Darkest Blackout. Justin C. Skylark

Darkest Blackout - Justin C. Skylark


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dass der ein Café in der Stadt eröffnet?»

      «Ja, das stimmt.»

      «Dylan Perk, ja richtig!» Der Mann neben ihm torkelte heran und begutachtete ihn aus nächster Nähe. «Was? Einen Coffeeshop will Thor errichten?»

      «Also ein Shop ist es weniger …» Dylan stoppte. Er sah, dass die Tür des Badezimmers aufging und Erik heraustrat. Dicht hinter ihm folgte ein Mann. Ihre Gesichter waren gerötet und sie hantierten auffällig an ihrer Kleidung herum. Erik lächelte verschmitzt. Sein Begleiter steuerte indes die Alkoholvorräte an und mixte zwei Drinks.

      «Ihr entschuldigt mich?» Dylan ließ seine Gesprächspartner stehen und eilte in Eriks Richtung. «Dachte schon, du hast mich sitzen lassen.»

      «Was?» Eriks blaue Augen leuchteten. «Dich doch nicht.» Mit einer Hand streichelte er Dylans Wange. «War nur eben für kleine Jungs … mit Bjarne.»

      Der besagte Begleiter präsentierte die Drinks. Erik leerte sein Glas mit wenigen Schlucken. Dylan bewahrte Abstand. Der Geruch nach Alkohol war verlockend.

      «Der Umzug ist vorbei», sagte er mit Nachdruck und hoffte, dass Erik nicken und das Ende der Party erklären würde, doch das Gegenteil geschah …

      ***

      Der helle Streifen am Horizont kündigte den Sonnenaufgang an. Dylan fuhr gemächlich, aber nicht, weil er in der frühmorgendlichen Dämmerung mit Wildwechsel rechnete, sondern weil Erik bei jeder kleinsten Erschütterung neben ihm im Beifahrersitz den Halt verlor und trotz Gurt zur Seite kippte.

      «Gleich sind wir da», verkündete Dylan, nicht, ohne eine Erleichterung zu verspüren.

      Die Feierlichkeiten waren beendet und er war standhaft geblieben, obwohl er stundenlang verlockenden Reizen ausgeliefert gewesen war. Nach zwei Hotdogs und vier Waffeln samt Heidelbeergelee hatte er erfolgreich die Reißleine ziehen können. Den Saufexzessen der Menschen in seiner Umgebung auszuweichen, war hingegen eine Herausforderung gewesen. Bier, Schnaps, Sekt und Wein – allem war er mehrfach und oftmals nur unter Protest entgangen. Noch nie zuvor hatte es sich als so umständlich erwiesen, an ein alkoholfreies Getränk zu kommen, ohne schief angesehen zu werden.

      Und dann die Zügellosigkeit. Allen voran Erik mit seinen hemmungslosen Flirts. Ein paarmal hatte er ihn aus den Augen verloren und stets in Begleitung eines anderen jungen Mannes wiedergefunden.

      Eskalation auf sämtlichen Ebenen. Das hätte Dylan den Norwegern nicht zugetraut.

      Er hielt vor dem Carport, unter dem die beiden Jeeps standen, und langte neben sich. «Hey! Wir sind da.»

      Da Erik sich nicht rührte, musste er ihn umständlich vom Beifahrersitz ziehen. «Nun werd wach!», forderte er ihn auf.

      Erik stöhnte. Sein dünner Körper war schwer und Dylan schaffte es nur mit Mühe, ihn vorm Wagen auf die Beine zu stellen. Stützend krallte er sich in Eriks Hosenbund. «Wo ist eigentlich dein Hut?»

      «Jeg vet ikke», flüsterte Erik mit geschlossenen Augen. «Vermutlich bei Bjarne.»

      «Der Typ mit den langen Haaren?», rätselte Dylan. Während er mit der freien Hand den Wagen abschloss, hielt er Erik mit einem Arm fest.

      «Mhm …»

      «Den hab ich hier schon mal gesehen», fuhr Dylan fort. Er entsann sich an den Abend, an dem Erik Besuch von dem groß gewachsenen Mann bekommen hatte. In jener Zeit waren sie auf der Suche nach Thor gewesen. Erik hatte sich mit dem besagten Bjarne einem heißen Intermezzo hingegeben. Ein Verhalten, das Dylan nach wie vor nicht nachvollziehen konnte. «Den kennst du wohl schon länger.» Vorsichtig gab er Erik die Richtung an. Gemeinsam machten sie taumelnde Schritte.

      «Den kenn ich aus meiner Zeit in Bergen.» Erik setzte einen Fuß vor den anderen. Ohne Hilfe wäre er haltlos hingefallen. Dylan stützte ihn kräftiger.

      «Kommt der extra aus Bergen hierher, um zu feiern?»

