Sessel zog. Er schob die Knie auf die Polster, bettete die Schienbeine neben Thors Hüften und nahm auf dessen Unterleib Platz.
Sogleich drängte sich die brettharte Erektion zwischen seinen Spalt. Thor drückte ihn nach unten, presste sich ihm entgegen: fordernd und mit sanfter Gewalt.
Dylan bog sich zurück und ließ sich an den Hüften wieder nach vorne zerren. Der zerreißende Schmerz paarte sich mit bedingungsloser Gier.
Tief und fest spürte er Thor in sich.
Es geschah, was geschehen musste. Unwillkürlich drangen ihm Tränen in die Augen …
«Oh, fuck, ja …» Er ließ sich fallen, rieb sich an der nackten Brust seines Partners und genoss dessen Hände, die ihn streichelten, packten, vor- und zurückrissen. Im gleichen Rhythmus ging er dem Ritt nach. «Oh, yes …»
Thor legte die Finger um seine stramme Männlichkeit. Stöhnend stieß Dylan in die hohle Hand, die ihn umschloss.
Selbstbeherrscht versuchte er, nicht sofort zu kommen. Unmöglich! Mit jeder Bewegung jagte der heiße Schauer durch seinen Körper. Mit jedem Auf und Ab stiegen der Druck und das herrische Ziehen in seinen Lenden. Dylan verlor die Kontrolle und kam: mit geschlossenen Augen und einem erfüllten Schrei auf den Lippen. Kraftlos sackte er auf Thor zusammen. Haut an Haut, dicht an dicht.
Thor stieß weiter, jedoch langsamer.
Dylan verharrte in seiner Position; unfähig, etwas zu sagen, nicht in der Lage, sich zu bewegen. Thor riss ihn ein letztes Mal an sich, ächzte unterdrückt und ergoss sich tief in seinem Inneren.
Nur für einen kurzen Moment harrten