Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen
Ich sperrte zu mein Paradies
Und nahm den Schlüssel mit.
Der Nord mein Schiff vom Strande blies,
Indes die Schönen, die ich ließ,
Nachweinten meinem Schritt.
Gen Süden schnitt des Kieles Pflug
Der Salzflut schwankend Land.
Wo schlanker Palmen stolzer Zug
Geleitet blauer Buchten Bug,
Da steckt’ ich es in Brand.
Ein Wüstenschiff erklettert’ ich,
Ein Schiff auf Beinen vier.
Aufschäumt’ es unterm Sporenstich; –
Ich bin ein Vogel; fange mich, –
Vom Zweig ich tirilier’!
Anitra, Palmenmost! Wer mäß’
Von Dir genug sich zu!
Selbst der Angoraziege Käs
Ist kaum ein halb so süß Geäs,
Anitra, ach, denn Du!
(Hängt die Laute über die Schulter und kommt näher.)
Lauscht sie mit gespannter Miene?
Hat mein Liedchen sie gehört?
Späht sie, hinter der Gardine,
Undrapiert und hold betört?
Horch! Das klang, als ob gewaltsam
Von ‘ner Flasch’ der Stöpsel sprang.
Da! Da wieder! Welch ein Klang!
Liebesseufzer? – Nein, Gesang; – –
Nein, – ein Schnarchen, unaufhaltsam. –
Süßer Laut! Anitra, schlummere!
Nachtigall, hör’ auf zu flehn!
Jedes Leid soll dir geschehn,
Störst du frech ihr sanft Geschummere!
Zwar es heißt: wie’s geht, mag’s gehn!
Bülbül ist wie ich ein Sänger;
Ach, ich will es nur gestehn:
Beide sind wir Rattenfänger
Kleiner, liebeskranker Feen.
Laue Nacht und Liederschall
Sind uns gleiche Herzensweide;
Wenn wir singen, sind wir beide
Wir, Peer Gynt und Nachtigall.
Und just, daß sie schläft, die Kleine,
Krönt mein Glück; just dies, daß meine
Lippen schier den Becher kippen,
Ohne dran auch nur zu nippen – –;
Doch da ist sie ja, – halloh!
Nun, ‘s ist gleich, so oder so.
Anitra (vom Zelt her.)
Riefst Du, Herr, nach Deiner Magd?
Peer Gynt.
Der Prophet, ja, hat gerufen.
Tollgewordne Katzen schufen
Störung ihm mit ihrer Jagd.
Anitra.
Ach, kein Jagdgelärm war, Herr, es;
Etwas weit Verfänglicheres.
Peer Gynt.
Was denn?
Anitra. Laß mich schweigen!
Peer Gynt. Sprich!
Anitra.
Ich erröte –
Peer Gynt (nähert sich ihr.)
War’s am Ende,
Was so ganz erfüllte mich
Bei des Steins verliebter Spende?
Anitra (erschrocken.)
Dich vergleichen, Erdenzier,
Einem eklen Katzentier!
Peer Gynt.
Kind, im Punkt der Liebe steht
Oft ein Kater und Prophet
Auf dem nämlichen Tapet.
Anitra.
Herr, des Scherzes Rede geht wie
Honig Dir vom Mund.
Peer Gynt. Mein Kind;
Du, wie Dein Geschlecht, Ihr seht nie
Große Männer, wie sie sind!
Ich bin scherzhaft, laß Dir sagen,
Und zu zweien umsomehr.
Meine Stellung läßt mich tragen
Einer Maske ernste Wehr.
Pflichten machen ungemächlich;
All dies Sorgen und Gescher’
Mit den Leuten hin und her
Macht mir oft den Kopf recht schwer;
Doch dies ist nur oberflächlich. –
Dummes Zeug! Im Tête-à-tête
Bin ich Peer, – ja der, nur der.
Hui, da läuft er, der Prophete;
Und hier hast Du Deinen Peer!
(Setzt sich unter einen Baum und zieht sie an sich.)
Komm, Anitra, komm und träume
Mit mir in der Palme Fächeln!
Ich will flüstern, Du sollst lächeln;
Wollen dann die Rollen wechseln;
Und, indes ich lächelnd säume,
Sollst Du Liebesworte drechseln!
Anitra (legt sich ihm zu Füßen.)
Süß sind Deine Worte, mag mir
Auch ihr Sinn nur selten nahen.
Herr, kann Deine Tochter, sag’ mir,
Also lauschend Seele fahen?
Peer Gynt.
Seele, Geistes Licht und Wissen
Sollst Du seiner Zeit nicht missen.
Wenn im Ost auf Rosenstreifen
Golddruck meldet: Nacht verschwunden!
Geb’ ich Dir, mein Püppchen, Stunden;
Und Du sollst mir köstlich reifen.
Aber in der Mondnacht Stille
Wär’ es eines Toren Grille,
Mit verstaubter Weisheit Beten
Als Magister aufzutreten. –
Ist doch auch der Seele Lehen
Nicht als Hauptsach’ zu begreifen.
Wird doch meist aufs Herz gesehen.
Anitra.
Herr! In Deiner Rede Strahlen
Schillert Glanz, wie von Opalen.
Peer Gynt.
Geist, zu scharf, ist Geisteslosheit;
Feigheit, aufgeknospet, Bosheit;
Wahrheit in der Übergift,
Rückgewandte Weisheitsschrift.
Ja, mein Kind, Gott soll mich strafen,
Lebt nicht manch ein Feuergeist,
Dem sich der Erkenntnis Hafen
Erst nach schweren Stürmen weist.
Kannte einen dieser Kerle, –
In dem ganzen Brack die