Gesammelte Werke. Ricarda Huch

Gesammelte Werke - Ricarda Huch


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Lutter, seitdem Königslutter, bestattet. Neben ihm ruhen seine geliebte Frau Richenza, die ihn immer begleitete, sein Schwiegersohn, Herzog Heinrich der Stolze von Bayern, der sein siegreicher Mitstreiter in Italien gewesen war, und seine Tochter Gertrud.

      Große Macht empfahl damals nicht zur Kaiserwahl; die Fürsten sahen deshalb nach Lothars Tode von Heinrich dem Stolzen ab, der zugleich über Sachsen und Bayern gebot, und wählten Konrad von Staufen, den Bruder desselben Friedrich, der sich gegen Lothar nicht hatte durchsetzen können. Um seines Gegners Macht zu mindern, nahm ihm Konrad das Herzogtum Bayern und gab es seinem Halbbruder Leopold, dem Sohn des Markgrafen von Österreich, den seine Mutter Agnes, die Tochter Heinrichs IV., nach dem Tode ihres ersten Mannes geheiratet hatte. Nach dem frühen Tode Heinrichs des Stolzen erneuerte Konrad den Versuch, Welfen und Staufer durch eine Heirat zu versöhnen, indem er die Witwe Gertrud, die berühmte Sächsin, wie die Chroniken der Zeit sie nennen, mit seinem Halbbruder Heinrich verheiratete. Sie starb schon im folgenden Jahre an einer schweren Geburt und hinterließ ihr Erbe ihrem Sohn aus erster Ehe, der wie sein Vater Heinrich hieß und später der Löwe genannt wurde.

      Konrad III. war sowohl an Liebenswürdigkeit wie an Erfolglosigkeit dem fränkischen König Konrad I. ähnlich, und auch darin, daß er hochherzig genug war, mit Übergehung seines eigenen, noch im kindlichen Alter stehenden Sohnes seinen bereits bewährten Neffen, Friedrich, Herzog von Schwaben, zur Nachfolge zu empfehlen. Friedrich I., der in Italien, wo seit der Zeit des Arminius das blonde Gelock der Germanen geliebt wurde, den Beinamen Barbarossa erhielt, ist ein Symbol der Kaiserzeit geworden, einer, dessen Name für alle steht, vielleicht deshalb, weil der Mittagshöhe seiner Regierung so bald der Absturz folgte. Wie die ersten Salier waren die Staufer ein herrisches Geschlecht, streng gegen andere und streng gegen sich im Erfassen ihrer kaiserlichen Pflicht. Die Möglichkeit, daß das Reich eine Erbmonarchie werde, in den Augen der Fürsten und des Papstes eine große Gefahr, brachten sie der Verwirklichung nah. Karl den Großen und Otto den Großen hatte Friedrich I. als Vorbilder stets vor Augen; was ihn persönlich von ihnen unterschied, war seine wachsame Selbstzucht an Stelle ihres breiteren, argloseren Sichgehenlassens. Friedrich hatte nicht den hohen Wuchs der Salier, er war nur mittelgroß, aber seine Haltung war so königlich, daß er trotzdem durch seine Erscheinung imponierte. Das Imperatorische seiner Gesinnung äußerte sich in seinen Mienen, die immer das Bewußtsein der Größe seiner Aufgabe widerspiegelten. Es machte großen Eindruck, daß er nach der Salbung und Krönung in Aachen, als einer seiner Dienstmannen, der wegen eines schweren Verbrechens in Ungnade gefallen war, sich ihm zu Füßen warf in der Meinung, in diesem Augenblick auf Verzeihung rechnen zu können, ihn abwies mit der Begründung, nicht aus persönlicher Abneigung, sondern um der Gerechtigkeit willen sei der Schuldige von seiner Gnade ausgeschlossen und müsse es bleiben; damit schien er anzudeuten, daß er sich mehr von der Gerechtigkeit als von der Gnade wolle leiten lassen. Strenge Beobachtung des Rechtes hat er sich während seiner ganzen Regierung angelegen sein lassen.

      Seine erste Sorge ließ es Friedrich sein, die Spaltung im Reiche, die sich im Gegensatz der Staufer und Welfen ausdrückte, zu überwinden. War er doch im Hinblick darauf gewählt worden, daß er aus der Ehe eines Staufers mit einer Welfin stammte – seine Mutter war Judith, Tochter Herzog Heinrichs des Schwarzen von Bayern – so daß man sagte, er könne wie ein Eckstein die Kluft zwischen den zwei Häusern schließen. In großartiger Weise führte er die Versöhnung dadurch herbei, daß er seinem um sieben Jahre jüngeren Vetter Heinrich, dem Herzog von Sachsen, das Herzogtum Bayern wiedergab. Das war deshalb schwierig, weil Bayern zuvor dem Markgrafen Heinrich Jasomirgott von Österreich wieder abgenommen werden mußte, der Friedrichs Halbbruder war und keinen Anlaß zu irgendeiner Klage gegeben hatte. Nach umständlichen Verhandlungen glückte es dem König, den Besitzwechsel ohne Erregung von Feindseligkeiten zu vollziehen, indem er einen Teil von Bayern abtrennte und mit Österreich vereinigte und die bisherige Markgrafschaft zum Herzogtum Österreich erhob. Vor der Stadt Regensburg fand im September 1157 die in der Folge so bedeutungsvolle Handlung statt: Heinrich Jasomirgott verzichtete auf Bayern, indem er dem Kaiser sieben Fahnen übergab, die der Kaiser seinem Vetter Heinrich überreichte; von diesen gab Heinrich zwei, die die Ostmark bedeuteten, dem Kaiser zurück, der sie nunmehr seinem Halbbruder gab als Zeichen der Belehnung, nachdem er die Ostmark mit den übrigen österreichischen Grafschaften zu einem Herzogtum Österreich zusammengeschlossen hatte. Eine besondere Begünstigung war es, daß Heinrich Jasomirgotts Frau an der Belehnung teilnahm, damit die Erbfolge auch in weiblicher Linie Geltung habe. Friedrich hatte bewußt einen Feind, seinen Vetter Heinrich, zu einem sehr mächtigen Manne gemacht, indem er darauf rechnete, einen mächtigen und dankbaren Freund zu gewinnen. Der großmütige Gedanke war klug, wenn der Herzog von Bayern und Schwaben seine Macht für den Kaiser einsetzte. Dann stand die gesamte Macht des geeinigten Deutschland dem Kaiser zur Verfügung.

