Delicious 2 - Catch me | Erotischer Roman. Alice White

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Augenblick, für den Fall, dass er doch etwas hätte sagen wollen. Doch er vergrub sich wieder in seinen Papieren. Also stand ich auf und wandte mich von ihm ab.

      »Entschuldige wegen heute Morgen.«

      »Schon vergessen«, meinte ich noch und schloss die Tür hinter mir. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch verließ ich sein Büro. Es schien ihm ernsthaft schlecht zu gehen, und dass ich nicht wusste, warum, zerrte an mir. Ich wollte nicht, dass es mir naheging, zumal ich ja gar nicht wusste, was Sache war. Aber es sah nicht danach aus, als hätte ihm bloß jemand den Seitenspiegel vom Auto abgebrochen. Es sah eher nach schlechten Nachrichten aus – privater Natur.

      Ich beendete meine Schicht und fuhr erschöpft, aber vor allem mit gedrückter Stimmung nach Hause. Ich war den ganzen Tag so wütend auf Marlon gewesen und im Bruchteil einer Sekunde war meine Wut verflogen gewesen und hatte sich in Sorge umgekehrt. Verdammter Mist. Ich machte mir sonst wirklich selten um jemanden Sorgen. Da oben wollte es mir einer wohl richtig schwer machen, mich von Marlon fernzuhalten.

      ***

      »Na, Feierabend?« Bea kam mir auf der Treppe im Hausflur entgegen.

      »Japp.«

      »Ich schmeiß nur eben eine Maschine Wäsche an. Willst du noch auf ein Bierchen und Pizza rüberkommen? Ich hab vor zehn Minuten eine bestellt, die reicht bestimmt auch für uns zwei.« Ich hatte tatsächlich den ganzen Tag über noch nichts gegessen. Pizza klang super.

      Zwanzig Minuten später saßen wir auf Beas Couch und aßen.

      »Tut das gut.« Ich biss genussvoll in mein Pizzastück. Bea hatte bei meinem Lieblingslieferanten bestellt. Es schmeckte wie immer köstlich.

      Es wurde ein Abend, wie er entspannter nicht hätte sein können. Wir feixten, tranken und ließen es uns einfach nur gut gehen. Bea gab eine haarsträubende Anekdote nach der anderen über Herrn von und zu Heinemann zum Besten, während ich von Hendrik und mir schwärmte und dabei kein nacktes Detail ausließ. Immer wieder stieß Bea ein lautes Plüsch aus und klatschte begeistert in die Hände. Ich freute mich etwas weniger plüschig, ließ mich aber von ihrer ansteckenden Art einfach mitreißen.

      »Wollt ihr zwei vielleicht nächste Woche zum Konzert kommen? Das wäre doch ein super Date. Dann könntest du Herrn von und zu Heinemann auch direkt mal in seiner heimischen Umgebung begutachten. Na, wäre das was?« Ich überlegte. Es sprach eigentlich nichts dagegen. Beas letztes Konzert hatte mir sehr gefallen. Ob Hendrik sich dafür begeistern könnte, wusste ich nicht, aber die Gelegenheit, diesen aufgeblasenen Staubwedel mal aus der Nähe zu betrachten, das klang mehr als spaßig.

      »Ich frage ihn und gucke, ob ich eventuell mit jemandem meine Schicht tauschen kann.« Sie nickte zufrieden.

      »Erwartest du jemanden?«, fragte Bea einen Augenblick später.

      »Wieso?«

      »Ich glaube, bei dir klingelt jemand.« Wir wurden ganz still und lauschten.

      »Tatsächlich. Erwarten tue ich niemanden. Vor allem nicht um diese Uhrzeit. Das kann eigentlich nur André sein. Ich kenne keinen, der sonst so spät bei mir auftauchen würde. Bin gleich wieder da.« Doch Bea hatte die Neugier gepackt und sie folgte mir in meine Wohnung. Ich hob den Hörer der Gegensprechanlage ab und horchte. »Ja?«

      »Püppi, bist du wach?«

      »Püppi? Wer nennt dich denn so?«, fragte Bea etwas belustigt.

      »Das ist Marlon.«

      »Der hört sich aber nicht mehr ganz nüchtern an. Was will der denn von dir?« Ich zuckte mit den Schultern. Dann fiel mir seine gedrückte Stimmung vom Nachmittag wieder ein.

      »Lässt du mich rein? Püppi, bitte, ich brauche dich.« Ich schmolz fast dahin. Bea fasste sich gerührt ans Herz. Dass Marlon schon beträchtlich lallte, überhörten wir bewusst.

