Philosophieren mit Dilemmata. Группа авторов
Der anschließende Praxisteil wartet mit einigen Vorschlägen auf, wie sich Dilemmata konkret im Unterricht umsetzen lassen. Die vorgestellten Beispiele machen evident, welche Chancen Dilemmata mit sich bringen, aber auch, welche Schwierigkeiten sie im Unterricht bereiten können und wie man diese meistern kann.
Der dritte und letzte Teil des Buches, der Materialteil, enthält eine Sammlung von 43 Zwickmühlen. Neben einigen Klassikern finden sich dort auch zahlreiche eher unbekannte Dilemmageschichten. Damit die didaktische Methode des Philosophierens mit Dilemmata nicht eintönig verläuft, haben bei der Auswahl auch innovativere Präsentationsweisen eine Rolle gespielt: Zwar werden die meisten Dilemmata als klassische Kurztexte vorgestellt, darüber hinaus aber auch in Form von (nacherzählten) Filmausschnitten oder Comics.
Der Band endet mit einer umfangreichen Auswahlbibliographie, in die unter Berücksichtigung der zu Beginn umrissenen Zielgruppen ausschließlich Beiträge zum Einsatz von Dilemmata aus didaktischer Perspektive aufgenommen worden sind.
Endnoten
1Vgl. Artikel: „Dilemma“, in: Regenbogen, Armin; Meyer, Uwe (Hrsg.): Wörterbuch der philosophischen Begriffe, begründet von Kirchner, Friedrich und Michaëlis, Carl, fortgesetzt durch Hoffmeister, Johannes, PhB 500, Felix Meiner Verlag, Hamburg 2013, S. 151 – 152.
2Vgl. Peters, Martina; Peters, Jörg: „Der Einsatz von Gedankenexperimenten im Philosophie- und Ethikunterricht“, in: Peters, Martina; Peters, Jörg (Hrsg.): Philosophieren mit Gedankenexperimenten, Methoden im Philosophie- und Ethikunterricht, Bd. 2, Felix Meiner Verlag, Hamburg 2020, S. 7 – 12: S. 7.
3Zenker, Frank: „Argumentationstheorien“, auf: Internet Archive Wayback Machine vom 31. Mai 2012, auf: https://web.archive.org/web/20120531132628/http://www.frankzenker.de/downloads/Zenker%202008_Argumentationstheorie_RUB.pdf#page=13 (Stand: 15. 08. 2020).
4Es ist unklar, a) was der Begriff „richtig“ hier eigentlich bedeuten soll und b) wie viele Möglichkeiten, „etwas richtig zu tun“, im Terminus „richtig“ bereits angelegt sind.
5Vgl. Artikel: „Dilemma“, in: Redaktion Schule und Lernen: Schülerduden Philosophie. Ein Lexikon zu Philosophie und Ethik für Schule und Studium, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2002 (völlig neu bearbeitete Auflage), S. 93 – 94: S. 93.
6Vgl. Artikel: „Dilemma“, in: Schischkoff, Georgi (Hrsg.): Philosophisches Wörterbuch, begründet von Schmidt, Heinrich, KTA 13, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1991, S. 142.
7Vgl. Artikel: „Dilemma“, in: Regenbogen, Armin; Meyer, Uwe (Hrsg.): Wörterbuch der philosophischen Begriffe, a.a.O., S. 151 – 152.
8Vgl. Artikel: Überlebensschuld-Syndrom, auf: https://de.wikipedia.org/wiki/%C3 %9Cberlebensschuld-Syndrom (Stand: 30.089.2020).
9Dahl, Edgar: „Ein unerträgliches Dilemma“, in: Humanistischer Pressedienst, Ausgabe vom 17. Januar 2014, auf: https://hpd.de/node/17615/seite/0/1 (Stand: 30. 08. 2020).
10Schmidt, Thomas: „Gibt es unauflösbare moralische Konflikte?“, auf: https://www.philosophie.hu-berlin.de/de/lehrbereiche/ethik/mitarbeiter/schmidt/schmidt-moralische-konflikte-zuerich-30 - 09 - 2015.pdf (Stand: 30. 08. 2020).
11Ibid.
12Vgl. dazu das sechsstufige Stufenschema Kohlbergs.
13Ähnlich argumentiert auch Johnson, Lee: Ethical Dilemmas to Pose to Students, auf: https://classroom.synonym.com/ethical-dilemmas-pose-students-8066466.html (Stand: 10. 08. 2020).
14Rolf, Bernd: „›Wie soll ich mich entscheiden?‹ Dilemmata im Philosophie- und Ethikunterricht“, in: Ethik & Unterricht 11/2001, Heft 3: Praktische Philosophie, S. 18 – 22: S. 18.
Die Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion
Georg Lind
Wie kann man die Fähigkeit effektiv fördern, Probleme und Konflikte auf der Grundlage moralischer Prinzipien durch Abwägen und Diskutieren zu lösen, statt durch Gewalt, Betrug oder Unterwerfung unter andere? Wie kann man also das fördern, was wir Moralkompetenz nennen? Die meisten, wenn nicht alle Methoden der Moralerziehung zielen auf die Vermittlung ethischer Konzepte oder auf die Änderung moralischer Einstellungen und Werthaltungen oder auf die Modifikation des „Verhaltens“. Keine dieser Methoden scheint geeignet, Moralkompetenz zu fördern. Die wenigen Studien, die es dazu gibt, zeigen kaum Effekte.1 Einige haben, wie die experimentellen Studien von Hartshorne und May2 zeigen, sogar einen negativen Effekt: Jugendliche, die in der Sonntagsschule in Religion unterwiesen wurden, neigten eher zur Übertretung von Regeln als zum Beispiel Schüler von Reformschulen (progressive schools). Auch die Methode der „Werteklärung“, die zeitweise stark genutzt wurde, zeigt kaum Wirkung.3 Zu anderen Methoden liegen bislang kaum Studien vor, in denen die Wirksamkeit für die Moralkompetenz geprüft wurde. Zu den wenigen Methoden der Moralerziehung, die empirisch evaluiert wurden und sich als wirksam erwiesen, gehören die Blatt-Kohlberg-Methode der Dilemmadiskussion, die Kohlberg trotz ihrer Wirksamkeit nicht mehr empfiehlt, und die hieraus entwickelte Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion. Beide sollen hier vorgestellt werden. Beide Methoden haben wenig gemein mit spontanen Diskussionen, mit Rollenspielen, mit philosophischen Seminardiskussionen oder mit den im angelsächsischen Raum bekannten Debatten, die auch bei uns populärer werden.
Die Dilemma-Methode von Blatt und Kohlberg
Moshe Blatt und Lawrence Kohlberg4 waren wohl die ersten, die Dilemmadiskussionen einsetzten, um Moralkompetenz zu fördern. Diese Methode erwies sich auf Anhieb als sehr wirksam. In einer Analyse der weit über hundert Studien, die in den 1970er und 80er Jahren veröffentlicht wurden, ergab sich eine mittlere Wirksamkeit von d = 0.86 bzw. r = 0.405