Die Habsburger. Albert Stähli
Albert Stähli
DIE HABSBURGER
Eine Dynastie prägt Europas Geschichte
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Frankfurter Allgemeine Buch
Frankenallee 71 – 81
60327 Frankfurt am Main
Umschlag: Nina Hegemann, Frankfurt am Main
Satz: Wolfgang Barus, Frankfurt am Main
1. Auflage
Frankfurt am Main 2020
eISBN 978-3-96251-100-5
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, vorbehalten.
Für Nada, Esther und Thoma
Inhalt
Von den Anfängen in der Schweiz bis Rudolf I
Der lange Weg zur Vormachtstellung: von Albrecht I bis Maximilian I
Kampf für Krone und Katholizismus
Heilige Allianzen in unruhigen Zeiten
Zwei Staatsmänner gegen Liberalismus und Nationalismus
Die Habsburger als Mäzene und Vorreiter der Wissenskultur
Was wir von den Habsburgern lernen können
Prolog
Die Geschichte Europas gründet auf Burgen, Schlössern und Büchern. Insofern ist dieses Buch ein wahrhaft europäisches, denn die Geschichte der darin ins Heute zurückgeholten Dynastie beginnt auf einer Burg im schweizerischen Aargau und endet in Schloss Schönbrunn in Wien. Genau genommen beginnt und endet sie im schweizerischen Muri. Dort hat vor eintausend Jahren ein Stammvater der Habsburger ein Kloster gestiftet, und als hätte er’s mitfühlend vorhergesehen, liegt nun im Schutze seines Altars das Herz des letzten Kaisers und Königs von Österreich-Ungarn begraben.
Seit dem Mittelalter stellten die Habsburger die römischdeutschen Könige und die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie weitere hundert Jahre die Kaiser von Österreich. Es ist nicht übertrieben zu sagen: Das Haus Habsburg hat die Geschichte Europas geprägt. Dank mehr als einmal strategisch geplanter Erbfälle, Entschlossenheit und ihrer im Motto Europas in varietate concordia zum Ausdruck kommender Integrationsfähigkeit gehören die Habsburger zu den wenigen Dynastien, die in der Alten wie in der Neuen Welt und sogar im Fernen Osten ihre Spuren hinterlassen haben. Was Karl von Habsburg, geboren 1961 und amtierender Chef des Hauses Habsburg (2020), auf den denkbar kürzesten Nenner bringt: „Über Jahrhunderte waren Vertreter meiner Familie in führenden politischen Positionen in Europa (kurzfristig auch in Lateinamerika) tätig.“
„Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich, heirate.“ Diese berühmte Abwandlung eines Verses von Ovid führt den Erfolg der Habsburger auf ihre geschickte Heiratspolitik zurück. Und es stimmt ja auch: Bereits im Kindesalter wurden die jungen Erzherzoge und Erzherzoginnen mit den Sprösslingen anderer Herrschergeschlechter vermählt, auf dass ein günstiges Geschick den weiteren Ausbau des Hauses Habsburg befördern möge … Doch auch von nicht blaublütig Geborenen forderte die Macht des felix Austria ihren Tribut. Neben Hochzeiten waren Kriege ein selbstverständlicher Teil der habsburgischen Politik.
Unter der Führung des Hauses Habsburg wurde Österreich im ausgehenden 18. Jahrhundert zum hartnäckigsten Gegner des revolutionären Frankreich. Nach dem Sieg über Kaiser Napoléon wurde das Land unter Staatskanzler Fürst von Metternich zum Hauptträger der neuen, auf dem Wiener Kongress festgelegten europäischen Ordnung. Doch auch er konnte die Revolutionen von 1848 nicht verhindern. Sie erschütterten das kontinentale Gefüge ebenso wie die Säulen der habsburgischen Macht. Das Glück kehrte Österreich-Ungarn den Rücken. Schuld daran waren der große Metternich und ein Habsburger, der die geistigen Fesseln seiner Herkunft nicht sprengen konnte. So entluden sich die nationalen Ressentiments in der großen Völkerschlacht des Ersten Weltkriegs. Mit dem letzten österreichischen Kaiser Karl I endeten die Monarchie und die Herrschaft der Habsburger.
In diesem Buch zeichne ich nach, auf welche Weise die Habsburger fast 700 Jahre (in) Europa regiert haben. Ich frage aber auch, ob und gegebenenfalls was wir daraus für unsere heutigen Führungstätigkeiten