Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen

Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen


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Und wer sich erniedrigt, der wird erhöhet.

       (Unruhig.)

       Erhöhet? Gewiß, so wird mir geschehn; –

       Es ist ganz unmöglich, sich’s anders zu denken.

       Das Schicksal wird meine Schritte lenken.

       Dies ist eine Prüfung; ich werd’ sie bestehn, –

       Und für eine Zukunft, da Freude sein wird, –

       Dafern der Herr mir Gesundheit verleihn wird.

       (Schüttelt die Gedanken ab, zündet sich eine Zigarre an, streckt sich aus und starrt in die Wüste hinaus.)

       Welch unermeßliche, endlose Leere! –

       Dort in der Ferne schreitet ein Strauß. –

       Was im Gefüge des Weltenbaus

       Gott wohl plante mit diesem Meere

       Sandes, mit diesem alles versagenden,

       Diesem verbrannten, niemandem tragenden; –

       Diesem Bruch der Erde, der brach liegt!

       Diesem Leichnam, der tempelschänderisch

       In der Schöpfung reichem Gemach liegt!

       Wozu ward er? Die Natur ist verschwenderisch.

       Ist dies die See, dort im Osten, der Flor

       Von Silber? Unmöglich! Nur Sinnenbetrug!

       Die See liegt im Westen; zurück und empor

       Gedämmt durch ragender Dünen Zug –

       (Ein Gedanke durchblitzt ihn.)

       Gedämmt? So könnt’ ich –! Die Höhen sind schmal.

       Gedämmt! Ein Durchbruch nur, ein Kanal, –

       Und, ein Lebensstrom, würden die Wasser brüllen

       Herein durch den Schlund und die Wüste füllen!

       Bald würd’ der ganze glühende Plan

       Blaun, ein gekräuselter Ozean.

       Die Oasen würden als Inseln ihn kleiden,

       Bergküste würde des Atlas Grat;

       Die Segler würden wie Sturmvögel schneiden

       Der Karawanen ertrunkenen Pfad.

       Lebenshauch würde zerstreuen das Qualmen

       Der Dünste, und Tau würde triefen die Wolk’;

       Stadt um Stadt würde bauen das Volk,

       Und Gras würde grünen um schwankende Palmen.

       Südwärts der Sahara würd’ alle Flur

       Küstengebiet mit verjüngter Kultur.

       Dampf würde treiben Timbuktus Fabriken;

       Bornu bekäm’ europäischen Stil;

       Nach Habes hinauf würd’ den Forscher man schicken

       Im sichern Waggon bis zum oberen Nil.

       Mitten im Meer, auf ‘nem fetten Eiland,

       Geb’ ich der Norwegerrasse dann Freiland;

       Das Gudbrandstal hat ja schier königlich Blut;

       Kreuzung mit Arabern ‘s Übrige tut.

       Auf einer Bucht ansteigendem Strand

       Geb’ dannPeeropolis allem die Weihe! –

       Die Welt ist abgelebt. Jetzt kommt die Reihe

       An Gyntiana, mein junges Land.

       (Springt auf.)

       Nur Kapitalien, so sprießt es empor. –

       Einen Schlüssel von Gold zu des Meeres Tor!

       Kreuzzug dem Tod! Heraus aus der Katzen,

       Geizhals, die zwecklos gehüteten Batzen!

       Für Freiheit pocht es in allen Brüsten; –

       Gleich dem Esel der Arche will rufen ich laut

       Übern Erdball und bringen die Meerwasserbraut

       Meinen harrenden, schmachtenden Zukunftsküsten.

       Fort, fort! Kapital zusammengekehrt!

       Mein Reich, – mein halbes Reich für ein Pferd!

       (Das Pferd wiehert in der Felsenschlucht.)

       Ein Pferd! Und Kleider! – Und Waffen – und Schätze

       (Tritt näher.)

       Unmöglich! Nein, wirklich –! Mir ward wohl gelehrt

       Irgendwo, daß der Wille Berge versetze; –

       Doch daß er sogar versetzt ein Pferd –!

       Gewäsch! Genug: Dort Roß, hie Reiter; –

       Ab esse ad posse und so weiter und so weiter –.

       (Zieht die Kleider über die seinigen an und blickt an sich herab.)

       Sir Peter, – und Türke vom Scheitel bis zur Sohl’!

       Wer prophezeite wohl gestern solch Heute!

       Spute Dich, Grane mein, preisliche Beute!

       (Steigt in den Sattel.)

       Güldne Pantoffel als Bügel! Ei wohl!

       Am Reitzeug erkennt man die fürnehmen Leute!

       (Er galoppiert in die Wüste hinein.)

      (Zelt eines Araberhäuptlings, einsam auf einer Oase.)

      (Peer Gynt in seiner orientalischen Tracht, auf Polstern ruhend. Er trinkt Kaffee und raucht aus einer langen Pfeife. Anitra und eine Schar Mädchen tanzen und singen ihm vor.)

      Chor der Mädchen.

       Der Prophet ist erschienen!

       Der Prophet, mit Allweisheit begabet,

       Der Herr, der Prophet ist erschienen,

       Zu uns übers Sandmeer getrabet!

       Der Prophet, der das Rechte stets triffet,

       Uns ist er, uns ist er erschienen,

       Zu uns durchs Sandmeer geschiffet!

      Jauchzt zu Flöten und Tamburinen:

       Der Prophet, der Prophet ist erschienen!

      Anitra.

       Sein Zelter der Milch gleicht, der weißen,

       Die fleußt in des Paradieses Bronnen.

       Beugt Euch! Kniet! Er ist gnädig gesonnen!

       Seine Augen sind Sterne voll mildem Gleißen.

       Doch welch Erdenkind trägt

       Den Glanz des Glanzes, der ihnen entschlägt?

      Durch die Wüste kam er.

       Gold und Perlen entsprangen auf seiner Brust.

       Wo er hinkam, ward Glanz und Lust.

       Wo er schied, hat der Samum gewütet,

       Wo er schied, Nacht und Dürre gebrütet.

       Durch die Wüste kam er,

       Kam geschmückt er einher,

       Wie ein irdisch Geborener!

       Die Kaaba, die Kaaba steht leer; –

       Selbst hat’s beschworen er!

      Chor der Mädchen.

       Jauchzt zu Flöten und Tamburinen:

       Der Prophet, der Prophet ist erschienen!

       (Die Mädchen tanzen zu gedämpfter Musik.) Peer Gynt.

       Ich las mal gedruckt, – und darin liegt Verstand, –

       Es gilt kein Prophet im eigenen Land.

       Dies Leben hier will mir weit besser behagen

      


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