101 Dinge, die man über Golf wissen.. Michael F. Basche

101 Dinge, die man über Golf wissen. - Michael F. Basche


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existiert eine konkrete Spiellinie, die schnurstracks zum Grün führt. Alle Hindernisse liegen davon entfernt und haben bei halbwegs zielgenauem Ballflug lediglich optische Wirkung. Das bestrafende („penal“) Design ist ein Relikt aus den eben beschriebenen Anfängen des Platzbaus. Sekt oder Selters heißt die Devise, ohne Alternativen: Scheitert man am Hindernis, droht Schlagoder gar Ballverlust.

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      Kreative Konzeption: „Eine Golfrunde sollte 18 Inspirationen bieten“, wissen exzellente Designer.

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      Hilfe aus Hollywood: Für den Bau des Steinbruchs auf dem Palmer South Course im irischen K Club wurden eigens Experten für Spezialeffekte angeheuert.

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      Königsdisziplin strategisches Design

      Das heroische Design, gleichsam bekannt als „Risk and Reward“ hat bestrafende Spurenelemente. Der Architekt legt dem Golfer ein Hindernis in den direkten Weg zum Grün, das es zu über- oder umspielen gilt – Bunker, Wasser, Richtungswechsel. Wer was wagt, der gewinnt und wird mit einem kürzeren oder bunkerfreien Schlag Richtung Fahne belohnt. Oder mit beidem.

      Der strategische Loch-Typ schließlich ist die Königsdisziplin des Golfdesigns. Auf jeder Bahn werden mehrere Wege zum Grün angeboten. Sie unterscheiden sich durch Art und Schwierigkeit der Hindernisse bzw. der Schläge, die zur Bewältigung notwendig sind. Schon am Tee ist der Golfer gefordert, eine Route zu wählen, die unter den herrschenden Bedingungen für seine Spielstärke erfolgversprechend erscheint. Der im Jahr 2000 verstorbene Star-Architekt Robert Trent Jones Sr. sagte einmal: „Das strategische Design soll den denkenden Spieler belohnen.“

      10 Mehr als nur Rasenmähen

      Das Greenkeeping

      Es gilt, eine Lanze zu brechen für die Gilde der Greenkeeper, die weit mehr sind als nur Rasenmäher. Im Maximalfall sind sie ausgebildete oder gar studierte Agronome, die das Gras wachsen hören, Verantwortung für die Umwelt tragen und zu eher unkomfortablen Zeiten den Golfern die Bühne bereiten. Statt aufzulisten, was die Hüter der Halme leisten, um einen Platz in Schuss zu halten, hier ein paar Hinweise, was Golfer fürs Greenkeeping tun können:

      Geduld haben, beispielsweise, wenn Mäher oder Manpower vermeintlich das Spiel behindern: Wir Golfer haben (Frei-)Zeit, es ist zu unserem Besten. Oder mal fragen, was es mit der Arbeit auf sich hat. Wissen über das Wesen der Wiese schadet nicht. Anerkennende Worte kommen auch immer gut an. Nie den heimischen Garten oder gar ferne Golfplätze als Vergleich heranziehen. Das sollte mit Vorträgen über Mikroklimata nicht unter drei Stunden geahndet werden.

      Überhaupt: Respekt zeigen. Greenkeeper räumen nicht hinter uns auf, nur weil wir Beitrag oder Greenfee bezahlen. Das Zurücklegen von Divots und das Ausbessern von Pitchmarken (siehe Kapitel 28) versteht sich von selbst.

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      Kollege Mäher: Autonom agierende Maschinen (per GPS und App) entlasten das Greenkeeping-Personal für Aufgaben, die wirklich der Handarbeit bedürfen.

      11 Schwingel und der Kuckuck

      Braunes Gras ist besseres Grün

      Noch ein Missverständnis ist auszuräumen: Wenn ein Golfplatz braun und ausgetrocknet wirkt, ist die Wiese weder tot, noch hat der Betreiber vergessen, die Wasserrechnung zu zahlen. Gräser fallen bei unwirtlichen Bedingungen – Hitze, Trockenheit, Kälte – bloß in einen Ruhezustand, salopp formuliert in den „Stand-by“-Modus: Der Halm pfeift aufs Grünsein und spart sich die Kraft fürs Überleben. Kommt beizeiten belebendes Nass, blüht der Teppich wieder auf. Im Idealfall golden oder lavendelblau.