      »Der war den ganzen Tag schon so komisch. Irgendwas stimmt nicht.«

      »Na, dann lass ihn doch rein. Du wirst doch wohl noch männliche Freunde haben dürfen«, fügte sie hinzu. In diesem Moment hatte sie sicher recht. Dennoch zögerte ich. »Jetzt lass ihn schon rein.« Sie drückte einfach auf den Türöffner.

      »Bea, was tust du denn?«

      »Dir helfen, ein guter Freund zu sein.« Im Hausflur hörte ich Marlons Schritte hallen. In den wenigen Sekunden, die es dauerte, bis er oben ankam, fühlte ich einen dicken Kloß im Hals heranwachsen.

      »Püppi, ich bin so froh, dich zu … Oh, du bist nicht allein.« Marlon stand vor meiner Tür und fasste sich verlegen ins Gesicht. Er schwankte. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn jemals betrunken erlebt zu haben. Er stützte sich an der Wand ab.

      »Du erinnerst dich an Bea?«

      »Hi, Marlon«, begrüßte sie ihn knapp.

      »Püppi, es tut mir leid. Das war eine ganz dumme Idee. Ich gehe besser wieder.« Bevor ich etwas sagen konnte, lief er wackelig die Treppe hinunter und ich ließ ihn. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Bea verschränkte die Arme und schaute mich tadelnd an.

      »Los doch. Hinterher. So kannst du Marlon nicht gehen lassen. Dem passiert ja sonst noch was.« Sie hatte recht. Schon wieder. Ich schaute ihm geistesabwesend nach.

      »Na schön, ich bekomme das hin.«

      »Du weißt ja, wo du mich findest, wenn du Hilfe brauchst.« Bea drückte mir ein Küsschen auf die Wange und verschwand in ihrer Wohnung. Ich huschte Marlon nach. Der hatte es nicht mal bis zur Haustür geschafft und sich unten auf die Treppe gesetzt. Ich ging zu ihm hinunter und kniete mich vor ihm hin.

      »Glaub nicht, dass ich hier sitze, weil ich nicht mehr laufen kann. So schlimm ist es nicht.« Er wollte sich scheinbar einen Rest Stolz bewahren.

      »Also schön, was ist los? Du wolltest mit mir reden, hier bin ich.«

      »Püppi, ich … ich will nicht reden.« Ich hatte befürchtet, dass er so etwas sagen würde.

      »Was ist los, Marlon?« Ich setzte mich vorsichtig an seine Seite.

      »Ich will nicht reden, Püppi.«

      »Nenn mich nicht immer so.«

      »Ich kann nicht anders. Du bist meine Püppi, daran hat sich nichts geändert. Ich, ach …« Er legte resignierend die Hände aufs Gesicht. Wir schwiegen. Was hätte ich dafür gegeben, ihn jetzt trösten zu dürfen. Ich wollte nicht mal wissen, weswegen. Ich wollte ihm einfach nur das geben, was er brauchte. Jedoch war der Wunsch nicht stark genug, um es tatsächlich zu tun.

      »Warte kurz hier.« Marlon nickte. Er war schon zu benebelt, um mich zu fragen, wo ich hinging. So schwer es mir auch fiel, wusste ich, dass es jetzt nur einen gab, den ich anrufen konnte. Ich lief ins Wohnzimmer und holte mein Telefon.

      »Alex? Ist alles in Ordnung?«, fragte Hendrik am anderen Ende der Leitung.

      »Bei mir schon, aber bei Marlon nicht.« Ich erklärte kurz die Lage. Hendrik antwortete sehr einsilbig, versprach, sich sofort anzuziehen, und legte auf.

      Ich setzte mich wieder zu Marlon und harrte der Dinge.

      »Willst du mir nicht vielleicht doch erzählen, was los ist?« Er schüttelte den Kopf.

      »Püppi, ich will nicht reden. Ich will dich küssen. Dich in meine Arme nehmen und …« Ich legte ihm die Hand auf den Mund. Ich wollte nicht, dass er etwas sagte, was er später bereuen könnte. Zumal ich nicht abschätzen konnte, wie viel Alkohol gerade aus ihm sprach. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob ich wirklich imstande gewesen wäre, Nein zu sagen, würde er mich küssen wollen. Er verstummte und gab auch kein weiteres Wort von sich, bis es an der Tür klingelte. Das Läuten hatte er nicht mal registriert.

      »Hey, komm rein. Ich weiß nicht, was bei ihm los ist. Er war schon den ganzen Tag so komisch.« Hendrik beugte sich zu Marlon hinab und klopfte ihm auf die Schulter.

      »Na, Kumpel, alles klar?«

      »Hendrik?


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