Geistesgegenwärtig führen. Daniel Zindel

Geistesgegenwärtig führen - Daniel Zindel


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ausgestaltet, durchdacht und geleitet sein. Wir legen uns und der Öffentlichkeit Rechenschaft darüber ab, wie wir unseren gemeinsamen Glauben an Christus, wie wir unser gemeinschaftliches Miteinander und wie wir den Arbeitsalltag ausgestalten wollen.

      Zweitens: Die drei Ebenen sollen sinnvoll und »stimmig« aufeinander bezogen sein. Führung und Prägung gehen von der Spitze der Pyramide aus. Die obere Ebene wirkt immer auf die untere. Selbstverständlich hat die untere Ebene eine Rückkoppelung auf die obere: Wer zusammen als Arbeitsteam ein Unfallkrankenhaus führt, wird kaum fünf Stunden Kontemplation täglich einbauen können. Umgekehrt wird ein Einkehrhaus der Stille mehr als eine Andacht zu Wochenbeginn anbieten. Die Pyramide mag sich hoch und schmal oder breit ausladend mit sanfter Neigung präsentieren. – Wo die Spitze abgebrochen ist und damit die wesentliche Steuerungsinstanz und Prägkraft verloren gegangen ist, verliert die christliche Organisation ihre Legitimation.

      Das Ganze soll drittens eine konstante Baustelle bleiben, wo wir ständig Abbruch- und Aufbauarbeiten auf einer der drei Ebenen und damit zugleich auf den beiden anderen vorzunehmen haben. Es ist Aufgabe der Leitenden, dabei die Gesamtschau ob all der alltäglichen Kleinarbeit nicht aus den Augen zu verlieren.

       Anmerkungen

      1 vgl. Stephen R. Covey, Die sieben Wege zur Effektivität, Campus, Frankfurt am Main 1998, 53 ff

      2 Lukas 15,29

      3 Ezechiel 34,2 ff.

      4 Matthäus 4,4

      5 Gertrud Höhler, Die Sinn-Macher, Econ, Düsseldorf 2002, 18

      6 Höhler, 19

      7 Offenbarung 22,17

      8 Richard Rohr, Von der Freiheit loszulassen – letting go, Claudius, München 1992, 28

      9 Jean Vanier, In Gemeinschaft leben, Herder, Freiburg 1993, 65

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       Der Engel und der Schuster – geistesgegenwärtig führen (II)

      Betrachten Sie nochmals das Bild vom Engel und dem Schuster. Es ist weitgehend in dunklen Farben gehalten. Schusterwerkstätten sind keine lichtdurchfluteten Empfangshallen von Banken und Großkonzernen. Wo ist die Lichtquelle? Alles Licht kommt von oben, es strahlt vom weiß gekleideten Engel ab, der wie eine Lampe das Gesicht des Schuhmachers erleuchtet und seinen Arbeitsplatz in Licht taucht, so dass die linke Hand, der Hammer und die Schuhsohle hell hervortreten.

      Der Engel eröffnet eine neue Dimension, indem er Licht in die Werkstatt bringt. Er rückt die Arbeit des Handwerkers ins rechte Licht.

      Management ist zweck- und leistungsorientiert. Was wollen wir erreichen? Mit welchen Mitteln? In welcher Zeit? Woran erkennen wir, dass wir das Ziel erreicht haben? Management ist ganz am Tun orientiert. Die Spiritualität durchbricht den Rahmen des Tuns von oben her. Wir brauchen den Engel, der Erleuchtung mit sich bringt, damit wir die Dinge im rechten Licht schauen. »Du bist die Quelle – alles Leben strömt aus dir. In deinem Licht sehen wir das Licht.«1 Uns Leitenden darf immer wieder neu ein Licht aufgehen.

      Ohne Erleuchtung von oben her wissen wir nicht, ob wir das Rechte tun oder bloß die falschen Dinge richtig anpacken. Wir sind vielleicht wertschöpfend – laben uns und leben, aber nicht an der Quelle, wir sind somit nicht wirklich von Werten geleitet schöpferisch.

      Management ist Aktivität. Wir machen. Werden wir vom Engel überrascht, so handelt jetzt er. Wir lassen geschehen und sind empfänglich für den Gedankenblitz von oben, der uns als Wink aus einer anderen Welt anrührt. So führen wir geistesgegenwärtig.

      Wie das Licht, so kommt von oben her ein breites, rotes Band ins Bild. Die rote Bahn verläuft nach unten wie ein Wandbehang oder ein ausgerollter roter Teppich. Rot ist die Farbe des Feuers, der Glut, der Leidenschaft und der Liebe.

      Macher leben gefährlich, weil sie sich verausgaben und ausbrennen. Sie müssen immer wieder neu Feuer fangen, damit sie mit einem feu sacré in der Arbeit stehen. »Abgelöschte« Leiter bewegen kaum, sie bewahren Traditionen wie Asche, statt dass sie ein Feuer hüten. Wo nicht eine göttliche Glut sie nährt, zehren sie von Erfolgen und leben letztlich auf Kosten ihrer selbst und anderer. Macher sind Techniker, die alles im Griff zu haben scheinen. Sie brauchen indessen Anschluss an die Leidenschaft und Glut der göttlichen Liebe von oben, sonst wird ihre kühle Sachlichkeit unbarmherzig, lieblos und blind: »Man sieht nur mit dem Herzen gut« (Antoine de Saint-Exupéry).

       Managergebet

      Komm, Heiliger Geist, du Sonnensonne,

      erleuchte mich. Schenke mir deine Geistesblitze. Bring dein Licht ins Dunkel meiner verworrenen Pläne und Absichten. Durchleuchte meine Beweggründe. »In deinem Licht sehen wir das Licht«.2 – Bewahre mich davor, erfolgreich das Falsche zu tun.

      Komm, Heiliger Geist, ewiges Feuer,

      ich bin ein glimmender Docht, entzünde mich neu. Steck mich mit Begeisterung an, damit ich feurig und geistesgegenwärtig den Auftrag erfüllen kann, zu dem ich berufen bin. Nicht das Strohfeuer der beruflichen Herausforderung, die mich wie ein Kick motiviert, suche ich. Nicht das betörende Fieber, das mich erfüllt, wenn ein neues Projekt ansteht, sondern deine ewige Glut lasse mich zu dem werden, als den du mich siehst. Lass mich brennen wie der Dornbusch, lass mich glühen, ohne verzehrt, ohne aufgebraucht zu werden.

      Amen.

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