      Sowieso: Braun ist vielfach das bessere Grün. Denn braunes Gras steht vor allem für genügsame und widerstandsfähige Gräser, die nicht Tonnen von Dünger und Pestiziden sowie opulente Wassergaben brauchen, um allen Widrigkeiten zu trotzen. Festuca ist so ein „gutes“ Gras. Der ausdauernde Schwingel, originärer Belag von Linkskursen, gedeiht prächtig auf mageren, sandigen Böden.

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      Rasenkunde: „Gute“ Gräser wie Festuca brauchen keine Unmengen Dünger oder Pestizide sowie opulente Wassergaben, um der Witterung zu trotzen.

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      Umstellung: Angesichts von Hitzesommern und Wetterextremen ist Wassermanagement elementar, es werden künftig nur noch Abschläge und Puttflächen beregnet.

      Sein Antipode ist Poa Annua, das einjährige Rispengras: fett, dicht, fast blaugrün, so recht nach der Grün-Hybris vieler Golfer. Per Windbestäubung nistet sich der Schmarotzer in Graspopulationen ein, als Kuckuckskind im fremden Nest quasi, das alles andere aushungert. Poa Annua wird man schwierig wieder los, kommt meist wieder.

      Um der Sisyphusarbeit zu entgehen, wurden Plätze vielfach direkt mit der krautigen Pflanze eingesät. Dabei braucht Poa gegenüber Festuca doppelt so viel Wasser, Düngung, Pflege. Wenn es trotzdem eingeht, bleiben kahle Flächen. Also wird der eigentlich kurzlebige Kuckuck über jeden Winter gepäppelt, weil er irgendwann nicht mehr sterben darf.

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      Wassermanagement in Hitzesommern

      Dabei kommt dem Wassermanagement angesichts der jüngsten Hitzesommer und Extremwetterlagen elementare Bedeutung zu. Die Golfer werden sich darauf einstellen müssen, dass es künftig keine weichen Fairways mehr gibt, nur noch Abschläge und Grüns beregnet werden – das ist gegenüber der Öffentlichkeit gerade noch zu rechtfertigen. Fein raus sind alle Anlagen, die dieser Entwicklung mit der Aussaat entsprechender Rasenmischungen bereits vorgegriffen haben.

      12 Refugien für Fauna und Flora

      Golf und Ökologie

      Es muht, mäht, meckert und gackert, flötet, zirpt und schwirrt, sprießt und blüht: Auf den Golfplätzen hat der ökologische Geist Einzug gehalten. Vorbei sind die Zeiten, als auf Teufel komm raus gewässert, gespritzt und gedüngt wurde, Hauptsache, die Spielwiese ist dickflorig und sattgrün. Vorbei ist auch, dass kostbares Nass verplempert und der Untergrund mit chemischen Düngemittel- und Pestizid-Keulen kontaminiert wird. Was früher sämtliche Gründenker auf die Palme brachte, naturgemäß flächenintensive Golfplatz-Projekte nämlich, sind heutzutage vielfach Refugien für Fauna und Flora, Rückzugsräume der Artenvielfalt. Sowieso werden nur rund 40 Prozent der Fläche für den Spielbetrieb selbst benötigt. „Unter Wahrung ökologischer Aspekte kann die Golfanlage absolut eine Aufwertung der Natur darstellen“, sagt der Landschaftsarchitekt und Platzdesigner Christian Althaus, Düsseldorf.

      Es würde zu weit führen, auf die verschärften Restriktionen für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die vielerorts praktizierte Abkehr von Kunstdünger einzugehen. Kurz: Der Trend geht zu natürlichen Substanzen, zur bioaktiven Golfplatzpflege, bei der die Experten etwa fermentierte Algen oder kompostierten Waldbodenbelag einsetzen. Ohnehin beträgt der Nährstoffverbrauch eines Golfplatzes im Vergleich zu einer landwirtschaftlichen Nutzung maximal 30 Prozent. Das sorgt für gute Böden, besseres Grundwasser und Gewässerbiotope von hoher Güte.

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