Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen

Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen


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meinen! Reibt sich die Hände und geht auf und ab. O Gott, wie himmlisch ist es doch, mit seinen Mitbürgern zusammenzustehen in brüderlichem Vereine!

      Petra. Und so viel Gutes und Nützliches vollbringen zu können, Vater!

      Stockmann. Ja, Du, und noch dazu für seine eigene Vaterstadt!

      Frau Stockmann. Es hat geklingelt.

      Stockmann. Das ist er sicher. – – Es klopft. Herein!

      Stadtvogt durch das Vorzimmer. Guten Morgen.

      Stockmann. Willkommen, Peter!

      Frau Stockmann. Guten Morgen, Herr Schwager. Wie geht es?

      Stadtvogt. Danke, so – so. Zu Stockmann. Gestern abend nach Bureauschluß habe ich Deine Abhandlung erhalten, die Wasserverhältnisse des Bades betreffend.

      Stockmann. Ja. Hast Du sie gelesen?

      Stadtvogt. Allerdings.

      Stockmann. Und was sagst Du zu der Sache?

      Stadtvogt mit einem Seitenblick. Hm –

      Frau Stockmann. Komm, Petra. Sie und Petra ab in das Zimmer links.

      Stadtvogt nach einer Pause. War es nötig, diese ganzen Untersuchungen hinter meinem Rücken anzustellen?

      Stockmann. Ja, solange ich nicht absolute Gewißheit hatte, so –

      Stadtvogt. Und die glaubst Du also jetzt zu haben?

      Stockmann. Ja; davon hast Du Dich doch wohl selbst überzeugt.

      Stadtvogt. Ist es Deine Absicht, der Badeverwaltung dieses Aktenstück als eine Art offiziellen Dokuments vorzulegen?

      Stockmann. Jawohl. Es muß doch etwas in der Sache geschehen; und das sogleich.

      Stadtvogt. Wie gewöhnlich gebrauchst Du in Deiner Abhandlung starke Ausdrücke. Unter anderm sagst Du: das, was wir unsern Badegästen bieten, wäre eine permanente Vergiftung.

      Stockmann. Ja, Peter, kann man es denn anders nennen? Denk doch nur – vergiftetes Wasser zu innerlichem wie äußerlichem Gebrauch! Und das für arme, kranke Menschen, die im guten Glauben ihre Zuflucht zu uns nehmen und ihr schweres Geld bezahlen, um ihre Gesundheit wieder zu erlangen!

      Stadtvogt. Und dann kommst Du in Deiner Deduktion zu dem Resultat, daß wir eine Kloake bauen müssen, die besagten Schmutz aus dem Mühltal aufnehmen kann, und daß die Wasserleitung umgelegt werden muß.

      Stockmann. Ja, weißt Du einen andern Ausweg? Ich nicht.

      Stadtvogt. Ich habe mir heut früh beim Stadtingenieur im Zimmer was zu schaffen gemacht. Und bei dieser Gelegenheit brachte ich, so halb im Scherz, die Rede auf diese Maßregeln als auf eine Sache, die wir in Zukunft vielleicht einmal in Erwägung ziehen müßten.

      Stockmann. In Zukunft einmal!

      Stadtvogt. Er lächelte über meine vermeintliche Extravaganz – natürlicherweise. Hast Du Dir die Mühe genommen, zu überlegen, wie hoch die vorgeschlagenen Veränderungen zu stehen kommen würden? Nach den Aufschlüssen, die mir geworden sind, würden die Ausgaben wahrscheinlich in die Hunderttausende gehen.

      Stockmann. So teuer sollte das sein?

      Stadtvogt. Ja. Und dann kommt das Schlimmste. Die Arbeit würde mindestens einen Zeitraum von zwei Jahren beanspruchen.

      Stockmann. Zwei Jahre, sagst Du? Ganze zwei Jahre?

      Stadtvogt. Mindestens. Und was sollen wir inzwischen mit dem Bade machen? Sollen wir es schließen? Ja, dazu würden wir genötigt sein. Oder glaubst Du vielleicht, es würde ein Mensch zu uns kommen, sobald es ruchbar würde, daß das Wasser gesundheitsgefährlich ist?

      Stockmann. Ja, Peter, das ist es aber doch.

      Stadtvogt. Und das alles jetzt, – grade jetzt, da die Anstalt im Aufblühen ist. In den Nachbarstädten sind auch gewisse Vorbedingungen vorhanden, die sie zu Badeorten qualifizieren. Glaubst Du, die Leute würden nicht sofort alles daransetzen, um den ganzen Fremdenstrom an sich zu ziehen? Das ist über allem Zweifel. Und dann ständen wir da; wahrscheinlich müßten wir die ganze teure Anstalt abreißen; und dann hättest Du Deine Vaterstadt ruiniert.

