Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen

Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen


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einer Nacht ist mit ihm nicht zu handeln.

       Die Kerle sei’n auf der Hut; denn – gewißlich! –

       Mit Elefanten zu spielen ist mißlich! – –

       Und da wagen sie’s dreist mit ihm anzubandeln!

      Ich, ich bin schuldlos; der Opferteller,

       Kann ich beweisen, empfing meinen Heller.

       Doch was hab’ ich davon? – Es gibt zwar ein Wort:

       Ein gut Gewissen ein sanft Ruhekissen.

       Das hilft wohl auf trockenem Boden fort,

       Doch taugt es auch nur einen Deut an Bord?

       Da wird das Lamm mit den Böcken zerrissen.

       Zur See kannst du niemals du selber sein,

       Mußt mit den andem von Deck zu Freund Hein.

       Schlägt die Stunde der Strafe für Bootsmann und Koch,

       So heißt es fein mit in das naßkalte Loch; –

       Als einzelner wird man da glatt übergangen,

       Und – mitgefangen, heißt’s, mitgehangen. –

      Du warst zu fromm, Peter; das war dumm.

       Jetzt lohnt dir Undank das ganze Wesen.

       Weiß Gott, wär’ ich jünger, ich sattelt’ noch um,

       Ging’ hin und kehrte mit schärferem Besen.

       Pah; noch ist es Zeit! Man soll von mir sagen:

       Peer Gynt hat gelernt, den Kopf hoch zu tragen!

       Den Hof will ich wieder, ob’s biegt oder bricht; –

       Ein Schloß soll draus werden, hochragend und licht.

       Doch keinen will ich im Haus drinnen sehn!

       Vorm Tor soll’n sie stehn und die Hüte drehn; –

       Bitten und betteln, – das sei ihr Pläsier;

       Doch keiner bekommt einen Schilling von mir; – –

       Wenn mich das Schicksal immer bloß knechten kann,

       So find’ wohl auch ich Leut’, mit denen ich rechten kann – –

      Der fremde Passagier (steht im Dunkel an der Seite Peer Gynts und grüßt freundlich.)

       Guten Abend!

      Peer Gynt. Guten Abend! – Was wollen Sie hier –?

      Der Passagier.

       Ich bin, zu dienen, Ihr Mitpassagier.

      Peer Gynt.

       Ich dachte, daß ich der einzige sei.

      Der Passagier.

       Ein kleiner Irrtum, der nun vorbei.

      Peer Gynt.

       Doch ist mir, wo Sie bis heute staken, –

       Ein Rätsel –

      Der Passagier.

       Ich bin dem Tag nicht gut.

      Peer Gynt.

       Sie sind vielleicht krank? Sie sind weiß, wie ein Laken –

      Der Passagier.

       Nein, danke, – mir war nie wohler zu Mut.

      Peer Gynt.

       Das stürmt heut!

      Der Passagier. Ja, ein gesegneter Sturm.

      Peer Gynt.

       Gesegnet?

      Der Passagier.

       Die See geht hoch wie ein Turm.

       Köstlich! Mir wässern schon, Freund, die Kiefern!

       Wie viele Wracks wird diese Nacht liefern; –

       Und wie viele Leichen für Fisch und Wurm.

      Peer Gynt.

       Behüte!

      Der Passagier.

       Sahn Sie schon einen gehenkt –

       Erstickt – ertrunken –?

      Peer Gynt. Geschenkt! Geschenkt!

      Der Passagier.

       Die Leichen lachen. Doch nur gezwungen;

       Und die meisten bissen sich gern in die Zungen.

      Peer Gynt.

       Hören Sie auf –!

      Der Passagier. Eine Frage bloß.

       Bekäme das Schiff nun zum Beispiel ‘nen Stoß –

       Und sänke –

      Peer Gynt. Sie meinen, das könnt’ geschehn?

      Der Passagier.

       Wie soll ich Ihnen drauf Rede stehn?

       Doch gesetzt nun, ich schwämme und Sie gingen drauf –

      Peer Gynt.

       Ach, Unsinn –

      Der Passagier.

       Ich stell’s nur als Möglichkeit auf.

       Doch, ist sie, wie hier, nicht gar allzu fern,

       So sperrt man sich wohl nicht mit milden Gaben –

      Peer Gynt (greift in die Tasche.)

       Ah, Geld!

      Der Passagier.

       Nein; – aber ich möchte gern

       Ihren sehr geehrten Kadaver haben!

      Peer Gynt.

       Jetzt wird mir’s zu bunt!

      Der Passagier. Nur den Leichnam, verstehn Sie!

       Es ist um der Wissenschaft willen –

      Peer Gynt. Jetzt gehn Sie!

      Der Passagier.

       Ich bitte Sie, stell’n Sie sich doch zum Entgelt vor:

       Ich öffne Sie kunstvoll und leg’ Sie der Welt vor.

       Ich gehe besonders dem Sitz der Träume nach, –

       Und prüf’ Ihnen außerdem kritisch die Säume nach –

      Peer Gynt.

       Vom Leib mir!

      Der Passagier. Freund, – ein ertrunken Gespenst –!

      Peer Gynt.

       Lästrer! Sie reizen das Wetter! Das grenzt

       Wahrlich an Tollheit! Wenn Sturmwind, Regen,

       Seegang und, was da noch kommen kann,

       Uns nun wirklich das Handwerk legen,

       Ist Ihr Übermut schuld daran – –!

      Der Passagier.

       Sie sind nicht bei Laune zu weitrem Verhandeln;

       Die Zeit wird vielleicht Ihren Sinn noch wandeln – –

       (Grüßt freundlich.)

       Wir sehn uns beim Sinken, wenn nicht zuvor!

       Ich hoffe, Sie sind dann bei besserm Humor.

       (In die Kajüte ab.) Peer Gynt.

       Greuliches Volk, diese Wissenschaftskerle!

       Solch ein Freidenkertum –

       (Zum Bootsmann, der vorübergeht.)

       He! Mein Mitpassagier, –

       Freundchen, – was ist das für eine Perle?

      Der Bootsmann.

       Ich weiß von keinem als Ihnen hier.

      Peer Gynt.

       Von keinem –? Das wird immer unheimlicher.

       (Zum Jungmann, der


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