      «Nei …» Erik grinste breit. «… um mich zu sehen.»

      Dylan stieß ein hölzernes Lachen aus. «Beim Sehen bleibt es wohl nie …»

      Erik stolperte, doch er hielt sich wacker auf den Beinen. «Bist du neidisch?»

      «Wohl kaum», zischte Dylan. Stockend nahmen sie weitere Meter auf sich, bis sie vor Eriks Haus stoppten.

      «Ich könnte es dir nicht verübeln», säuselte Erik. Er legte beide Hände auf Dylans Schultern und hielt sich daran fest. «Oder läuft es wieder mit Thor?»

      «Weniger», antwortete Dylan gedämpft und tat nichts gegen die Hände auf seinen Schultern, deren Daumen seine Halsseiten streichelten. Das Thema machte ihn betrübt, wenn nicht gar verlegen.

      «Mein Angebot steht», sagte Erik. Seine Knie sackten weg, er fing sich schnell und krallte sich an sein Gegenüber. Eine Provokation? «Jederzeit», zischte er in Dylans Ohr.

      Ein paar Sekunden harrten sie in der Umarmung aus. Dylan spürte Eriks mageren Körper an seinem. Er registrierte den warmen Atem an der Wange. Ein Moment der Schwäche suchte ihn heim. Es wäre eine Leichtigkeit gewesen, den Augenblick zu nutzen; Erik zu packen, ins Haus zu schieben und dort mit ihm eine heiße Nummer hinzulegen. Mit Sicherheit hätte er sich nicht gewehrt und eine Handlung dieser Art sogar begrüßt. Aber Erik war betrunken. Dylan wollte das weder ausnutzen noch sich dessen Reizen unbedacht hingeben. Warum um alles in der Welt gelangten sie immer an den Punkt, der Zweifel aufwarf?

      Eine bloße Männerfreundschaft schien zwischen ihnen einfach nicht zu funktionieren.

      Dylan befreite sich aus der Umarmung, denn Eriks Nähe dauerte zu lange an.

      «Du solltest schlafen», sagte er. Mit den Fingerspitzen hielt er Eriks Körper auf Abstand.

      «Ach ja …» Erik bog sich vor. Es fehlte nicht viel und ihre Lippen hätten sich berührt.

      Dylan wich abermals aus. «Schaffst du es jetzt allein?»

      Erik wankte. Das zweideutige Grinsen in seinem Gesicht verschwand nicht, doch er gab sich einen Ruck und machte einen Schritt in Richtung Tür. «Ja, selvfølgelig!» Er vergrub eine Hand in der Hosentasche und zog den Schlüsselbund hervor. «God natt!»

      «Gute Nacht!» Dylan wartete, bis Erik aufgeschlossen hatte und im Haus verschwand. Das wilde Pochen seines Herzens ließ nach. Er marschierte über den Hof, blieb abermals stehen, drehte sich wieder um und starrte so lange auf das Fenster im Obergeschoss, bis er Erik erblickte, der winkte und die Vorhänge zuzog.

      Dylan atmete auf. Auch um den letzten Reiz hatte er erfolgreich einen Bogen gezogen. Es reichte auf allen Ebenen. Er gähnte und freute sich auf das Bett. Als er den Blick jedoch in die Ferne richtete, sah er die Hunde, die auf dem Vorplatz liefen und im Eingang des anderen Hauses stand Thor. Wie lange schon?

      «Du bist ja früh auf!», rief er ihm entgegen.

      «Und du spät dran!», antwortete Fahlstrøm. Wie so oft kamen seine Worte ohne hörbare Wertung über seine Lippen; so emotionslos und ruhig, dass Dylan verunsichert reagierte. War Thor amüsiert oder verärgert über den zeitlichen Verzug?

      «Du wusstest, dass wir den Tag feiern wollten.» Trotz der Erklärung marschierte Dylan langsamer. Warum zog Thor die Augenbrauen zusammen?

      «Der Umzug endet normalerweise gegen 14 Uhr», sagte er.

      Dylan hob die Schulter an. Vor der Treppe zum Haus blieb er stehen. «Ja. Aber wir waren noch bei einer Party von …» Er stoppte, da er realisierte, dass er gar nicht wusste, wie der Gastgeber, in dessen Wohnung er sich aufgehalten hatte, geheißen hatte. «Direkt an der Karl Johans Gate. Ich konnte vom Balkon aus über die Straße bis zum Schloss gucken.» Seine Stimme gluckste vor Begeisterung. «Ich habe den König gesehen und den Prinzen.» Er schwärmte. «Der sah richtig gut aus: mit weißen Handschuhen und schwarzem Zylinder.»

      «Den Prinzen», wiederholte Thor unbeeindruckt. «Aha. Und danach?»

      «Danach?» Dylan


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