      Stockmann. Ich – ruiniert –!

      Stadtvogt. Einzig und allein durch das Bad hat die Stadt eine nennenswerte Zukunft vor sich. Das siehst Du doch gewiß ebensogut ein wie ich.

      Stockmann. Aber was, meinst Du denn, soll geschehen?

      Stadtvogt. Ich habe aus Deiner Abhandlung nicht die Überzeugung gewinnen können, daß die Wasserverhältnisse des Bades so bedenklich sind, wie Du sie darstellst.

      Stockmann. Eher sind sie noch schlimmer, Du! Oder sie werden es wenigstens im Sommer, wenn die heißen Tage kommen.

      Stadtvogt. Wie gesagt, ich glaube, Du übertreibst bedeutend. Ein tüchtiger Arzt muß seine Verhaltungsmaßregeln zu treffen wissen, – er muß verstehen, schädlichen Einwirkungen vorzubeugen und ihnen abzuhelfen, wenn sie sich ganz augenscheinlich geltend machen sollten.

      Stockmann. Und dann? – Was weiter –?

      Stadtvogt. Die Wasserversorgung des Bades, so wie sie existiert, ist nun einmal ein Faktum und muß selbstverständlich als ein solches behandelt werden. Doch voraussichtlicher Weise wird die Direktion seinerzeit nicht abgeneigt sein, in Erwägung zu ziehen, inwieweit es mit erschwinglichen pekuniären Opfern möglich sein wird, gewisse Verbesserungen einzuführen.

      Stockmann. Und auf solche Hinterlist, meinst Du, würde ich jemals eingehen?!

      Stadtvogt. Hinterlist?

      Stockmann. Jawohl, es wäre eine Hinterlist, – eine Betrügerei, eine Lüge, geradezu ein Verbrechen am Publikum, an der ganzen Gesellschaft!

      Stadtvogt. Ich habe, wie ich schon bemerkte, nicht die Überzeugung gewinnen können, daß Gefahr im Verzuge ist.

      Stockmann. Doch hast Du das. Es ist nicht anders möglich. Meine Darstellung ist schlagkräftig und richtig, das weiß ich! Und Du siehst das auch sehr wohl ein, Peter; aber Du willst es nur nicht wahr haben. Du hast es durchgesetzt, daß die Badegebäude wie auch das Wasserwerk da angelegt wurden, wo sie jetzt liegen; und das ist es – dieser verdammte Mißgriff ist es, den Du nicht eingestehen willst. Pah! glaubst Du, daß ich Dich nicht durchschaue?

      Stadtvogt. Und wenn dem so wäre? Wenn ich vielleicht mit einer gewissen Ängstlichkeit über meinem Ansehen wache, so geschieht das zum Frommen der Stadt. Ohne moralische Autorität kann ich die Geschäfte nicht so führen und leiten, wie ich es für das Wohl des Ganzen am zweckdienlichsten erachte. Deshalb – und aus diversen anderen Gründen, – ist mir viel daran gelegen, daß Deine Darstellung nicht an die Badedirektion gelangt. Im Interesse des Gemeinwohls muß sie zurückgehalten werden. Ich werde dann später die Sache zur Diskussion bringen, und wir werden in aller Stille unser Bestes tun; aber nichts – auch nicht das leiseste Wort darf in dieser fatalen Angelegenheit zur Kenntnis der Öffentlichkeit gelangen.

      Stockmann. Ja, das wird sich wohl nicht verhindern lassen, mein lieber Peter.

      Stadtvogt. Es muß und wird sich verhindern lassen.

      Stockmann. Das geht nicht, sage ich Dir; es wissen schon zu viel Leute darum.

      Stadtvogt. Wissen darum! Wer? Doch wohl in aller Welt nicht diese Herren vom »Volksboten«, die –?

      Stockmann. O ja; die auch. Die freisinnige, unabhängige Presse wird schon dafür sorgen, daß Ihr Eure Schuldigkeit tut.

      Stadtvogt nach einer kurzen Pause. Du bist ein grenzenlos unbesonnener Mensch, Thomas. Hast Du nicht bedacht, welche Folgen das für Dich selbst haben kann?

      Stockmann. Folgen? Folgen für mich?

      Stadtvogt. Für Dich und die Deinen – jawohl.

      Stockmann. Was zum Teufel soll das heißen?

      Stadtvogt. Ich glaube, ich bin Dir mein Lebelang


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