      Die zweite schwere Aufgabe, die den jungen König erwartete, war das Verhältnis zum Papst und zu Italien zu ordnen. Wie er das Verhältnis zum Papst auffaßte, zeigte er dadurch, daß er gegen den Willen des Papstes auf der Einsetzung des Bischofs Wichmann von Zeitz zum Erzbischof von Magdeburg bestand und sie durchsetzte.

       Inhaltsverzeichnis

      Das Gefühl des deutschen Volkes war so beleidigt durch die Art und Weise, wie Heinrich V. seinen Vater überlistet und vergewaltigt hatte, daß es in ihm als dem einzigen in der Reihe seiner Kaiser nur den Bösen sehen konnte; aber wenn er auch ganz ohne die gemütlichen Züge war, die dem Deutschen das Bild seiner Großen liebenswert machen, hat er doch tatkräftig und folgerichtig regiert, und zwar gerade in bezug auf das Verhältnis des Reichs zur Kirche. Heinrich V. hatte sich mit päpstlicher Unterstützung gegen seinen Vater aufgelehnt, um das Reich an sich zu bringen, nicht um ein Werkzeug des Papstes zu werden. Da er als König fortfuhr, Bischöfe einzusetzen, als verstehe sich das von selbst, brach der Streit zwischen Kaiser und Papst sofort wieder aus. Paschalis II. liebte die Deutschen nicht, aber er war ein ehrlicher Gegner und rein in seiner kirchlichen Überzeugung, zu ehrlich, zu rein für einen Papst, der zugleich Beherrscher Italiens und der Welt sein wollte. Als der König den Papst fragen ließ, was denn aus ihm werden solle, und was denn die Grundlage des Reiches bilden solle, wenn ihm die Investitur der Bischöfe entrissen werde, da ja die früheren Könige fast alles der Kirche übergeben hätten, antwortete der Papst: die Kirche solle mit dem Zehnten und Opfer zufrieden sein, der König aber solle alle Güter und Regalien, die von Karl, Ludwig, Otto, Heinrich und seinen übrigen Vorgängern der Kirche übergeben worden wären, für sich und seine Nachfolger zurückerhalten. Er selbst wolle die Güter und Regalien auf rechtliche Weise der Kirche nehmen. Es war eine Antwort, wie ein Kind sie hätte geben können, die einzige Antwort, die dem Recht entsprach, verblüffend in der Einfachheit und Schärfe, mit der sie den unlösbaren Knoten des Konfliktes durchschnitt. Der Kaiser, ein besserer Menschenkenner als der Papst, glaubte nicht an die von jenem eröffnete Möglichkeit; aber er konnte dabei nur gewinnen und stimmte zu. Eine Bereicherung der Krone, wie kein König sie mehr zu denken wagte, wäre die Rückgabe des Kirchengutes gewesen, von unabsehbaren, vielleicht umwälzenden Folgen für das Reich. So wurde im Jahre 1111 die merkwürdige Vereinbarung abgeschlossen, bei welcher der König auf die Investitur verzichtete, und der Papst eine Urkunde aufsetzte, um im Namen der kirchlichen Würdenträger die Regalien, die sie seit Karl dem Großen erhalten hatten, zurückzugeben. Der entrüstete Widerspruch der italienischen wie der deutschen Bischöfe zwang Paschalis, sein gegebenes Wort zurückzunehmen, worauf der König um den Verrat zu rächen, mit einem Heer Rom überfiel und den Papst nebst einigen Bischöfen und Kardinälen gefangennahm. Allein er hatte zu viel Feinde, um in diesem Streite siegen zu können: ein Teil der Bischöfe, Burgund und Frankreich traten auf die Seite des Papstes, vor allen Dingen war es aber wieder der Abfall der Sachsen, der ihn nötigte, seine Macht gegen den Norden zu wenden. Beide Teile sahen endlich ein, daß sie vom Äußersten ihrer Ansprüche etwas aufgeben mußten, und so kam im Jahre 1122 auf einem Fürstentage zu Worms das Konkordat zustande; der unglückliche Paschalis war einige Jahre vorher gestorben. Der Kaiser gewährte allen Kirchen sowohl im Königreiche wie im Kaiserreiche die kanonische Wahl, nämlich die Wahl der Bischöfe durch das Kapitel, und überließ dem Papst und der Kirche die Investitur mit Stab und Ring; der Papst, es war Calixtus II.,


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